Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
Vom Netzwerk:
auszustehen
gehabt?“
    Auf seine unschuldige Miene hin
bläst sie ungläubig die Luft zwischen den Zähnen hervor. „Ich bin nicht mehr
unberührt, falls es Euch entfallen ist! ... Es wird mir verdammt schwer fallen,
mich wieder neu anständig zu vermählen!“
    Er hebt eine Braue und setzt zu
einer Antwort an, nimmt dann jedoch damit Vorlieb, sie eindringlich anzusehen.
„Ich sagte, du bleibst hier.“
    „Als was? Eure Dirne? Und wenn
Ihr meiner überdrüssig werdet?“
    Bedächtig streicht er sich eine
lange, schwarze Lockensträhne aus dem Gesicht. „Ich kann dir keine Sicherheiten
bieten, Joan“, erwidert er ausweichend. „Ich selbst lebe noch weitaus
unsicherer.“
    „Das ist Willkür! Ihr müsst
mich schon einsperren, damit ich bleibe.“
    „Dann soll es so sein.“
Ungerührt wendet er sich zur Tür um.
    „Malcom“, ruft sie ihm
fassungslos hinterher.
    Er blickt sie daraufhin wieder
an, so dass sie sich zur Ruhe zwingt. „Verfügt nicht über mich! Ihr werdet
sonst keine Freude mehr an mir haben! ... Ich lasse mich in keinen Käfig
sperren, das müsstet Ihr doch mittlerweile bemerkt haben.“
    Statt einer Antwort dreht er
sich um und bewegt sich erneut Richtung Tür.
    Fuchtig ergreift sie daraufhin
den leeren Weinkrug und wirft ihn schwungvoll wenig neben Malcom gegen die
Wand, so dass er laut zerschellt.
    Er ist stehen geblieben, um
sich ihr betont langsam wieder zuzuwenden. Reglos blickt er ihr ins
aufgebrachte Gesicht. „Ich stehe in Raymonds Schuld. Du bleibst hier auf der
Burg. Ausgeschlossen, dass du weiterhin im Dorf als Mündel deiner einstigen
Amme lebst.“ Sie schnappt Luft für einen Einspruch, doch er schneidet ihr das
Wort mit einer ungeduldigen Geste ab. „Ich biete dir hier Schutz und Schirm.
Das solltest du nicht gering achten.“
    Nein, das sollte sie nicht. Es
wäre dumm. Doch geht es hier auch um ihre Freiheit, die ihr ebenso teuer wie
ihr Leben ist. Überdies verspürt sie keine Lust auf die Rolle seiner Gespielin.
    „Ich werde dich standesgemäß
vermählen, Joan“, fährt er zu ihrer Überraschung fort.
    „Aber ich bin nicht mehr von
hohem Stand“, wendet sie ein, bevor ihr die Tragweite seiner Worte aufgeht.
Ihre Miene verfinstert sich. „Niemals“, widerspricht sie mit Grabesstimme, so
dass nun er es ist, der sich überrascht zeigt.
    „Niemals“, wiederholt sie nun
beinahe panisch. „Vater versprach mir, mich niemals in eine Ehe zu zwingen.“
Nichts fürchtet sie mehr, als das. Verzweifelt entsinnt sie sich wieder des
Fluches. Eine rätselhafte Übelkeit steigt in Richtung ihrer Kehle auf.
    Malcom seufzt. „Die Zeit
drängt, Joan. Wenn ich zurück bin, reden wir weiter.“ Er räuspert sich
umständlich. „Falls ich in der Schlacht bleibe, wird das mein Steward in die
Hand nehmen, in dessen Obhut ich dich gebe. Bis dahin erkläre ich ihn zu deinem
Vormund.“ Seine nunmehr eindringliche Miene lässt an seinen Worten keinen Zweifel.
    Sie schaut nach unten, um ihre
Auflehnung zu verbergen. Wie sie es hasst, wenn andere über ihr Leben
entscheiden!
    „Lebe wohl, Joan“, raunt er
plötzlich mit weicher Stimme.
    Erstaunt sieht sie auf. Sein
Blick ruht auf ihr.
    „Die Nacht mit dir werde ich mit
mir nehmen“, raunt er weiter, wobei er lächelnd eine Hand gegen seine linke
Brust legt. Dann wendet er sich ruckartig von ihr ab und geht zur Tür hinaus.
    Sie öffnet den Mund für eine
Erwiderung und schnellt ihm einen Schritt nach. Ihre Gedanken überstürzen sich
auf der Suche nach den richtigen Worten, doch er hat die Tür bereits hinter
sich zugezogen. So bleibt ihm ihr versonnenes Lächeln verborgen. Sollte er
Tieferes für sie empfinden, als nur das Verlangen nach der Stillung
fleischlicher Gelüste? Doch weshalb will er sich ihrer dann so schnell wie
möglich wieder entledigen, indem er beabsichtigt, sie zu vermählen? Zweifel
wischen ihr Lächeln wieder fort. Und auch den zarten Keim von Vertrauen, der in
ihr zu Malcom zu sprießen begann.Weshalb auch sollte er weiterhin an
ihr interessiert sein? Er hatte ja bekommen, was er von ihr wollte. Warum
sollte überhaupt einem Edlen an einer Verbindung mit ihr gelegen sein? An einer
schon beinahe zu alten, überdies berührten Braut, die nicht einmal eine
Mitgift, geschweige denn Besitz in eine Ehe einbrächte. Deren Vater ein
geschmähter Verräter war!
    Sie atmet erleichtert auf.
Ausgeschlossen, dass sich irgendein adliger Freier für sie fände. Doch sollte
sie es darauf ankommen lassen? Ihr Argwohn gegen Malcom

Weitere Kostenlose Bücher