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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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versucht
Malcom verzweifelt, seinen Kopf aus der Umklammerung des Bulligen zu befreien.
Dann erblickt er sie und erstarrt wie vom Donner gerührt, so dass sich Mac
Gennon seinem Blick folgend forschend zu ihr herumdreht. Doch sie lässt ihm
keine Chance mehr. Mit roher Gewalt rammt sie ihm die Klinge in die Seite,
zieht sie mit Schwung wieder heraus und schlägt dem Bulligen im gleichen Zuge
den linken Arm ab. Der hatte sie noch nicht einmal bemerkt und schreit auf wie
am Spieß. Sie versetzt ihm einen Tritt, so dass er rücklings gegen die Wand
fällt. Das Blut aus seinem Armstumpf spritzt pulsierend darüber hinweg, um rote
Rinnsale zu hinterlassen.
    Mac Gennon lehnt gegen eine
Folterbank und hält sich ächzend die Seite. Er bemerkt, dass Joan ihn ins Auge
gefasst hat und richtet sich etwas hoch. Als er ihre Entschlossenheit gewahrt,
grinst er sie plötzlich an und fährt sich mit der Zungenspitze einmal im Kreis
über die Lippen.
    Um ihre Fassung ringend atmet
Joan tief ein. Schweigend blickt sie ihm in die Augen, während sie ihm das
Schwert auf die Brust setzt. Sie legt die Linke über den Knauf, holt mit dem
Oberkörper nach hinten schwungvoll aus und stößt ihm die Waffe mit einem
einzigen Ruck ins Herz. Dabei legt sie all ihren Hass in diesen Stoß. Während
Mac Gennon auf die Knie sackt, haucht er seinen letzten Atemzug aus. Als sie
die Klinge zurückzieht, tritt ein Schwall Blut aus der Wunde. Der Tote fällt
vornüber und schlägt mit dem Gesicht auf den Steinfliesen auf.
    Joan kehrt sich unbewegter
Miene von ihm ab. Über seinen Tod empfindet sie keine Genugtuung. Er hat ihrem
einst reinen Gewissen nur einen weiteren Fleck eingebracht. Schweigend wendet
sie sich Malcom zu. Er ist auffallend bleich, sein Blick ruht auf ihr. Sie
schaut zu Boden, lässt das Schwert klirrend auf die Fliesen fallen.
    „Joan. ... Du bist
zurückgekommen“, haucht er ungläubig, was sie wieder zu ihm aufsehen lässt.
Offenbar überwältigt weiß er nicht, was er sagen soll. Er fasst sich mit einem
Räuspern, um sogleich hastig an sich herabzublicken. Erleichtert schenkt er ihr
daraufhin ein verunsichertes Lächeln. „Ich dachte schon, ich hätte vor Angst
eingepisst“, erklärt er überflüssigerweise. Er ist voll überschwänglicher
Freude über ihr Kommen, die jedoch ob ihrer unbeweglichen Miene nur verhalten
zum Ausdruck kommt. „Mach mich los, Joan.“
    Taumelnd begibt sie sich zum
Bulligen hinüber, der inzwischen bewusstlos geworden ist, und nimmt ihm die
Schlüssel zu Malcoms Ketten vom Gürtel. Während sie ihn schweigend befreit,
bemerkt sie die großen Brandwunden auf seinem nackten Oberkörper. Malcom starrt
sie noch immer an. Als sie seine wundgescheuerten Handgelenke betastet, kommt
Bewegung in ihn. Er umarmt sie erleichtert, drückt sie dabei fest an sich und
küsst ihr die Stirn.
    „Ich war nicht sicher, ob er es
wirklich getan hatte“, gesteht er ihr beinahe entschuldigend ein, woraufhin sie
gegen die Tränen ankämpft.
    „Ich bin jetzt nichts Besseres
als er“, entringt es sich ihr erstickt.
    Malcom löst sich wieder von
ihr. „Unsinn! ... Das Schwein hat es nicht anders verdient“, erwidert er mit
eindringlichem Blick. „Ich hätte ihn jedenfalls nicht so schnell davonkommen
lassen.“ Auffordernd ergreift er eine ihrer Hände. „Komm, lass uns von diesem
unglückseligen Ort verschwinden.“
    Sie nickt. Indem sie tief
durchatmet versucht sie, sich zu fassen. Malcom indes zieht sie mit sanfter
Nachdrücklichkeit in Richtung zur Tür. Geistesgegenwärtig liest sie seine
zerfetzte Tunika vom Boden auf und hält sie ihm hin. Er nimmt sie entgegen.
    „Wie zum Henker hast du es bloß
bis hier runter geschafft?“
    „Es muss heißen bis hier rauf“,
verbessert sie ihn gleichgültig, was ihr seine verwunderten Blicke einbringt,
bevor er sich die Tunika überstreift. Zumindest das, was noch von dieser übrig
geblieben ist. Als sie neben ihn kommt, streicht er ihr versonnen über eine
Wange.
    „Wie oft willst du mir noch das
Leben retten?“
    Sie kämpft gegen die Tränen an,
blickt schniefend gegen die Gewölbedecke. Wie sie diese Rührseligkeit hasst!
Als er sie erneut für eine tröstende Umarmung an sich zieht, lässt sie die
Tränen endlich zu.
    Er seufzt. „Du hättest wirklich
nicht viel später kommen dürfen. Sie waren gerade dabei, mich zu blenden.“
    Sie spürt seine Unruhe.
    „Diese Schweinehunde haben mir
ne verdammte Angst eingejagt.“ Er lacht rau auf. „Ich hab’ sogar zu

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