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Die rote Halle

Die rote Halle

Titel: Die rote Halle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Schmidt
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Jungen mit dem Tod
des anderen in Zusammenhang stand. Nicht nur wegen der Kleingartenanlage, die
für beide Fälle der Hauptschauplatz zu sein schien. Da war noch etwas anderes,
das er bloß noch nicht greifen konnte.
    Die beiden Jungen waren etwa gleich alt. Der zeitliche Zusammenhang.
Der Ort … Josef Rost pädophil. Auch wenn das nicht zwingend hieß, dass er auch
pädokriminell war, lag das verdächtig nahe. Vielleicht zu nahe. Manchmal war die nächstbeste Lösung die richtige. Und manchmal lag sie
von der Wahrheit so weit entfernt wie der Nordpol vom Südpol. Obwohl beide so
weiß waren wie die Gänge hier. Helge lehnte sich an den Tresen im Wartebereich
und presste Daumen und Zeigefinger auf die Augäpfel. Man konnte glatt
schneeblind werden in diesem Gebäude.
    Die Frau hinter dem Tresen blätterte lustlos in einem Stapel Papier
und sah Helge nicht an. Er zog seinen Dienstausweis aus der Hosentasche und
hielt ihn so, dass sie ihn sehen konnte.
    Â»Entschuldigung. Können Sie mir sagen, wo Gunnar Lang liegt?«
    Die Frau seufzte und fing an, sich durch die Listen in ihrem
Computer zu klicken.
    Â»Station zwei, Zimmer zwölf«, sagte sie und wies einen mit
glänzendem Linoleum ausgelegten Gang entlang.
    Helge war versucht, ihr zu erklären, dass auf diese Weise jeder hier
hereinkönnte, um … ja, um was eigentlich?
    Möglicherweise war Lang ein Mörder. Aber Helge fand es
wahrscheinlicher, dass er ein Zeuge war, und wenn das zutraf, dann konnte es
sein, dass er in Gefahr war. Er hätte beschützt werden müssen. Zumindest sollte
nicht jeder einfach so zu ihm hineingelassen werden. Aber das hier war nicht
sein Fall, und er war müde.
    Â»Danke«, sagte Helge und beeilte sich. Er hoffte, Station zwei
Zimmer zwölf verlassen zu können, bevor die Kollegen kamen.
    Es ging ihm gut. Außer an den Beinen. Gunnar wollte sie
versuchsweise unter der Decke bewegen, ein bisschen damit wackeln. Aber es
passierte gar nichts.
    Er hatte sich doch nichts gebrochen, war doch nur ein wenig kalt
geworden im Wasser. Sie konnten ihn doch auf seine Veranda setzen, und Sille
würde ihn dort schön versorgen. Er musste doch einen Blick auf den Teich haben.
Hanno würde das nicht wollen, dass er hier so herumlag und nichts tat. Und dann
wollten sie wieder so Sachen wissen. Aber er war schlau, er hatte sich einfach
dumm gestellt.
    Als die Tür aufging, dachte Gunnar, das ist jetzt endlich die
Schwester mit meinem Kamillentee. Und dann, als er eine Männerhand sah, die den
Rand der Tür umfasste, hoffte er für eine Blitzsekunde, die ihm durch die Adern
fuhr, dass Hanno kam, um ihn hier rauszuholen. Aber es war ein großer, bärtiger
Mann, ein Wikinger, dachte Gunnar, fehlt nur der Helm mit den Hörnern.
    Â»Guten Morgen, Herr Lang. Wie geht es Ihnen?«
    War das ein Arzt, wo war der Kittel?
    Â»Kann ich nach Hause?«
    Â»Sie meinen, in Ihr Gartenhäuschen?«
    Gunnar nickte und schnippte dann ärgerlich mit den Fingern. Das
durfte doch gar keiner wissen! Er drohte ein bisschen mit dem Finger, der
Wikinger war immerhin jünger als er, vielleicht würde das helfen.
    Â»Denken Sie ja nicht, dass ich im Gartenhäuschen wohne! Das ist
nämlich verboten.«
    Der Wikinger lächelte und reichte ihm eine Hand.
    Â»Schulz ist mein Name. Ich bin Kriminalkommissar.«
    Oh je. Schon wieder einer. Der gestern war nett gewesen, aber er
hatte nichts aus ihm herausbekommen. Jetzt versuchten sie es bestimmt mit einem
brutalen. Darum hatten sie also einen Wikinger geschickt.
    Â»Aber ich wollte Sie eigentlich gar nicht nach Ihrer Wohnung fragen.
Ich möchte viel lieber wissen … also, jemand hat mir erzählt … Sie haben im
Teich auf dem Körper des toten Jungen gestanden, und zwar etwa zwei Stunden
lang. Warum sind Sie nicht zurückgeschwommen und haben Hilfe geholt? Das muss
doch sehr anstrengend gewesen sein.«
    Da hatte der Wikinger schon recht, Gunnar nickte.
    Â»Ich kann ja nicht schwimmen, wissen Sie.«
    Â»Aber wie sind Sie dann dort hingekommen?«
    Gunnar antwortete nicht, weil er es selbst nicht wusste. Er war
hingekommen, weil er musste.
    Â»Warum sind Sie überhaupt in den See gegangen?«
    Â»Das sag ich nicht.«
    Â»Warum denn nicht?«
    Â»Ã„rger.«
    Â»Kriegen Sie oft Ärger?«
    Gunnar nickte, schüttelte dann den Kopf.
    Â»Nur, wenn ich was falsch mache.«
    Â»Aber das

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