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Die rote Halle

Die rote Halle

Titel: Die rote Halle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Schmidt
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damit
er abhaut.«
    Â»Simon wollte Ihnen …?«
    Â»Nein, nicht Simon. Der kleine Stricher.«
    Helge nickte. Das Bild begann, sich zu fügen. Er würde an dieser
Stelle weitermachen und hoffte, dass Rost lange genug bei Kräften blieb, um
auch noch die Fragen über Simon zu beantworten.
    Â»Sie sind ein regelmäßiger Kunde?«
    Â»Nein. Ich habe niemals, ich habe das nicht getan … Ich wollte nur
helfen.«
    Â»Und wo war das? Wo fand das statt?«
    Rost sah ihn durchdringend an, irgendwie wirkten seine Augen
merkwürdig, als würden sie unter Druck stehen, und sie schienen auch nicht ganz
in dieselbe Richtung zu blicken.
    Â»Sie kennen den Laden. Im Flughafen. Sie waren selbst dort, ich habe
Sie gesehen. Sie haben DeeDee rausbegleitet.«
    In Helge fiel eine Klappe, und das Puzzle setzte sich schlagartig
zusammen. Natürlich! Jetzt wusste er, warum Rost ihm so bekannt vorgekommen
war! Nur dass er den Säufer aus dem Eldorado nicht mit dem schwachen, aber geistig klaren Mann
in diesem Bett zusammengebracht hatte.
    Â»Das Eldorado? Flughafen Tempelhof.«
    Â»Ja.«
    Â»Den Inhaber kennen wir doch. Das ist Hanno Lang.«
    Â»Ja.«
    Helge schlug sich vor den Kopf. Gunnar Lang, Hanno Lang. Wie konnte
man so begriffsstutzig sein?
    Â»Sie sagen, es war unten im Keller?«
    Â»Ja.«
    Â»Wie viele Jungen hat er?«
    Rost zuckte die Achseln.
    Â»Ich weiß es nicht.«
    Â»Werden sie gefangen gehalten?«
    Â»Keine Ahnung. Ich habe nur diesen einen Jungen gesehen.«
    Helge lehnte sich zurück, ließ den Kopf in den Nacken fallen und
blickte an die weißer als weiße Zimmerdecke. So einfach war das also. Der Fall
war gelöst. Er war sich sicher, wo er Simon finden würde. Sehr sicher. Er würde
nur noch den Einsatz einleiten müssen. Und er hoffte, dass es nicht zu spät
war. Und fast ebenso sehr hoffte er, dass keine Kollegen darin verstrickt
waren.
    Â»Herr Rost, Sie haben mir sehr geholfen. Ich muss jetzt los.«
    Helge nahm sich nicht die Zeit, Rost noch einmal die Hand zu geben.
    Â»Simon ist tot!«
    Josef Rosts Tonfall ließ keinen Zweifel zu, und Helge spürte, wie
Angst in ihm aufwallte. Wenn das stimmte, würde er es Frau Zöllner sagen
müssen. Die Vorstellung war absolut unmöglich. Er hatte schon öfter schlechte
Nachrichten überbringen müssen. Aber dieses Mal war er nicht bereit dazu. Wenn
sie Simon nicht lebend fanden, dessen war er sich in diesem Moment sicher,
würde er seinen Beruf aufgeben. Helge wandte sich um.
    Â»Wie kommen Sie darauf?«
    Rost schloss die Augen. »Ich habe es gesehen.« Er tippte sich an die
Schläfe. »Hier drinnen.«
    Helge nickte, aber wirklich beruhigt war er nicht.
    Â»Ich halte Sie auf dem Laufenden, Herr Rost.«
    Während er im Laufschritt auf den Ausgang zusteuerte, gab
Helge den Pin in sein Handy ein, wartete ungeduldig, dass es hochfuhr, und rief
Krissie an. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sie abhob.
    Â»Mann, es ist noch nicht mal acht! Und ich hatte noch keinen
Kaffee.«
    Â»Hey! Ich hatte auch noch keinen Kaffee. Ich brauche ein komplettes
Einsatzteam.«
    Â»Jetzt?«
    Â»Sofort. Flughafen Tempelhof, Haupteingang … und jemand soll das
Tagebuch rüberbringen, sobald es da ist.«
    Â»Das Team ist in zehn Minuten da. Soll ich dich wo abholen lassen?«
    Â»Nein, schon gut. Danke.«
    Â»Erzählst du mir, was los ist?«
    Â»Später, Krissie.«
    Â»Okay. Na dann …«
    Â»Ach, Krissie?«
    Â»Ja?«
    Â»Sorg dafür, dass niemand von den Leuten hier im Kiez kommt. Sie
sollen aus einem anderen Stadtteil kommen.«
    Â»Wie soll ich das denn machen?«
    Â»Du kriegst das hin.«
    Krissie seufzte, was Helge als ein »Ja« auslegte.
    Â»Und, Krissie?«
    Â»Was denn noch?«
    Â»Schickst du eine Thermoskanne Kaffee mit?«
    Sie lachte.
    Â»Und komm am besten gleich mit. Ich brauch dich da drüben.«
    Helge legte auf und hoffte, dass sie seine Bitte nicht als Scherz
aufgefasst hatte. Er brauchte den Kaffee wirklich dringend.
    Zwanzig Minuten später war tatsächlich alles so
organisiert, dass niemand im Präsidium und in den beiden Wachen um den
Flughafen herum unmittelbar mitbekam, dass er vorhatte, das Eldorado auszuräumen. Er konnte es nicht gebrauchen, dass ihm vorzeitig von oben jemand
reinpfuschte, weil er vielleicht unangenehme Offenbarungen fürchtete. Es

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