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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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ziehen.
    Malcom lässt sich kraftlos
zurückfallen. Vermutlich weiß er, was ihm bevorsteht. Doch er scheint ihr zu
vertrauen. Zögerlich betastet sie seinen Oberschenkel. Der Pfeil steckt eine
Hand breit über dem Knie. Er verläuft auf den Knochen zu und sie hofft, dass er
nicht hineingedrungen ist. Die Widerhaken werden die Wunde aufreißen. So blickt
sie sich zunächst nach etwas um, womit sie ihn straff verbinden kann, damit er
nicht zu viel Blut verliert. Das Tuch muss möglichst sauber sein, wie sie von
Gwen weiß. Also kommt seine schlammdurchtränkte Kleidung nicht in Frage. Ohne
langes Zögern löst sie den Gürtel über ihrer Tunika, greift unter ihr Leibhemd
und wickelt sich das Tuch vom Busen. Malcom hebt mit fragender Miene den Kopf,
da nichts geschieht. Nach einem Blick auf ihre schönen Brüste schüttelt er nur
selbstzweiflerisch den Kopf, um sich ohnmächtig seufzend wieder zurück ins Gras
fallen zu lassen.
    Als sie schließlich ihre
Kleidung wieder heruntergestreift hat, blickt sie auf den grässlichen Pfeil in
seinem Oberschenkel und atmet durch. Sie begegnet Malcoms Blick.
    „Gib mir
was zum draufbeißen. Sonst hören mich diese verdammten Schotten bis nach
Inverness!“
    Joan steht
der Schweiß auf der Stirn. Sie lässt Malcom eine kurze Pause. Er wird einfach
nicht ohnmächtig und quält sich fürchterlich. Sein Körper ist schweißbedeckt.
Mit zur Seite gestreckten Armen liegen seine Hände nun schlaff im Gras. Sie
sitzt auf seinem rechten Knie und blickt wieder auf den Pfeilschaft in seinem
blutverschmierten Oberschenkel. Die Spitze steckt im Knochen fest. Sie will
sich einfach nicht lösen. Joan muss Acht geben, dass sie die Spitze nicht
abreißt oder der Schaft an dieser nicht bricht.
    Brix steht bei seinem Herrn und
stupst ihn aufmunternd mit dem Maul an. Er spitzt die Ohren, als Joan wieder am
Schaft zu ziehen beginnt und Malcom unter der erneuten Tortur laut aufstöhnt.
Mit in den Nacken gelegtem Kopf krallt er sich mit seinen geballten Fäusten im
Gras fest. Joan zieht weiterhin, wobei sie den Schaft leicht hin und her
bewegt.
    Als das Holzstück zwischen
seinen Zähnen zerbricht, spuckt Malcom die Hälften kurzerhand weg. „Gott Joan,
... zieh ihn endlich raus“, keucht er gepresst zwischen zwei Atemzügen.
    Sie lässt sich nicht nervös
machen und zieht weiterhin am Pfeil.
    „Dreh ihn!“
    Überrascht nimmt sie die Hände
vom Schaft. Malcom lässt unter gequältem Stöhnen den Kopf zur Seite fallen. Er
entspannt sich etwas. Joan blickt auf die Wunde. Sie ist größer, als die
anderen, ihre Ränder unregelmäßig und wie zerfleischt. Ihr geht auf, dass er
Recht hat. Es handelte sich um einen Pfeil, der sich in der Luft drehte und
dessen Spitze sich regelrecht ins Ziel hineinschraubte, das Fleisch schon beim
Eintritt zerfetzte. Es erklärt, warum er als einziger das Kettenzeug derart
zerriss, dass es in die Wunde drang.
    „In welche Richtung soll ich
ihn drehen?“
    „Versuch irgendeine, du wirst
es merken“, erwidert er matt und atmet durch, als sie die Hände wieder an den
Schaft legt.
    Joan zieht, wobei sie
gleichzeitig nach links am Pfeilschaft dreht. Schnell bemerkt sie, dass der
Widerstand zu groß ist und versucht die andere Richtung. Malcom hat sich wieder
keuchend ins Gras gekrallt. Der Pfeil dreht sich und sitzt kurz darauf
beweglicher nur noch im Muskel. Die Spitze ist aus dem Knochen heraus. Joan
lässt nicht locker und will es nun zu Ende bringen. Sie dreht den Schaft nicht
mehr, sondern zieht nur noch mit viel Kraft an ihm. Die Wunde beginnt stark zu
bluten und Malcom erlaubt sich nun endlich, dem Schmerz nachzugeben indem er
alles gibt, was seine raue Stimme an Lautstärke aufbietet, bevor seine Hände
erschlaffen und er mit zur Seite gekipptem Kopf in die Bewusstlosigkeit
hinübergleitet. Die Widerhaken zerfleischen die Wundränder, als Joan den Pfeil
schließlich herausziehen kann. Achtsam fühlte sie dabei, dass sie Spitze an
etwas Hartem in der Wunde vorbeischrammte und schließt auf verbliebene Ringe
der Kettenrüstung. Behände lutscht sie Daumen und Zeigefinger ihrer Rechten
sauber und steckt die Finger in die Wunde. Sie wird fündig, kann ihm noch drei
zerfetzte Metallringe vorsichtig aus dem Muskel ziehen. Dann tastet sie die
Verletzung noch einmal gründlich selbst nach kleineren Splittern ab, doch es
ist alles heraus. Aufatmend greift sie zu ihrem Tuch und wickelt ihm dieses straff
um die stark blutende Wunde. Ein Blick auf die erbarmungslosen

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