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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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deiner Leute lebst oder nicht. Was mich interessiert, ist, wie du zu diesem Kind gekommen bist.«
    Saras Gesichtszüge verzogen sich, als litte sie Schmerzen. » Eines Morgens weckte mich lautes Kriegsgeschrei. Es war Regenzeit, und deshalb dachte ich zuerst an eine Vision.« Natürlich: In der Regenzeit verkrochen alle Aborigines sich in ihren Winterlagern. Gefährlich wurde es erst wieder, sobald die Stämme sich im Frühjahr erneut in die Sommerlager begaben und eine solche Wanderung gerne zu einem kleinen Kriegszug nutzten.
    » Ich kletterte über die Düne und versuchte, etwas zu erkennen. Im dichten Nebel war es schwierig, so weit zu sehen. Zuerst dachte ich an eine Auseinandersetzung zwischen verfeindeten Jägergruppen. Dann jedoch kamen sie näher; so nah, dass ich schon fürchtete, sie würden mein Lager entdecken. Von meinem Versteck aus sah ich, dass es tatsächlich eine Gruppe Jäger war. Aber sie kämpften nicht gegeneinander, sondern sie verfolgten mehrere flüchtende Weiße. Es war ein furchtbares Durcheinander, die Frauen schrien und die Männer… und sie erschlugen sie alle mit ihren waddies .« Sara verstummte, überwältigt von der Erinnerung. Das Kind neben ihr schien von den Schilderungen ungerührt. Hatte sie sie schon zu oft gehört, oder fehlte ihr einfach noch die Vorstellungskraft für ein solches Verbrechen?
    » In ihrem Blutrausch übersahen sie das Kind, das die Mutter mit letzter Kraft in ein Wombatloch geschoben hatte. Sobald sie ins Lager zurückgekehrt waren, um zu tanzen, hörte ich das Wimmern. Ich wollte nichts sehen.« Sara schauderte bei der Erinnerung. » Aber ich konnte nicht anders. Ich ging dem Geräusch nach und fand ein kleines Kind, unverletzt. Überall war Blut. Schrecklich viel Blut und Fleisch und Knochen und anderes.« Dorothea schluckte. Die Zeitungsberichte waren dezenter gewesen. Aber sie waren ja auch nicht von Augenzeugen geschrieben worden.
    » Ich nahm das Kind und ging mit ihm weit fort, denn ich wollte nicht, dass die Mörder erfuhren, dass sie nicht alle Weißen getötet hatten.«
    » Aber die Mörder wurden doch später von Major O’Halloran gehängt«, warf Dorothea ein. Sara warf ihr einen mitleidigen Blick zu. » Das waren nicht die Mörder. Ich habe sie gesehen. Sie lebten danach noch lange an dem See, den ihr Lake Albert nennt.«
    Dann hatte Stevenson also recht gehabt! Und O’Halloran hatte tatsächlich die Falschen hängen lassen. Nur wieso hatten die Eingeborenen es geschehen lassen? Vermutlich würde das nach so langer Zeit nie mehr ans Licht kommen. Was für ein Jammer, dass man sich damals mit oberflächlichen Ermittlungen begnügt hatte!
    » Nachdem ich das Kind, Vicky, zu mir genommen hatte, musste ich noch vorsichtiger werden. Ich mied alle Gegenden, in denen Weiße lebten, und suchte die Nähe von Stämmen, mit denen die Menraura verfeindet waren.«
    » Wieso hast du sie Vicky genannt?« Ian betrachtete das Mädchen nachdenklich. » War das ihr Name?«
    Sara zuckte mit den Achseln. » Es war das erste Wort, das sie sprach. Sie schien es gerne zu hören, wenn ich sie so rief.«
    » Du weißt, dass du sie den Behörden hättest übergeben müssen?« Ian sah sie streng an.
    Die Alte sah nicht schuldbewusst zu Boden, sondern erwiderte seinen Blick herausfordernd. » Es war der Wille der Geister, dass ich sie fand. Sie haben sie beschützt, um sie mir anzuvertrauen. Ich hätte ihr Geschenk nicht respektiert, wenn ich die Kleine zur Station nach Goolwa gebracht hätte. Bei mir hatte sie es besser. Ich habe sie geliebt, als hätte ich sie selber geboren.«
    » Was ist geschehen, dass du dich jetzt doch dazu entschlossen hast?« Dorothea musterte das Mädchen, das steif aufgerichtet dasaß und angestrengt die gegenüberliegende Wand anstarrte.
    Sara antwortete nicht gleich. Als sie endlich sprach, war ihre Stimme so leise, dass Dorothea sie kaum verstand. » In meinem Herzen wusste ich immer, dass sie eines Tages zu ihrem Volk zurückgehen würde. Nun ist die Zeit gekommen. Der Mann, den ihr King George nennt, ist letzte Woche zu seinen Ahnen gegangen. Er hat uns beschützt, weil sein Vater und mein Vater einmal Freunde waren. Jetzt ist niemand mehr da, der uns schützt. Ich bin alt. Ich werde wieder auf den Coorong gehen und dort sterben. Aber meine Tochter ist jung. Zu jung, um so zu leben wie ich. Unsere Pfade müssen sich trennen. Sie soll bei ihrem Volk nach den Sitten der Weißen leben, wie es ihr bestimmt ist.«
    » Hast du sie deshalb die

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