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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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eines Edelknaben“, bemerkt er jedoch mit einem Male verwirrt, was
bewirkt, dass Joan wieder der Mut sinkt. Heiß schießt ihr die Schamesröte ins
Gesicht, so dass sie den Blick eilends nach unten auf den staubigen Boden
richtet.
    „Ich besitze nicht mehr allzu
viele Kleider“, erwidert sie zögernd, nimmt dann den Kopf wieder hoch und
bedenkt Malcom mit trotzigem Blick. „Es war von je her mein Familienwappen.“ Er
ist nachdenklich, was sie zu verhindern wünscht. „Erlaubt, dass ich mich nun
entferne, Mylord“, bittet sie ein wenig zu hastig.
    Malcom runzelt verwundert die
Stirn. „Was erwartet dich denn Dringendes?“
    Ihre Gedanken überschlagen sich,
während sie fieberhaft nach einer Antwort sucht.
    „Nein, ich erlaube es nicht“,
gebietet er erheitert und nickt in Richtung des toten Hundes. „Das war ein
exzellenter Wurf, Jack. Vor allem wenn man bedenkt, wie schnell der Köter war.“
Mit abwägender Miene verschränkt er die Arme vor der breiten Brust. „Kannst du
reiten?“
    Sie nickt verwundert.
    „Ich suche seit längerem einen
Knappen für mich. Was hältst du davon?“
    Vor Schreck setzt ihr
Herzschlag scheinbar kurz aus. Damit hatte sie nun gänzlich nicht gerechnet.
Dann wird sie nachdenklich. Sie kann ihm in seinen Augen unmöglich ein solch
großzügiges Angebot abschlagen. Niemand bei klarem Verstand würde das tun. Denn
im Normalfall werden nur Knaben von Edelleuten zum Knappen ausgebildet. Wenn
sie sich bewährt, könnte sie mit einigem Glück eines Tages zum Ritter
geschlagen werden. Alle erwarten, dass sie angesichts dieses ihr harrenden,
hoffnungsvollen Neuanfanges mit einem Kniefall dankbar zusagt. Sie bemerkt,
dass Malcom und Gerold ob ihres langen Zögerns bereits grinsend belustigte
Blicke tauschen.
    „Das ist sehr großzügig von
Euch, Mylord. Es wäre mir eine Ehre“, murmelt sie mit gesenktem Blick und
vernimmt Malcoms Lachen.
    „Und ich glaubte schon, du
schlägst mein Angebot aus!“ Er gibt ihr einen zurechtweisenden Klaps über die
Kappe auf ihrem Kopf und sie betet, dass er ihr diese nicht herunterschlägt.
    Verstohlen blickt sie zu ihm
auf, um sich ein Lächeln abzuringen.
    „Ich habe noch viel zu tun, du
musst erst einmal mit Gerold hier Vorlieb nehmen.“ Die beiden nicken sich knapp
zu, bevor sich Malcom umwendet und wieder zu den Stallungen zurückkehrt.
    Joan atmet durch. Seit Malcom
in ihr Leben trat, jagt eine Katastrophe die nächste!
    „Steht nicht so nutzlos herum,
wie die nassen Säcke! Nehmt das Vieh und werft es in die Schlucht“, reißt
Gerold die Wachmänner aus der Starre. „Gebt aber Acht, dass ihr sein Blut nicht
berührt, sonst endet ihr auch noch mit ´nem Dolch im Auge!“
    Lachend machen sich die Männer
an die Arbeit.
    Gerold
setzt sich in Bewegung, indes er ihr mit einem Nicken bedeutet, ihm zu folgen.
„Du bekommst einen neuen Dolch“, bescheidet er mit einem Augenzwinkern.
    Burg und
Dörfer des Lehens liegen längst hinter ihnen. Die Sonne steht im Mittag, doch
die Kühle des Waldes fängt die Hitze ab. Endlich haben sie ein gemächlicheres
Tempo angeschlagen. Wie üblich für Reisende reitet Joan bequem auf einem
leichten Zelter. Ihr sanftmütiger Rappe trottet beinahe gelangweilt hinter
Gerolds Braunem her. Sie hält die Zügel nur locker und lässt den Blick über
Malcoms Mannschaft schweifen, der sie nun angehört. Ihr Zug besteht aus etwa
zwei Dutzend Reitern. Gerold ausgenommen sind vier davon ärmere Ritter ohne
Land, welche Malcom den Treueid geleistet haben und als Soldritter unter seinem
Banner reiten. Als seine Lehnsritter tun dies auch Gerold und ein weiterer
Mann, der jedoch verletzt auf Thornsby Castle in der Funktion des Stewards
zurückblieb, um das Gut zu verwalten. Sicher hat man dem König für seinen
Verlust in der Schlacht ein Schildgeld gezahlt. Ein übliches Verfahren, wenn
Lehnsträger ihren Verpflichtungen zum Kriegsdienst nicht nachkommen können und
welches dem König die Bezahlung von ständig in seinen Diensten stehenden
Hofrittern erlaubt. Die beiden haben Familie, die ebenfalls auf der Burg
verbleibt und im Falle Gerolds dessen Rückkehr harrt. Der Rest der Mannschaft
besteht aus den Knappen sowie Waffenknechten in leichter Rüstung. Überdies
führen sie an die zwei Dutzend Saumtiere mit sich. Diese tragen den
Reiseproviant für Mensch und Tier, Lanzen und Schilde der Ritter sowie etliche
weitere Waffen wie Streitäxte, Streitkolben und ferner einige Armbrüste sowie
Bögen für die Jagd. Unter den

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