Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
Vom Netzwerk:
wieder neben dem Mann,
welchen sie von Herzen liebt. Kaum vermag sie, ihr Glück zu fassen, dass sie
zueinander gefunden haben. Im Stillen dankt sie Gott, dass er seine schützende
Hand in der schweren Zeit, welche hinter ihnen liegt, über sie hielt. Malcom
lenkt ihre Aufmerksamkeit auf sich, indem er sich ein wenig regt. Er liegt mit
einem um ihre Taille geschlungenen Arm auf dem Bauch. Sie richtet sich etwas
hoch und betrachtet ihn lächelnd. Mit einer Hand streicht sie sacht seinen
nackten, muskulösen Rücken herab und weiter über sein schön anzusehendes Gesäß,
so dass er leicht zuckt. Versonnen fährt sie eine breite Narbe nach, die ihm
von der linken Hüfte quer Richtung rechter Schulter über den Rücken verläuft.
Dann wechselt sie zu einer kurzen, länglichen Narbe in seiner Seite, die wohl
von einer Stichverletzung herrührt. Sein Schwertarm ist besonders stark
vernarbt und sie fühlt dort über die verhärtete Haut. Ihr Blick wandert zu den
Pfeildurchschüssen in seinen Beinen. Das Narbengewebe ist noch rötlich.
Seufzend streicht sie ihm die schwarzen Locken vom Rücken und aus dem kräftigen
Nacken heraus, woraufhin er eine Gänsehaut bekommt.
    „Hm. ... Hör nicht auf.“ Er
räkelt sich.
    Sie küsst seinen Hals, erhebt
sich lächelnd und setzt sich auf seine Mitte. Dann streicht sie die Narben
nach, die zuvor unter seinen langen Haaren verborgen waren. „Malcom, ich sah
noch niemanden mit solch entsetzlich vielen Narben“, bemerkt sie versonnen.
    „Das will ich wohl hoffen. Wie
viele Männer hast du denn schon nackt gesehen?“
    Etwas verwundert über seine
Frage überlegt sie tatsächlich und drückt sich kurz hoch, damit er sich auf den
Rücken herumdrehen kann. Er blinzelt sie verschlafen an.
    „Meine Brüder waren noch zu
jung. Außer Gabriel, aber der war ja fast nie zu Hause. ... Die Ritter meines
Vaters beim geselligen Bade in den großen Zubern. Doch waren ihre Körper weit
weniger vernarbt. Ein paar wilde Männer, die mit Gwen und anderen im Wald um
Thornsby leben ...“, sinnt sie weiter nach, wobei sie ihm über ein böses
Wundmal quer über die Brust streicht. „Sie haben ganz glatte Haut, nicht die
kleinste Narbe.“
    Er runzelt die Stirn. „Die gibt
es wirklich? ... Ich hörte bisher nur aus Erzählungen über solche Leute.“
    „Ja. Und sie hausen in den
tiefen Wäldern deines Lehens. ... Sie sind sehr gläubig, wobei sie nicht direkt
Christen sind, da sie auch heidnische Gedanken auffassen. Letzten Endes suchen
auch sie Gott und die Offenbarung durch ihn. Doch im Gegensatz zu
Kirchenmännern, ohne jemals die heilige Schrift gelesen zu haben. Durch
Meditation beispielsweise.“
    Er streicht ihr über die Beine. „Du irrst, Joan. Auch Kirchenmänner suchen die Einswerdung
mit Gott. Durch Gebete, Meditation, Enthaltsamkeit ... Die, welche vermochten,
ihn zu schauen, haben durch ihre Lehren die Welt meist stark beeinflusst,
wurden oft heilig gesprochen.“
    Sie zeigt sich über seine Worte
verwundert. Dann stutzt sie und neigt den Kopf abwägend schräg. „Für einen
Weltlichen kennst du dich erstaunlich gut mit Kirchenmännern aus. ... Sehr
ungewöhnlich, wie ich finde. Ich glaubte, du haderst mit Gott.“
    Mit einer belustigt gehobenen
Braue setzt er zu einer Antwort an, bläst dann jedoch grinsend die Luft aus und
winkt ab. „Lange Geschichte“, erwidert er maulfaul.
    Als er nicht die Absicht zeigt,
sich weiter zu erklären, hebt sie gleichmütig die Schultern. „Einerlei.
Jedenfalls waren mir die wilden Männer ausgezeichnete Lehrmeister im Umgang mit
heilenden Kräutern. Denn auf diesem Gebiet sind sie mindestens genauso gelehrt,
wie manch Klosterbruder. ... Ich hielt mich oft bei ihnen auf und schöpfte von
ihrem Wissen.“
    „Du warst allein unter diesen
nackten Wilden?“
    Sie lacht über sein bestürztes
Gesicht. „Sie sind reinweg harmlos. Ich habe sie gern.“
    Verständnislos schüttelt er den
Kopf. „Was man hier so nebenbei erfährt ... Sie wildern vermutlich“, mutmaßt er
nunmehr verächtlich.
    Sie setzt eine ärgerliche Miene
auf. „Es ist wahrlich genug Wild für alle da. Vater hat sie immer geduldet.“
    Verwundert hebt er eine seiner
schwarzen, feingeschwungenen Brauen, erwidert jedoch nichts mehr darauf.
Stattdessen räuspert er sich und fährt ihr mit einem Zeigefinger versonnen über
den nackten Bauch. „Und der Mann, den du vor mir hattest?“
    Joan ist verwirrt. „Welcher
Mann?“ Ob seines offensichtlichen Scherzes knufft sie ihn

Weitere Kostenlose Bücher