Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Agenda

Die rote Agenda

Titel: Die rote Agenda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
Vom Netzwerk:
dagegen war, da die in der Vergangenheit begangenen Schandtaten seit
einer Weile vergessen waren, davon überzeugt, von Gott gesandt worden zu sein,
um das Land und – warum nicht? – die ganze Welt zu retten. Diese schizophrene
Haltung hatte es ihm erlaubt, den wahren [225]  Ursprung seines Finanzimperiums aus
seinem Gedächtnis zu streichen. Es rührte nämlich nicht daher, dass der
Schöpfer ihm gegenüber so wohlgesinnt war, sondern aus einem Betrug zu Lasten
eines Mafioso, der vor dreißig Jahren getötet worden war: Stefano Montano. Der
Pate, unangefochtener Boss der palermitanischen Mafia, hatte ihnen ein riesiges
Vermögen anvertraut, damit das Geld gut investiert und gewaschen würde. Nach
seinem Tod war das Geld in den Händen derer geblieben, die es verwalteten, also
in ihren.
    Der Senator
schüttelte den Kopf: All dies waren vergangene Ruhmestaten. Die Gegenwart sah
leider düster aus.
    Er schaute
auf die Uhr. Er erwartete einen Anruf des Sizilianers, der ihm diese
erschreckenden Neuigkeiten mitgeteilt und sich dann nicht wieder gemeldet
hatte.
    Seit er in
Turin war, hatte er sein Zimmer noch nicht verlassen. Die Stunden vergingen,
und er wurde immer nervöser und wusste nicht mehr, was er denken sollte.
    Die Slawen
waren aus dem Versteck verschwunden, und mit ihnen die Geiseln. Der Sizilianer
stellte diskrete Nachforschungen bei einigen zuverlässigen Familien an, um
herauszufinden, wer in diese verdammte Geschichte verwickelt war. Doch das
einzig Sichere war, dass irgendjemand ihn frontal angriff. Doch wer?
    Endlich
läutete das nicht zu ortende, eigens für diese Aktion aktivierte Handy.
    »Wir haben
keine Spur, das Versteck ist von oben bis unten gesäubert worden«, sagte der
Sizilianer. »Auch Brancas Mann, der uns die London-Information verkauft hat,
ist wie vom Erdboden verschluckt. Es gibt seit Tagen keine Nachricht von ihm.«
    [226]  »Glaubst
du, Branca steckt hinter dem Ganzen?«
    Der
Sizilianer räusperte sich. »Vielleicht, aber er kann nicht allein gehandelt
haben. Er ist todkrank. Es sei denn –«
    »Es sei
denn was?«, drängte er aufgebracht.
    »Wie ich
Ihnen schon gesagt habe, ich fürchte, hinter der Geschichte steckt jemand
anderes. Einer von ganz oben, der es auf Sie abgesehen hat. Da waren Profis am
Werk, daran gibt es keinen Zweifel. Es ist bemerkenswert, dass es ihnen
gelungen ist, unser Versteck so schnell ausfindig zu machen. Sie müssen über
eine ausgezeichnete Ausrüstung verfügen.«
    Die
Klimaanlage im Zimmer war in Betrieb, doch der Senator schwitzte, was er sonst
selten tat. »Wer ist die Frau, die ihr zusammen mit Astoni entführt habt?«,
fragte er.
    »Wir wissen
nicht, wer sie ist. Sie hatte keine Papiere bei sich. Sie sind in der Tasche im
Hotel geblieben.«
    »Was sind
denn das für Profis?«, brach es wütend aus dem Senator heraus. »Eine
unbeteiligte Person mit entführen und sich nicht einmal darum kümmern, sie zu
identifizieren!«
    »Beruhigen
Sie sich«, sagte der Sizilianer. »Es musste alles schnell gehen, sie hatten das
Hotel gewechselt, es war nicht einfach, sie ausfindig zu machen, und noch
weniger, sie zu entführen. Irgendjemand beschützt sie. Und zwar sehr gut
organisierte Leute.«
    Der Senator
spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. »Das ist doch verrückt! Einem wie Astoni
stehen doch keine Profis zur Verfügung, die wie CIA -Agenten
vorgehen. Ganz zu schweigen von Branca, mit dem ich mich überhaupt nicht
abgeben würde, wenn es nicht um diese verdammte Agenda ginge. Wie dem auch sei,
außer Branca haben wir keinen, bei [227]  dem wir ansetzen können, wir müssen
sowohl ihn als auch Partanna in die Mangel nehmen. Was meinst du?«
    »Das werden
wir tun, aber nicht sofort. Wenn jemand Sie erpressen will, wird er sich in den
nächsten vierundzwanzig Stunden melden, und dann erfahren wir, mit wem wir es
zu tun haben. Im Augenblick halten Sie sich bedeckt und verlieren Sie vor allem
nicht die Geduld. Auch wenn die Slawen reden sollten, kann niemand auf Sie
kommen.«
    »Das will
ich hoffen! Und wie dem auch sei, es ist nicht meine Art, die Geduld zu
verlieren«, erwiderte er pikiert.
    »Wenn bis
morgen Abend niemand mit Ihnen Kontakt aufnimmt, kehren wir nach Rom zurück.
Nun ruhen Sie sich aus und seien Sie ganz unbesorgt, ich werde Sie aus diesem
Schlamassel herausholen.«
    »Na gut.
Ruf mich sofort an, wenn es Neuigkeiten gibt«, bat sich der Senator aus, bevor
er auflegte.
    Um sich
abzulenken, schaltete er den Fernseher ein. In den

Weitere Kostenlose Bücher