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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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was verdächtig ist, die Augen offen halten. Besonders nach einem roten Fahrzeug mit frischem Blechschaden.«
    Die Fahrstuhlglocke ertönte, »Bim«, die Tür öffnete sich, und Russ trat in den Lift. Er winkte Clare zum Abschied.
    »Apropos Vorurteile«, sagte sie.
    »Hm?« Er griff nach der Tür und hielt sie fest.
    »Wieso sind hier bei der Polizei eigentlich keine Frauen?«
    Das Letzte, was sie sah, war, wie er die Augen verdrehte.

8
    T oller Tag für ’nen Wettlauf, was, Chief? Mann, ich liebe den vierten Juli.«
    Russ sah zu Kevin Flynn, der, die Hände in die Hüften gestemmt, neben dem Streifenwagen stand und die Teilnehmer und Zuschauer betrachtete, die sich im Park drängten. Dann blickte er nach oben. Dicke Wolken zogen über das Gebirge heran und glitten tief unter dem silbergrauen Himmel dahin. Russ griff durch das Fenster nach seiner Windjacke. »Wenigstens brauchen wir keinen Sonnenstich zu befürchten«, sagte er.
    Eine Gruppe von Wettläuferinnen kam vorbei. Offenbar trotz der außergewöhnlich kühlen Witterung nicht beunruhigt, trugen sie etwas, das wie ein Bodypainting aus Leuchtfarbe aussah, und dazu Sportschuhe, die teurer waren als Russ’ erstes Auto. »Wo sind die Zeiten geblieben, als man noch in T-Shirt und Shorts gelaufen ist?«, fragte Russ Kevin.
    Der Jüngste in seiner Polizeitruppe grinste ein kicherndes Mädchentrio an. Nach den dicken Stiefeln und den Touren-Rucksäcken zu urteilen, schätzte Russ sie als Studentinnen ein, die durch die Appalachen gewandert waren. »Hä?«, sagte Kevin, ohne sich von den Mädchen abzuwenden.
    »Schon gut. Ich habe mich nur gefragt, wann Lycra zum Nationaltextil wurde.« Obwohl, dachte er, während eine Frau sein Interesse fesselte, die sich tief vornüberbeugte, um ihre Schuhe zu binden, obwohl Lycra durchaus etwas für sich hatte. Von Linda hatte es so tiefe Einblicke erst nach der Hochzeit zu sehen gegeben.
    Das Funkgerät im Streifenwagen knisterte. »Fünfzehn-siebenundfünfzig, hier Zentrale.« Harlene, die erfahrenste Mitarbeiterin in der Leitstelle, hatte sich trotz rotierendem Schichtwechsel und ihrer Privilegien als Dienstälteste freiwillig zum Feiertagseinsatz gemeldet. Dafür war Russ ihr dankbar. Selbst wenn es zuging wie im Irrenhaus – Harlene war durch nichts zu erschüttern.
    Er riss seine Augen von der verlockenden Aussicht los, beugte sich in den Wagen und nahm das Mikro aus dessen Halterung. »Zentrale, hier Fünfzehn-siebenundfünfzig.«
    »Ich wollte nur Bescheid sagen, dass Noble jetzt an der Brücke und Paul an der Kreuzung Main und Canal Road in Stellung sind. Kevin bleibt bei Ihnen im Riverside Park, stimmt’s?«
    »Stimmt. Schätze, es wird in zirka fünfzehn Minuten hier losgehen. Sie versuchen gerade, die Läufer in Startposition zu bringen.«
    »Wie sieht’s denn aus?«
    Wieder hielt eine Läuferin inne, griff stirnrunzelnd in ihren Sport-BH und rückte ihre Brüste zurecht.
    »Sieht alles echt gut aus«, antwortete Russ wahrheitsgemäß. »Hey, haben Sie den letzten Wetterbericht gehört?«
    »Soll angeblich bis heute Abend trocken bleiben«, antwortete Harlene. »Die Feuerwehr geht davon aus, dass das Feuerwerk planmäßig gegen einundzwanzig Uhr stattfinden kann. Ups! Lyle meldet sich gerade; ich muss Schluss machen. Zentrale Ende.« Mit einem Knistern brach die Funkverbindung ab.
    Russ hängte das Mikro wieder zurück. Eine Bö erinnerte ihn daran, den Blouson, den er in der Hand hielt, anzuziehen. Der Wind blähte das Spruchband oberhalb des Parkeingangs wie ein Quersegel. »Dritter jährlicher Volkswettlauf zum Unabhängigkeitstag«, stand darauf, und das Logo von BWI-Bau prangte zu beiden Seiten. Die Bezeichnung »jährlich« war leicht übertrieben; das erste Ereignis dieser Art hatte vor fünf Jahren stattgefunden, doch den Veranstaltern – einer eingefleischten Gruppe von Läufern, die auch jedes Jahr einen Ausflug zum New York Marathon unternahm – war es immer schwerer gefallen, finanzielle Unterstützung zu finden. Den letzten Volkswettlauf vor zwei Jahren hatte eine »Dot-com«-Gesellschaft aus Adirondack gesponsert, die sechs Monate später den Bach runterging. Dieses Mal war es gelungen, BWI-Bau als Sponsor zu gewinnen, und das Unternehmen zeigte sich sehr großzügig: An großen Ständen türmten sich kostenlose Orangen, Bananen und Energieriegel, Mineralwasser einer Nobelmarke sowie T-Shirts für Teilnehmer und freiwillige Helfer.
    Der Riverside Park war eine weitläufige Grünanlage, die sich in

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