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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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bitte.“
    „Ich werde dich Greensleeves
lehren“, schlägt sie vor. „Es ist ganz einfach. Wie so oft der Fall bei den
allerschönsten Melodien.“
    „Du kannst dich noch an die
Melodie erinnern?“
    „Du beliebst zu scherzen. Sie
ging mir bisher nicht mehr aus dem Kopf. ... Ich schrieb sogar die Verse auf.“
Sie seufzt schwelgend. „Die Weise ist wunderschön. Die reinste Magie. Zu
schade, dass man nicht mehr weiß, von wem sie stammt.“
    Joan schnürt es beim Gedanken
an ihn und ihr Lied die Kehle zu. Sie schnieft betrübt. „Was glaubst du wohl,
wer es verfasste. Dass die Verse so gut auf mich passen, ist nicht von
ungefähr“, erwidert sie leise. Immerhin weiß Awin von ihrer Liebe zu Ulman.
Nicht umsonst hatte sie ihr damals so eindringlich ins Gewissen geredet.
    Als diese schweigt, blickt sie
zu ihr auf, gewahrt ihre Rührung.
    Awin schüttelt bedächtig den
Kopf. „Er war in der Tat ein außergewöhnlicher Mann. Der Geschickteste im
Umgang mit dem Schwert und der Zunge. Der mit den besten Manieren, den
tollkühnsten Kunststücken, ein begnadeter Musiker auf vielen Instrumenten.
Nicht zu vergessen seine herrliche Stimme. Und obendrein vom anmutigsten
Aussehen. ... Kein Wunder, dass du dich ihm nicht entziehen konntest.“
    Joan muss plötzlich lachen. „Es
klingt, als hättest auch du ihn unwiderstehlich gefunden.“
    Awin grinst. „In der Tat.
Welche Frau hier wohl nicht? Doch ich war ein paar Jahre zu alt.“
    Sie kichern unter vorgehaltenen
Händen. Dann werden sie wieder ernsthafter.
    Joan nickt. „Aber Scherz
beiseite. Es ist inzwischen bitterer Ernst geworden. Malcom verdächtigt mich,
ihm mit Ulman untreu gewesen zu sein.“ Sie lacht verbittert. „Nein. Ich drückte
es falsch aus. Er ist SICHER, dass ich Ehebruch beging.“
    Awin runzelt die Stirn. „Und du
hast ein reines Gewissen?“
    „Ja.“
    Es lässt Awin erleichtert
aufatmen. „Wie verfiel er auf diesen Gedanken?“
    Joan greift sich schwermütig
seufzend an die Stirn. „Wie du vermutlich bereits weißt, gab Ulman sein Leben
für meines. An meiner tiefen, untröstlichen Trauer um ihn sah mich Malcom
entlarvt.“ Sie seufzt. „In der Tat liebte ich ihn sehr.“
    Sie schweigen.
    „Und deswegen verdächtigt er
dich?“
    Joan nickt betrübt. „Ich
vermochte es bisher nicht aufzuklären. Er verachtet mich, ist abweisend und
will mir nicht zuhören.“
    Awin seufzt. „Ja, das ist
offenbar immer die erste Reaktion. ... Lass dich nicht einschüchtern. Schrei es
notfalls heraus, so dass er es anhören muss. Aber sage es ihm. Jeder weitere
verstrichene Tag bringt euch um ein nächstes Stück auseinander.“ Sie legt ihr
eindringlich eine Hand auf die Schulter. „Du hast dir nichts vorzuwerfen.“
    Joan atmet durch. „Ich war ihm
vielleicht nicht körperlich untreu. Doch meine Seele war es, ... ist es noch.“
    Awin nickt. „Das geschieht auch
anderen hin und wieder. Das ist das Leben, auch wenn es vom braven Mönchlein
nicht gern gehört wird. Doch selbst diesem ist es schon widerfahren. Wohl
behütet unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit und stoisch hinweggegeißelt,
wie es sich versteht. ... Wir leben schließlich nicht allein. ... Wichtig ist,
dass du ihm treu geblieben bist.“
    Joan lächelt spöttisch. „Solch
frevelnde Worte aus deinem gläubigen Munde. Ich erkenne dich nicht mehr
wieder.“
    Awin nickt ernster Miene. „Ich
rede aus Lebenserfahrung. ... Man muss sie in seinen Glauben einfließen lassen,
um seinen Weg halbwegs im eigenen Sinne und dem der Kleriker zu gehen. Nach
ihnen ist bereits die Ehe sündhaft, da man in ihr der Lust des Fleisches
nachgibt. Man sollte am besten keine Liebe für den Mann empfinden, um sich mit
ihm zu mehren. ... Wenn du mich fragst, Ausdruck der puren Lebensfremdheit,
ihres Keuschheitsgelübdes. ... Ich weiß, es sind gotteslästerne Worte, die da
über meine Lippen kommen, welche einst die Worte Mohammeds priesen. Doch ich
vermag, es mit etwas mehr Abstand zu betrachten.“
    Joan lächelt versonnen. „Aber
ich kann dir nur beipflichten. Diese Gedanken kamen auch mir bereits. Ich kenne
einen Priester, der sträflicherweise Familie hat, so wie es einmal üblich und
im Sinne der Kirche war. Er hält es so, wie du, steht über den Dingen. Die
Menschen lieben ihn dafür, hören seinen Predigten sehr aufmerksam zu. Am Ende
erreicht er mehr Menschen, als mit übertriebenem Verständnis für Sünde,
auferlegten Bußen und Züchtigung.“
    Awin macht ein freudiges
Gesicht. „Das ist

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