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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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habe ihn schon leidlich vermisst.“
    Malcom zieht die Augenbrauen
hoch und blickt ihr zerstreut ins Gesicht. Lächelnd nimmt er ihre Hand, um ihr
einen galanten Kuss darauf zu geben. „Erlaubt mir, Euch behände einen solchen
aus der Küche zu beschaffen, meine Angebetete“, erwidert er mit gespielter
Ernsthaftigkeit.
    „Untersteh dich“, empört sie
sich, seufzt dann übertrieben resigniert und blickt zu Blanche hinüber, welche
wie angewurzelt neben ihrem Bett steht und sie beide perplex beobachtet.
    „Was hab’ ich gesagt, Blanche?“
    Diese blickt Joan zerstreut und
verwundert zugleich an. Sie verfällt in ein Räuspern, das in einem wissenden
Lächeln gipfelt. „Nun, ich würde es trotz allem als gewaltige Verfeinerung
bezeichnen. Du ahnst nicht, wie roh er zuvor war. Nicht wahr, Malcom?“
Sichtlich vergnügt geht sie an ihnen vorüber zur Tür. „Lasst euch durch mich
nicht stören“, trällert sie noch, bevor sie die Tür von außen schließt.
    Joan langt blitzschnell um Malcom
herum, doch der weicht ihr grinsend aus.
    „Habe ich keinen Dank
verdient?“
    „Oh, du hast etwas ganz anderes
verdient“, erwidert sie nachtragend. „Ich nehme es als Entschuldigung.“
    Er zieht die Hand hervor und
reicht ihr einen großen gebratenen Kaninchenschenkel auf einem Stück weißen
Brot. Ihr läuft das Wasser im Mund zusammen. Sie entreißt ihm beides, um es
sich hastig in den Mund zu stopfen.
    Malcom schüttelt den Kopf. „Du
bist bei Gott nicht sehr viel feiner als ich, Joan.“
    Sie hat sich auf einem Schemel
beim Bett niedergelassen und straft ihn kauend bösen Blickes. Dann besinnt sie
sich, verzieht den fetttriefenden Mund zu einem einsichtigen Lächeln und
schluckt. „Mag sein. Doch wünschte ich manchmal, du wärst ein wenig
zuvorkommender zu mir.“ Sie nimmt einen großen Bissen, als müsse sie
befürchten, jemand könne ihr den Schenkel wieder wegnehmen.
    Er nickt. „Ich werde es
beherzigen. ... Doch dann versuche du, deine Wildheit zu zügeln und mir
wenigstens ab und an zu gehorchen.“
    Joan hebt die Brauen, während
sie einen Bissen hörbar hinunter würgt. „Gehorchen? Aber du bist weder mein
Ehemann, noch mein Dienstherr ...“ Indes sie die Zähne ins Kaninchenfleisch
schlägt, blickt sie ihn erwartungsvoll an.
    Er ist überrascht und sucht
angestrengt nach einer Antwort, während er ihr feixendes Gesicht betrachtet.
„Dir ist wirklich nur schwer beizukommen. Ich hab’ mich von deinem
Engelsgesicht täuschen lassen.“
    Sie lacht auf. „Soll das
heißen, ich war dir damals am Weiher wie ein Engel?“
    Er runzelt belustigt die Stirn
und setzt sich zu ihr aufs Bett. „Racheengel wäre zutreffender“, erwidert er,
wobei er ihr versonnen durchs Haar streicht. „Aber ich bin hier Burgherr und
beinahe doppelt so alt wie du. Schon aus diesem Grunde solltest du mir ein
wenig mehr Respekt entgegenbringen. Und:“, er grinst verschmitzt. „Du irrst.
Dein Dienstherr bin ich trotz allem noch. Du hast mich als solchen anerkannt,
als du deinem Müller das Jawort gabst, falls du dich entsinnst. Es war eine der
Bedingungen, damit du als Freie einen Unfreien ehelichen durftest.“
    Sie knufft ihm vorwurfsvoll die
Schulter. „Du hast deine Einwilligung zurückgezogen“, brüskiert sie sich mit
vollem Mund, erntet jedoch lediglich sein herausfordernd gleichgültiges
Schulterzucken. „Sei’s drum“, brummt sie mit einer wegwerfenden Geste. „Bin
gespannt, ob du vor Vater ebenfalls darauf bestehst.“ Auf seine erschrockene
Miene hin, welcher ein ausgiebiger Hustenanfall folgt, lacht sie hämisch auf.
Als sie dann den letzten Bissen heruntergeschlungen hat, leckt sie sich genüsslich
die fettigen Finger. Den Rest schmiert sie kurzerhand an ihren Haarspitzen ab,
erhebt sich vom Schemel und setzt sich auf Malcoms Schoß. Sinnlich schlingt sie
die Arme um seinen Hals und drückt ihm einen Kuss auf den Mund. „Und welche
Dienste forderst du von mir?“
    Er blickt sie nachdenklich an.
    Sie löst sein Haar, indem sie
das Lederband herauszieht, und bemerkt seinen Ernst. Versöhnlich legt sie ihre
Stirn gegen die seine. „Meine Liebe schenke ich dir.“
    Er lehnt
sich etwas zurück, um ihr Gesicht besser betrachten zu können. Ein besänftigtes
Lächeln umspielt daraufhin seinen Mund.
    Joan
erwacht in der Abenddämmerung neben Malcom und räkelt sich wohlig. Wie oft
hatte sie in den vergangenen Monaten gewünscht, noch einmal in einem bequemen
Bett mit weichen Kissen schlafen zu können. Obendrein

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