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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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gegen die Brust stubst. Mit einem nervösen
Lächeln streichelt sie ihm über die Nüstern, um darauf wieder scheu Malcoms
unbewegte Miene zu mustern. Da ist wieder dieser Widerstand in ihrem Inneren,
der es ihr so schwer macht, sich ihm anzuvertrauen. Sie muss diesen Stolz
überwinden, ihm endlich sagen, dass er sie zu Unrecht verdächtigt, sie ihn
liebt.
    „Ich hatte Zeit, über alles
nachzudenken, Joan. Der Abstand von dir ermöglichte es mir endlich, den Kopf
frei zu bekommen. Ich habe einen Entschluss gefasst und will ihn dir lieber
sofort mitteilen, bevor mich deine Anwesenheit umstimmen könnte.“
    Sie schluckt entsetzt.
    „Ich lasse unsere Ehe für
nichtig erklären, um dir die öffentliche Schmach wegen Ehebruchs zu ersparen.
Wir reisen so bald wie möglich nach Thornsby Castle zurück. Dort wirst du
entbinden. Dann steht es dir frei, zu gehen, wohin es dir beliebt. Natürlich
kannst du auch bleiben. Es ist schließlich dein Zuhause. Sobald ich mein Lehen
erhalte, werde ich dich mit den Kindern verlassen. ... Du bist durch deine
Morgengabe gut versorgt.“ Er atmet tief durch. „Unsere Verbindung stand wohl
von Anfang an unter keinem guten Stern.“
    Sie starrt ihn ungläubig an.
„Sollte das alles gewesen sein, was dir von unserer Liebe blieb? Mehr hast du
nicht dazu zu sagen, als dass sie unter keinem guten Stern stand?“
    Er schüttelt fassungslos den
Kopf. Dann blickt er mit einem gequälten Lächeln über sie hinweg, als wenn es
sie nicht gäbe, und reibt sich fahrig über die Stirn. „Das fragst ausgerechnet
du! ... Ich werde dir nicht offenbaren, wie es in meinem Inneren aussieht“,
entgegnet er frostig.
    Sie stemmt verärgert die Hände
in die Seiten. „Aus welchem Grunde soll unsere Ehe nicht rechtmäßig sein?“
    Sein ungläubiger Blick macht
sie unsicher. „Du hast mich arglistig getäuscht. Hast mich vorsätzlich glauben
lassen, noch unberührt in unsere Ehe gegangen zu sein“, gibt er aufgebracht
zurück, was sie fassungslos nach Luft schnappen lässt. Mit einer energischen Geste
gebietet er ihr, zu schweigen, noch ehe sie überhaupt losgelegt hat. „Ich meine
damit nicht Percys Machenschaften! ... Oder bestreitest du, dass Amál dich
hatte?!“
    Ihre Augen weiten sich vor
Entsetzen. Ihr fällt der Korb aus der Hand und sie bringt keinen Ton mehr
heraus. Dann wird es ruhig in ihrem Inneren. Sie spürt eine tiefe Leere, lässt
den Kopf geknickt hängen. Er nimmt es mit verächtlichem Schnauben als
Bestätigung.
    „Ich hielt ihn für dich“,
murmelt sie kläglich, doch ohne Zuversicht, dass er ihr Glauben schenken
könnte. „Er schlich sich in mein Gemach.“ Wie konnte Amál sich nur dazu
hinreißen lassen, es ihm zu beichten? Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte er
nicht wählen können.
    „Das beteuerte mir auch Amál
immer wieder. Doch darum geht es mir nicht“, raunt er, ohne sie aus den Augen
zu lassen. „Wie nur kann ich dir je wieder vertrauen, Joan? Wenn es so war, wie
du behauptest, warum hast du es mir nicht gestanden?“
    „Weil es mir nichts bedeutete.
Ich schämte mich dafür, fürchtete, du könntest es falsch auffassen.“ Sie blickt
verzagt zu ihm auf. „Ich hatte Angst, es dir zu beichten. Schließlich wusste
ich aus leidlicher Erfahrung, wie schnell du bereit bist, mir dein Vertrauen zu
entziehen. Das war mir diese peinliche Angelegenheit nicht wert.“ Sie weiß nun
mit trauriger Bestimmtheit, dass Malcom jetzt nichts mehr dazu veranlassen
würde, ihren Unschuldsbeteuerungen in Hinsicht auf Ulman noch Glauben zu
schenken. Hilflos blickt sie zu Boden. Doch eines weiß sie ganz sicher. Wenn
sie ihn nicht im nächsten Moment von ihrer Unschuld zu überzeugen versucht,
dann nie mehr. „Ich schwöre, dass es nicht in meinem Sinne war. Als ich Amál
erkannte, war es bereits zu spät. Ich warf ihn aus meinem Gemach. Später kam es
nie noch einmal so weit. Auch nicht mit Ulman.“ Als Malcom darauf nichts
erwidert, blickt sie forschend zu ihm auf. Seine Miene ist verschlossen.
    Joan atmet gefasst durch. „Kam
es dir je in den Sinn, dass ich dir treu geblieben sein könnte? Oder reicht
deine Einbildungskraft vor verletztem Stolz nicht so weit“, klagt sie leise mit
unsicherer Stimme.
    Er blickt sie nunmehr grimmig
an. „Treibe keine grausamen Spiele mit mir, Joan“, raunt er abweisend, während
er Brix wütend die Sporen gibt. Das Tier bricht daraufhin schnaubend nach vorn
aus und trägt ihn stiebend davon.
    Joan
blickt ihm aufgelöst hinterher, wobei sie

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