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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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schlichter in Dunkelgrau und Weiß gekleidet war, strahlte er dennoch eine gewisse natürliche Autorität aus, die niemanden im Zweifel ließ, wer hier das Sagen hatte. Sie hätte nicht zu sagen gewusst, woran es im Einzelnen lag. Aber hatte nicht selbst Robert, ihr erster Mann, bei ihrer Rettung damals ganz instinktiv Ian die Führung überlassen? Als ob er gespürt hätte, dass der Jüngere der Aufgabe eher gewachsen war.
    » Es freut mich, dass ihr beiden euch wieder vertragt«, bemerkte Lady Chatwick leise, die von Dorothea unbemerkt neben sie getreten war. » Eine Zeit lang hat es fast so ausgesehen, als ob gewisse Leute euch auseinanderbrächten.«
    » Niemand wird Ian und mich auseinanderbringen, wie Sie es nennen«, gab Dorothea lächelnd zurück. Die gute Lady Chatwick entwickelte sich allmählich zu einer rechten Nervensäge! Wenn sie heute Morgen nicht so ausnehmend guter Laune gewesen wäre, hätte sie vermutlich gereizter reagiert. So jedoch rückte sie der Älteren einen der leichten Rohrsessel zurecht und sagte versöhnlich: » Setzen Sie sich doch und erklären Sie mir: Was haben Sie eigentlich gegen Catriona und Percy? Ich nehme an, Sie meinen mit ›gewisse Leute‹ unsere englischen Verwandten?«
    Lady Chatwick ließ sich zwar bereitwillig in den Sessel plumpsen, schien aber nicht so recht zu wissen, was sie antworten sollte. » Etwas an ihnen ist nicht in Ordnung«, flüsterte sie schließlich und sah sich vorsichtig um. » Ich bin zwar schon lange nicht mehr in Gesellschaft, aber ich rieche es immer noch, wenn jemand nicht bon ton ist, wie es zu meiner Zeit hieß. Ein Tick zu viel hier, ein Tick zu wenig da. Ich würde meine Perlenkette verwetten, dass zumindest er zu viel in schlechter Gesellschaft unterwegs ist.«
    » Wirklich? Ich habe nicht den Eindruck, dass an Percys Umgangsformen auch nur das Geringste auszusetzen wäre. Er ist ungemein gewandt und zuvorkommend.« Anstatt ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen, stachelte Dorotheas Widerspruch die alte Dame eher an.
    » Und ob«, bekräftigte sie und nickte heftig. » Genau das ist es ja. Ein bisschen zu gewandt. Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich nicht wollen, dass er in ihre Nähe kommt.«
    » Und bei einem Sohn?«, konnte Dorothea nicht widerstehen, sie herauszufordern. Es war so albern, dass man es gar nicht ernst nehmen konnte: Eine alte Frau legte die Maßstäbe ihrer Jugend an. Natürlich hatten sich in den letzten Jahren die Sitten verändert. Sie war überzeugt, dass Catriona haargenau dem entsprach, was man heutzutage in England unter einer Lady verstand.
    Lady Chatwicks Nasenspitze zuckte heftig. » Ich weiß nicht so recht«, sagte sie nachdenklich. » Manchmal scheint es ihr doch sehr an Weiblichkeit zu fehlen.«
    Dorothea musste lachen. » Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder? Ich kenne niemanden, der so viel Gedanken an seine Garderobe verschwendet wie unsere Cousine.«
    » Ich meine nicht das Äußere…« Lady Arabella winkte ungehalten ab. » Ihr Stil ist nach heutigen Gesichtspunkten sicher perfekt. Nein, ich habe eher den Eindruck, dass es ihr an Herzensgüte und Mitgefühl mangelt.«
    Verblüfft starrte Dorothea sie an. » Lassen Sie sich da nicht von einer gewissen Voreingenommenheit leiten?«
    » Vielleicht. Sie erinnert mich frappierend an eine junge Dame aus meiner Jugend. Ihre Mutter war früh verstorben, und ihr Vater und ihre beiden älteren Brüder trugen sie auf Händen. Sie kannte keinen anderen Willen als ihren eigenen. Bei manchen Charakteren ist das gefährlich.«
    Dorothea kam nicht mehr dazu nachzufragen, was Lady Chatwick damit meinte. Lautes Kindergeschrei aus dem Obergeschoss ließ sie aufspringen und die Treppe hinaufeilen. Schon im Flur kam ihr eine vor Empörung hochrot angelaufene Trixie entgegen, die mit ausgestreckten Armen eine hübsch geflochtene Eingeborenenschale vor sich hertrug.
    » Ma’am, das geht einfach zu weit!«, sagte sie, keuchte und hielt Dorothea die Schale unter die Nase. » So etwas Ekelhaftes möchte ich nicht noch einmal erleben müssen. Sie hat sie gegessen! Und sie hat Mary und Charles auch davon gegeben. Hoffentlich werden sie jetzt nicht krank!«
    In der Schale wand sich eine Handvoll weißer Maden mit gelblichen Köpfen hin und her. Kein ansprechender Anblick. Es war verständlich, dass Trixie so außer sich war. Auch Dorothea schluckte hart bei der Vorstellung, dass ihre beiden Kleinen in diese Tiere gebissen hatten.
    » Wirf die Würmer ins Küchenfeuer«, wies sie

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