Die rote Agenda
bedienen werden, haben Angst,
ihren Posten zu verlieren, wenn die Angelegenheit erledigt ist. Ich muss
zugeben, dass ich es lästig finde, ihre Panik, die allerdings mehr als
gerechtfertigt ist, unter Kontrolle zu halten.«
Stuart
räusperte sich, auf seinem Gesicht lag ein ironischer Ausdruck. »Rekapitulieren
wir: Wir haben die Agenda, und der Senator wird liquidiert. Und der Rest? Was
ist mit dem Sturz der italienischen Politiker?«
Alimante
zuckte die Schultern. »Alles beginnt mit dem Senator, dann fallen die
Dominosteine, bis es auch unseren geliebten Präsidenten erwischt.«
Ogden
wollte gerade etwas sagen, als Alimantes Telefon läutete. Er meldete sich und
hörte eine Weile mit gerunzelter Stirn zu. »Wie geht es ihnen?«, fragte er
schließlich.
Vom anderen
Ende der Leitung erreichten ihn wohl wenig beruhigende Nachrichten, denn sein
Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. »Bringt sie in die Clinica Sant’Anna und
verständigt augenblicklich das Team von Professor Carimati. Ich komme dann
dorthin.«
[234] Nachdem
er aufgelegt hatte, wandte er sich den beiden Agenten zu. »Branca und der junge
Salvatore Partanna sind angegriffen worden. Man hat sie übel zugerichtet, aber
sie sind nicht in Lebensgefahr. Ich habe angeordnet, sie in eine Privatklinik
zu bringen. Lasst uns gehen, vielleicht können wir wenigstens mit Salvatore
sprechen. Wie es scheint, wollte der Senator wissen, wer seine Gegner sind. – Gut, das heißt, dass die Dinge sich schneller entwickeln als gedacht«, bemerkte
Alimante, während sie seine Büros verließen.
In der
Klinik setzten die Ärzte sie über den Zustand der beiden Patienten in Kenntnis.
Branca hatte einen Infarkt gehabt, und sein Zustand war bedenklich, auch wegen
seiner Krankheit im Endstadium. Partanna dagegen war alles in allem glimpflich
davongekommen: ein paar Blutergüsse im Gesicht und eine ausgerenkte Schulter.
Als sie in
sein Zimmer traten, stand Salvatore aus seinem Sessel auf und ging auf sie zu.
Er hatte einen Schulterverband und ein langes Pflaster auf der Stirn.
»Ich habe
versucht ihn zu schützen«, sagte er mit tränenerstickter Stimme, »doch sie
waren zu dritt, ich habe es nicht geschafft.«
»Setzen Sie
sich, Partanna, und erzählen Sie uns«, forderte Alimante ihn freundlich auf.
Partanna
gehorchte. »Drei Typen mit Kapuzen sind in die Suite eingedrungen. Sie haben
sich auf mich gestürzt und mir einen Schlag auf den Kopf versetzt. Ich habe
kurz das Bewusstsein verloren, und als ich wieder zu mir kam, war ich gefesselt
und geknebelt. Ich habe so getan, als wäre ich noch ohnmächtig, weil ich wissen
wollte, wer sie sind. Sie haben Don Attilio viele Fragen gestellt, aber er hat
ihnen ins [235] Gesicht gelacht.« Bei der Erinnerung an den Mut, den sein Boss
bewiesen hatte, leuchteten die Augen des picciotto vor Bewunderung. »Und Don Attilio hat Folgendes gesagt: ›Ihr wollt wissen, wer
den Senator und seine ganze verdammte Bande auffliegen lassen wird?‹«, fuhr
Partanna fort und imitierte Brancas höhnische Stimme. »›Ihr seid einem auf die
Füße getreten, der sehr viel mächtiger ist als ihr und der euch vernichten
wird. Ihr dummen Bauerntrottel, diese Agenda wird euer Ruin sein. Sagt das dem
Senator.‹«
Nachdem er
die Worte Brancas wiedergegeben hatte, hielt Partanna sich die Hand vor Augen.
»Ich werde sie töten«, sagte er, »und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem
Leben tue.«
»Darum
kümmert sich jemand anderes, seien Sie unbesorgt«, sagte Ogden und trat näher.
»Haben Sie einen der Männer an der Stimme erkannt?«
Partanna
sah zu ihm hoch. »Ich bin sicher, dass der Anführer des Kommandos der
Sizilianer war, einer aus der Familie Guerrazzi aus Corleone. Das war die
Stimme des Mannes, der Branca bedrohte. Doch nachdem Don Attilio ihnen so ins
Gesicht gespuckt hat, sagte er nichts mehr, und die anderen schlugen zu. Sie
wollten Namen hören, doch er hat beinahe sofort das Bewusstsein verloren. Sie
müssen begriffen haben, dass es ernst war, und sind gegangen. Offensichtlich
hatten sie nicht den Befehl, uns zu töten, sonst wäre ich jetzt nicht hier, um
mit Euch zu sprechen.«
»Und warum,
meinen Sie, sollten sie Sie nicht eliminieren?«, fragte Stuart.
Partanna
zuckte die Achseln. »Das wäre für nichts gut gewesen, außer dafür, die Polizei
auf den Plan zu rufen. Und das ist das Letzte, was sie wollen.«
[236] »Dann
hat Branca meinen Namen also nicht genannt«, murmelte Alimante in sich
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