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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Schwester, Trisha MacPherson, mit Kurt Engels trauen.«
    »Au. Kann mir denken, dass das wehtut. Gehören die beiden Ihrer Kirche an?«
    »Nein. Ich habe sie erst bei den Traugesprächen kennen gelernt. Wer in einem schönen alten Gotteshaus heiraten will, der hat hier die Wahl zwischen St. Alban’s, der First Presbyterian Church oder den High Street Baptists. Dr. McFeely von der First Presbyterian möchte, dass die Brautleute einen gewissen Bezug zu seiner Pfarrei besitzen, und Reverend Inman verlangt, dass sie vor der Eheschließung nicht miteinander geschlafen haben. Daher laufen meine Geschäfte ganz gut. So, und jetzt bin ich dran. Warum haben Sie nicht gesagt, dass das schon der zweite Überfall auf einen Schwulen binnen vier Tagen ist?«
    »Weil sich meine Meinung nicht geändert hat. Ich will keine Gerüchte in die Welt setzen, dass jemand hier umginge und schwule Männer beziehungsweise schwule Geschäftsleute attackiert.«
    »Das ist vollkommen unverantwortlich! Sie können das doch unmöglich für einen Zufall halten!« Ihre Stimme hob sich bei dem Wort »Zufall«. Russ fasste Clare am Oberarm und zerrte sie ein paar Schritte den Gang entlang, weg vom Wartezimmer.
    »Ich glaube nicht an Zufall. Aber eine Panik auszulösen, wer wohl als Nächster dran ist, nützt gar nichts. Das führt nur dazu, dass man einem Haufen Leute eine Scheiß-Angst einjagt und dass die Stadt in Verruf kommt.«
    »Es könnte das Bewusstsein potentieller Opfer verstärken, damit sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Es könnte zu mehr Informationen über die gesuchten Täter führen.« Russ bedachte sie mit einem schiefen Grinsen, das sie ignorierte. »Es könnte den Leuten zu verstehen geben: Habt ein Auge auf die entsprechenden Geschäfte, damit nichts passiert. Hätte Todd MacPherson gewusst, dass er wegen seiner sexuellen Orientierung in Gefahr schwebte, dann würden wir uns jetzt höchstwahrscheinlich für die Hochzeit fertig machen, statt zu warten, dass er aus dem OP kommt.« Sie steckte sich ein paar Haare hinters Ohr.
    »Erstens«, erwiderte Russ und zählte an seinen Fingern auf, »gab es vor dem Überfall auf MacPherson keinerlei Tatmuster, folglich auch nichts, was er hätte wissen können. Zweitens haben wir den Post-Star bereits von dem Überfall auf Emil informiert, und zwar in der Form, dass ein ortsansässiger Arzt in seinem Kabrio gerammt und zusammengeschlagen wurde. Gleichzeitig bitten wir jeden, der über Hinweise auf ein rotes Fahrzeug mit einem frischen Karosserieschaden verfügt, sich mit uns in Verbindung zu setzen.«
    »Das klingt ja wie ein Raubüberfall. Wenn die Leute ›Arzt‹ und ›Kabrio‹ lesen, dann unterstellen sie doch zu neunundneunzig Prozent, dass er reich war.«
    »Meinetwegen. Ich habe nichts dagegen, den Reichen ein bisschen Angst zu machen. Die schützen sich sowieso.« Er zählte weiter an seinen Fingern auf. »Drittens, wie ich schon in diesem Hotel sagte: Falls sich herumspricht, jemand hätte es auf Schwule abgesehen, dann dürfte das die Unternehmen eine Menge Umsatz oder gar die Existenz kosten. Die Kunden bleiben weg, selbst wenn wohlmeinende Nachbarn ringsum Wache halten. Und mein Job ist es, Millers Kill, Fort Henry und Cossayuharie zu schützen. Manche Geschäftsleute machen zwischen Heldengedenktag und Tag der Arbeit den halben Jahresumsatz. Denen will ich nicht schaden, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.«
    Clare lehnte sich an die kühle, glatte Wand. »Sie reden wie der Bürgermeister in Der Weiße Hai . Nicht laut ›Hai‹ sagen, sonst schadet das dem Geschäft.«
    »Falls ich glaubte, ich könnte den oder die Schuldigen fassen, indem ich die Stadt dichtmache, dann würde ich es tun. Aber einzelne Geschäfte oder Personen herausgreifen und ihnen sagen, sie könnten die Nächsten sein, bringt einfach nichts.«
    »Aber Sie würden damit verhindern, dass noch jemand zu Schaden kommt!«
    »Hören Sie, Ausgangspunkt für meine Ermittlungen ist, dass ein Geschäftsinhaber beim Abschließen seines Ladens überfallen wurde. Der Post-Star bringt demnächst eine Stellungnahme von mir. Darin rufe ich alle Ladeninhaber auf, gegen Feierabend erhöhte Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Im Sommer verdoppelt sich hier die Bevölkerungszahl, und weiß der Kuckuck, welches Gesocks es zu den Rummelplatzgeschäften am Lake George oder zu den Rodeospielen am Lake Luzerne verschlägt.«
    »Dann glauben Sie also, dass das dahinter steckt? Irgendwelcher Abschaum von außerhalb, der, um frische

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