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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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blutrünstig vom Kampf und Percy hat Sibyll nie vergessen, dass sie
sich, obwohl sie ihm versprochen war, mit mir eingelassen hatte. ... Sie
metzelten alles und jeden nieder. Nicht einmal das Vieh wurde von ihnen
verschont. ... Dein Vater hatte vergeblich versucht, zu vermitteln, bevor er
gegen ihn zog und mit seinen vier Rittern etliche von Percys Männern erschlug.
Wutentbrannt klagte er Percy an, wollte sein Verbrechen vors königliche Gericht
bringen. ... Das war sein ganzer Fehler. Er hätte damit warten sollen, bis er
in Sicherheit gewesen wäre. Percy und seine Kumpane knöpften ihn sich vor,
erschlugen seine Ritter und verletzten Raymond schwer. Später überließen sie
ihn eiskalt einer Truppe versprengter Schotten, die überraschend in den Burghof
eindrangen und diese verdammten Feiglinge in die Flucht schlugen. Sie nahmen
Raymond gefangen.
    Er macht eine Pause, damit sie
seine Worte verdauen kann. Joan schwirrt der Kopf.
    „Den Rest kennst du bereits.
Percy wollte Blutrache verhindern und dass Ray ausgelöst wird. Er ließ zunächst
seinen Steward und dann seine Kinder töten. Dich bekam er nicht mehr in die
Hände, weil sich deine Spur verlor. Überdies hatte er Raymonds Verurteilung
wegen Hochverrates erwirkt, womit du ihm nicht mehr allzu gefährlich werden
konntest.“
    In Joan keimt ein Gefühl auf,
welches ihr bisher noch gänzlich unbekannt war. Es ist blanker, unbändiger
Hass, der sich ihrer bemächtigt, auch wenn er sich gegen jemanden richtet, den
bereits seine Bestrafung ereilte. Sie bemerkt, dass ihr dieses Gefühl gut tut.
Es wirkt befreiend. Endlich ist jemand gefunden, der für alles Schlimme, das
den Ihrigen widerfuhr, verantwortlich ist. „Was warf man meinem Vater vor“,
fragt sie mit Grabesstimme.
    Malcom schnieft verächtlich.
„Er hätte mit dem Feind paktiert, behauptete Percy mit Fug und Recht. Als
angeblicher Beweis diente sein Verschwinden aus dem Land und Percys Aussage,
Ray hätte sich mit dem Feind zusammengetan und seine Männer erschlagen.
Natürlich hatte er dafür Zeugen. Er machte Ray zum Sündenbock für seine eigenen
Untaten und schaffte ihn sich somit noch als unliebsamen Zeugen vom Hals. ...
Ein genialer Zug, muss ich gestehen.“
    Joan ist entsetzt über solch
abgrundtiefe Machenschaften.
    „Immerhin räumte man ihm eine
milde Hinrichtung durch Hängen ein, da die Gemüter erhitzender Vollmond
herrschte, als er seine abtrünnige Tat begangen haben soll“, fügt Malcom bissig
hinzu.
    Eine Weile erfüllt ihr
betretenes Schweigen den trostlosen Raum.
    „Wieso hast du mich in dem
verdammten Glauben gelassen, mein Vater wäre hingerichtet worden? Du weißt ja
nicht, was ich deswegen durchmachte“, unterbricht Joan hörbar erbost die
Stille. „Zu wissen, dass ich nicht die letzte Thornsby bin, hätte mich
getröstet!“ Als Malcom versucht, ihr beschwichtigend übers Haar zu streichen,
entzieht sie sich ihm ruppig.
    „Ich fand die Wahrheit weitaus
schrecklicher für einen dreizehnjährigen Knaben“, rechtfertigt er sich
daraufhin. „Mit diesem Wissen und angesichts seiner Machtlosigkeit hätte Jack vermutlich
nicht nur eine Dummheit begangen. Obendrein beim Anblick Percys. ...
Schließlich legtest du ein ziemlich draufgängerisches Wesen an den Tag, das
mich zu dieser Entscheidung bewog. ... Denn immerhin ist dein Bruder Gabriel
bei nichts anderem als der versuchten Blutrache gestorben.“
    Sie senkt betrübt den Kopf über
diese Offenbarung. Mit erneut aufsteigendem Zorn muss sie ihm einräumen, dass
er Recht hat. Vermutlich wäre sie versucht gewesen, den Bastard zu töten, um
Rache zu nehmen. „Warum war er nicht genauso auf dein Leben aus. Schließlich
musste er doch auch von dir fürchten, dass du Rache nehmen würdest“, fragt sie
zerknirscht, worauf er grimmig brummt.
    „Der Bastard hat nicht gewagt,
mich anzugreifen. Immerhin bin ich weitaus mächtiger, als er es je war, verfüge
über mehr Männer, als er sich träumen konnte. Er sonnte sich in der Macht
seines Onkels, vergriff sich stets nur an Schwächeren.“
    Sie wiegt den Kopf. „Ich hätte
nicht geglaubt, dies einmal zu sagen. Doch du hättest ihn langsamer töten sollen“,
schließt sie düsterer Stimmung.
    Malcom stöhnt. „Oh du ahnst ja
nicht, wie Recht du hast.“
    „Aber nun stehst DU als der
Mörder da, Malcom.“
    „Ich war im Recht. Er hat mir
nie ein Wehrgeld für meine getötete Familie gezahlt. So nahm ich berechtigte
Blutrache“, beharrt er, was sie ungeduldig den Kopf

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