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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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zurechtweisend gegen
den Bauch. Als seine Miene jedoch weiterhin nachdenklich bleibt, stemmt sie
entrüstet die Hände in die Seiten. Sie erwartet, dass er sich zu seinem Scherz
bekennt. Doch er tut nichts dergleichen, beobachtet sie stattdessen aufmerksam.
„Was willst du damit sagen“, fragt sie schließlich verunsichert, worauf er sie
noch einen Moment lang forschend betrachtet, um plötzlich seufzend abzuwinken.
    Sie bedenkt ihn mit
verständnislosen, verärgerten Blicken. Ein versöhnlicher Handkuss vermag nicht,
sie milder zu stimmen. „Bist du ein Mann von schneller Eifersucht?“
    Er gibt sich über ihre Frage
erstaunt. „Komme ich dir so vor?“
    Unschlüssig zuckt sie die
Schultern. „Weshalb sonst könntest du mir solch eine Frage stellen?“
    Er drückt ihre Hand. „Vergiss
die Frage, Joan. Ich sollte der Letzte sein, der sie dir stellen darf.“ Er
stützt sich etwas hoch, um sich gegen das Bettgestell zu lehnen. „Das Gefühl
von Eifersucht war mir bisher noch bei keiner Frau vergönnt“, erklärt er mit
einem verlorenen Lächeln.
    Erstaunt lehnt sie sich zurück
gegen seine aufgestellten Beine, während sie ihre Finger zwischen den seinen
verschränkt. Eine Weile hängen sie schweigend ihren Gedanken nach.
    „Sag, wie kamst du eigentlich
zu dem Lehen“, kommt ihr plötzlich in den Sinn.
    Er zuckt die Schultern, während
er gedankenvoll über ihre Hand streicht. „Ich stand in der Gunst des Königs. Er
bot mir ein paar Mal Ländereien an. Doch ich lehnte sie immer wieder ab.“
    Vor Üerraschung macht Joan
große Augen. „Aber weshalb? Ein Lehen ist doch das Höchste allen Strebens.“
    Er schüttelt den Kopf. „Mir lag
noch nie viel daran, Macht zu besitzen. Das Leben als Soldritter ist nicht das
schlechteste, wenn man das unerklärliche Glück besitzt, nie getötet zu werden.
Verantwortung nur für mich selbst zu tragen, das erschien mir immer als das
höchste aller Ziele. ... Und ich habe die Baronie hier. Im Grunde wollte ich
nicht einmal die.“ Er fährt sich durch die Haare.
    „Dennoch schworst du den
Lehnseid.“
    „Ja. Ich hatte plötzlich eine
schwangere Frau“, antwortet er verzagt und reibt sich stöhnend übers Gesicht.
    „Was ist dir“, fragt sie
daraufhin besorgt.
    Kraftlos legt er die Hände auf
ihre Beine und lässt sie dort ruhen. „Ach, ich mache mir Vorwürfe. ... Niemals
hätte ich mit Sibylll hierher kommen dürfen, obendrein mit dem Wissen um das
Schicksal meiner Familie kurz zuvor. So nahe an der schottischen Grenze kann
man niemandem ausreichenden Schutz gewähren. ... Mir war das klar.“ Er atmet
durch. „Es reut mich heute zutiefst. Damals wusste ich mein Glück, Frau und
Kinder zu haben, gar nicht gebührend zu schätzen. Im Gegenteil. Ich hing noch
meinen sorglosen Zeiten bei Hofe nach. ... Ich hätte irgendein verdammtes Lehen
annehmen sollen, weit weg von den Borders. ... Erst, als mir Sibylll und die
Kinder genommen waren wusste ich, was ich an ihnen gehabt hatte.“
    Joan legt sich ihm zugewandt
auf die Seite, streicht ihm mitfühlend über eine Wange. „Du hast alles in
deiner Macht stehende getan, Malcom. Es dürften ja sonst niemals Menschen in
Grenzgebieten leben. Selbst in Thornsby fielen noch die Schotten ein. Und der
Willkür eines mächtigen Barons ist man wohl auch andernorts ausgesetzt.“
    Er schüttelt den Kopf und
richtet den Blick unglücklich gegen den Baldachin des Bettes. „Die wenigsten
haben die Macht, das zu ändern.“
    Sie weiß nichts mehr darauf zu
erwidern, küsst ihm stattdessen tröstend die Stirn.
    „Du kannst dir kaum vorstellen,
welchen Hass ich auf Percy hatte“, murmelt er tonlos, ohne den Blick vom
Baldachin zu lösen. „Ich schmiedete Pläne, wie ich gegen ihn vorgehen könnte.
Als ich dann von Raymonds Verurteilung erfuhr, blieb mir nur eins zu tun. Ich
bat den König um sein aberkanntes Lehen. Denn durch seine Verurteilung wegen
Hochverrates ging es direkt an die Krone zurück, womit Edward frei darüber
verfügen konnte, wen er damit belehnt. Er gab es mir. Wenn Raymond eines Tages
seine Unschuld beweisen kann, wird er es durch mich wieder zurückerhalten. Es
war das Mindeste, was ich für ihn tun konnte.“
    Eine geraume Weile schweigen
sie bedrückt. Joan wundert es nun nicht mehr, dass der König mit der Geschichte
ihres Vaters vertraut war, als er ihr damals bei Falkirk begegnete.
    „Du hast doch noch die
Ländereien, welche Sibylll mitbrachte“, fällt ihr ein.
    Doch er schüttelt den Kopf.
„Wir

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