Die rote Agenda
sollte sie erneut in solche
Schwierigkeiten geraten, nicht noch einmal davonkommen würde. Sie dachte an die
Redensart, Katzen hätten sieben Leben. Und sie war sich sicher, ihre sieben
Leben verbraucht zu haben.
»Diese drei
haben sehr darauf geachtet, nicht gehört zu werden«, sagte Astoni gerade.
»Wichtig
ist, dass ihr heil davongekommen seid. Jetzt esst zu Ende und legt euch dann
hin.« Ogden wandte sich an Verena. »Ich schaue später noch einmal nach dir und
sage dir gute Nacht, wenn du dann noch wach bist.«
Sie nickte.
»Einverstanden. Doch ich glaube, sobald ich im Bett liege, falle ich in
Tiefschlaf. Du brauchst ja bestimmt eine Weile, um die drei zu verhören.«
»Das ist
wahrscheinlich«, gab Ogden zu und küsste sie auf die Wange. »Dann sehen wir uns
also morgen. Gute Nacht. Auch Ihnen, Herr Professor.«
Ogden ging
in einen der Technikräume zu Stuart. Der telefonierte gerade mit Alimante und
gab Ogden ein Zeichen, am Nebenanschluss mitzuhören.
[194] »Es war
eine ziemlich einfache Operation. Dank dem Mikrochip haben wir ihr Versteck
leicht ausfindig gemacht«, sagte Stuart.
»Sehr gut.
Wusste Ogden von dem Chip?«
»Natürlich«,
log Stuart.
»Ich hätte
geschworen, er weiß es nicht«, sagte Alimante. »Wie dem auch sei, ohne
Mikrochip hätte es schlecht für uns ausgesehen. Während Sie im Einsatz waren,
habe ich mit Attilio Branca gesprochen. Er hat mir den Namen des Mannes
genannt, der den Diebstahl der Agenda angeordnet hat: Es handelt sich um den
berühmten Senator, der in den Notizen des Richters mehrmals vorkommt. Bei der
Unterredung war eine…«, Alimante unterbrach sich, weil er das richtige Wort
suchte, » besondere Person anwesend. Von beiden habe
ich wertvolle Informationen erhalten, einige sind ziemlich überraschend. Morgen
erkläre ich Ihnen, wie ich diese günstigen Umstände zu nutzen gedenke, um die
Operation zu beschleunigen.«
»Ich
verstehe«, unterbrach ihn Stuart. »Es freut mich, dass Sie die Situation, in
der wir uns befinden und die schließlich Menschenleben gekostet und Verena
Mathis und Paolo Astoni in Lebensgefahr gebracht hat, als günstig betrachten«, bemerkte Stuart und betonte das Adjektiv. »Und wer soll diese besondere Person sein?«
»Sie haben die Gabe, mich immer
misszuverstehen«, rief Alimante verärgert aus. »Und überhaupt, seit wann sorgen
Sie sich derart um den moralischen Aspekt? Sie wissen ganz genau, dass ich Frau
Mathis und Professor Astoni nicht in diese Lage bringen wollte! Doch lassen wir
das, manchmal ist es unmöglich, mit Ihnen zu diskutieren. Wie dem auch sei, [195] wir
haben die Agenda, und dem Dienst ist es gelungen, die Geiseln zu befreien, ohne
auf unsere besonderen Freunde zurückzugreifen, die
mir übrigens schon angeboten hatten, uns zu helfen. Wenn Frau Mathis nicht
diesen Mikrochip gehabt hätte, dann wäre deren Hilfe, das kann ich Ihnen
versichern, un-ent-behr-lich gewesen«, hob er hervor. »Was die drei Slawen
angeht, so verhören Sie sie gründlich, ich will wissen, wer sie beauftragt hat.
Es handelt sich sicher um einen Strohmann, doch es ist von Vorteil, auch die
kleinen Fische zu kennen. Was gedenken Sie übrigens nach dem Verhör mit ihnen
zu tun?«
»Haben Sie
einen Vorschlag?«
»Das
überlasse ich Ihnen. Was zählt, ist herauszubekommen, was sie wissen, auch wenn
es bestimmt nicht viel ist. Mit Sicherheit wird keiner kommen, um sie
auszulösen. Wie geht es übrigens Frau Mathis und Herrn Astoni?«
»Zum Glück
gut.«
»Sehr
schön. Doch kommen wir auf unsere Angelegenheiten zurück: Der Senator wird
inzwischen bemerkt haben, dass er in ein Wespennest gegriffen hat, und er
versucht sicher herauszufinden, wer sich eingeschaltet hat. Was geschehen ist,
kann, wenn man es in die richtigen Bahnen lenkt, einen dritten Mafiakrieg
auslösen, und das könnte uns nützlich sein. Wie schon gesagt, sieht das
Programm die totale Auflösung dieser Regierung vor, auch mit Hilfe von Gewalt.
Damit meine ich nichts anderes, als dass wir mit verschiedenen Mitteln eine
ganze Reihe von Politikern eliminieren werden. Diesmal jedoch werden wir bei
der Auswahl der Nachfolger aufmerksamer sein. Ich teile Ihnen die Einzelheiten
morgen mit. Für den Augenblick: mein [196] Kompliment an Sie beide. Sagen Sie
Paolo Astoni, dass ich ihn bald anrufen werde, und grüßen Sie mir Verena Mathis
herzlich. Gute Nacht.«
Stuart
legte auf und sah Ogden an. »Wie es aussieht, kungelt Alimante erfolgreich mit
irgendjemandem, den man
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