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Die Rote Spur Des Zorns

Die Rote Spur Des Zorns

Titel: Die Rote Spur Des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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lag. Ich vermute – aber es ist nur eine Vermutung, bitte sehr –, er hat sich den goldenen Schuss gesetzt.«
    Russ lehnte sich an das Dach des Streifenwagens. Nun, da der Hubschrauber außer Sicht war, fühlte er sich entspannter und war auch nachdenklicher. »Das widerspricht der Aussage, die dieser kleine Bastard McKinley, sein Freund, gemacht hat. Der beschrieb ihn als eine Art Fitness-Narr. Nicht unbedingt jemand, die sich Heroin und flüssigen Koks spritzt.«
    »Ja«, erwiderte MacAuley, »aber McKinley hat auch gesagt, Dessaint war derjenige, der das Geld und die Sachen zum Naschen austeilte, wenn sie ihren Spaß gehabt hatten.«
    Russ runzelte die Stirn. »Gibt es irgendeinen Hinweis darauf, dass er regelmäßig Drogen nahm?«
    »Einstichstellen in den Armen, meinen Sie? Sind mir nicht aufgefallen«, antwortete Dr. Scheeler. »Was nicht bedeutet, dass er nicht Gelegenheitskonsument war.«
    »Aber jetzt kommt’s!«, verkündete MacAuley. »Ich sagte Ihnen doch, ein Schwarm Vögel hätte dieses Professorenpaar veranlasst, mal nachzusehen? Nun, als wir hinkamen und die Stelle abgesucht haben, ließen sich die meisten davon verscheuchen. Aber fünf oder sechs – riesige Biester – sind weiter dort rumgehüpft und haben an so ’ner Stelle in der Nähe herumgepickt, unter einem Baum. Also bin ich mal nachsehen gegangen und entdecke: Es ist kürzlich ein Loch dort gegraben und wieder zugeschüttet worden. So wie für – Sie wissen schon.«
    »Ich bin selbst Camper, Lyle. Ich weiß, wofür man ein Loch anlegt. Aber Vögel picken an so was nicht herum.«
    »Genau das hab ich mir auch gedacht. Also haben wir das Ding ausgehoben, und raten Sie mal, was zum Vorschein kam.«
    »Ramses der Dreiundzwanzigste.«
    MacAuley verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Russ hatte eine bestimmte Ahnung, was er sagen würde, aber er wollte ihm seinen großen Moment nicht verderben. Lyle liebte ein bisschen Dramatik.
    »Nein wirklich, ich weiß nicht«, antwortete Russ. »Was denn?«
    »Kleidungsstücke. Sie waren im Wasser gewaschen worden, hatten aber immer noch erkennbare Blutflecke. Und in einem der Ärmel war ein Riss. Könnte mit den Fäden vom Mordschauplatz übereinstimmen.«
    Russ sah zu Dr. Scheeler. »Ob Ingrahams Mörder diese Sachen getragen hat?«
    Der Pathologe breitete leicht die Arme aus. »Möglich wär’s. Ich wollte sie aber nicht vor Ort untersuchen, damit keine Haare, Fasern oder Hautpartikel verloren gehen. Die Blutspuren sind sehr schwach, wie es sicherlich der Fall wäre, wenn der Mörder, nachdem er Mr. Ingraham umgebracht hatte, in den Fluss ging. Ein Großteil des Blutes hätte sich in dem kalten Wasser abwaschen lassen, aber nicht alles.« Er klatschte in die Hände, als freute er sich auf ein schmackhaftes Essen. »Ich denke, nach der Behandlung mit einem Mikrostaubsauger und etwas Luminol sind diese Kleidungsstücke sehr aufschlussreich. Natürlich werde ich zuerst die Blutgruppe untersuchen. Und wäre ich jemand, der Wetten abschließt, dann würde ich jeden Cent darauf setzen, dass sie mit der von Bill Ingraham übereinstimmt.«
    Russ griff unter seine Brille und kniff sich in den Nasenrücken. »Es sieht demnach ganz so aus, als sei Dessaint unser Mörder?«
    »Ja«, antwortete MacAuley knapp.
    »Und dass er sich beim Kosten seiner Ware selbst den Rest gab. Wie praktisch!«
    »Ja.«
    »Dann können wir uns wohl darauf freuen, diese Akte als geschlossen zu betrachten.«
    »Ja.«
    »Aber« – Russ sah MacAuley über seine Brille hinweg an – »da ist immer noch McKinleys Geschichte von diesem geheimnisvollen Hintermann, der für das Zusammenschlagen ein paar handverlesener Opfer Geld und Drogen verteilt.«
    »Vielleicht hat er den ja für die anderen erfunden. Dessaint, meine ich. Um sich von vorneherein zu schützen, indem er die Schuld auf irgendeinen großen Drahtzieher schob. Er konnte sich ja denken, dass McKinley und Colvin ihn fünf Minuten nach ihrer Festnahme verpfeifen würden.«
    »Das habe ich schon einkalkuliert. Der Haken ist, dass sich sein Verhalten mit McKinleys Angaben deckt. Weder Emil Dvorak noch Todd MacPherson wurden beraubt. Und in dieser Videothek war jede Menge Bargeld.«
    MacAuley zupfte an seinem Uniformhemd. »Vielleicht war er ja ein Freak. Vielleicht glaubte er wirklich, er sei dazu bestimmt, Homosexuelle auszurotten oder so. Vielleicht versteckt sich irgendwo in seiner Wohnung ein Bündel Flugblätter mit seinem Manifest und seinem Kampfaufruf. Wir haben

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