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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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konnte?
    Mit Bestürzung erinnerte sie sich daran, dass sie immer noch nicht mit Mrs. Perkins darüber gesprochen hatte, wie es mit Mannara weitergehen sollte. Wenn sie nicht als Hilfe taugte, mussten sie nach einer anderen Ausschau halten.
    Sie heftete die Zettel an die Körbe und machte sich auf den Weg in die Küche.
    Die Idylle, die sie dort vorfand, beschwichtigte ihr schlechtes Gewissen sofort: Mrs. Perkins stand am Herd und rührte konzentriert in einer schaumigen Masse. Mannara hockte in der typischen Stellung der Aborigines neben der Türschwelle und schälte Kartoffeln. Dabei summte sie eine fremdartige, aber sehr ansprechende Melodie vor sich hin, in die Mrs. Perkins gerade mit einer Art Brummstimme einfiel.
    Erstaunt bemerkte Dorothea, dass eine Art Kappe Mannaras Kraushaar völlig verdeckte. Es wirkte fast wie…
    » Was soll dieses Ding auf ihrem Kopf?«
    » Das ist eine Trauerkappe«, erklärte die Köchin, ohne von ihrer Tätigkeit aufzusehen. » Ich habe ihr auch schon gesagt, dass es albern ist, sich vor King Georges Geist zu fürchten, aber sie besteht darauf. Wenn ich sie richtig verstanden habe, soll es ein Zeichen für seinen Geist sein, sie in Frieden zu lassen.«
    » Täte es nicht auch eine Haube?«, fragte Dorothea und betrachtete halb belustigt, halb besorgt die dicke Schicht Lehm, die die junge Aborigine auf dem Kopf trug. » Ist das nicht sehr schwer?«
    » Schwer, aber gut«, erklärte Mannara in singendem Tonfall. » Bald wieder weg.« Sie machte mit beiden Händen eine Bewegung, um zu demonstrieren, wie die Stücke getrockneten Lehms in alle Richtungen absprangen.
    » Hast du denn kein Vertrauen in das Schutzamulett, das ich dir gegeben habe?«, fragte Dorothea und wies auf den Knopf, der an einem geflochtenen Lederband um Mannaras Hals geknüpft war. » Du brauchst überhaupt keine Angst vor Geistern mehr zu haben.«
    Die junge Frau sah verlegen auf die Kartoffel in ihrer Hand. » Besser beides. Er oft hier. Vielleicht englisches Amulett nicht wirken.«
    Es war eine seltsame Logik, aber was sollte man darauf erwidern?
    » Wenn es die Kleine beruhigt– mir ist es egal, Ma’am«, sagte Mrs. Perkins. » Solange sie ihre Arbeit anständig macht– und das tut sie–, soll sie ihren Firlefanz ruhig behalten.«
    » Sie sind also zufrieden mit ihr?«
    Ein Lächeln huschte über Mrs. Perkins’ Züge. » Seit ich ihr abgewöhnt habe, selber zum Speisezettel beitragen zu wollen, ist alles bestens.« Mehr sagte sie nicht, aber Dorothea konnte sich nach dem morgendlichen Erlebnis vorstellen, was sie damit meinte. Wie oft mochte die Köchin sie angewiesen haben, diverse Insektenlarven, Ameiseneier oder andere Eingeborenenleckereien wieder nach draußen zu bringen? Im Stillen hoffte sie, dass es ihr auch wirklich gelungen war, sämtliche dieser Spezialitäten rechtzeitig zu entdecken, bevor sie ihren Weg auf die Teller und in den Magen der übrigen Bewohner gefunden hatten.
    Bis zum Lunch waren Ian und Percy immer noch nicht zurück. »Es scheinen ja sehr komplizierte Verhandlungen zu sein«, bemerkte Catriona, während sie Pastete und Kartoffelbrei auf ihren Teller häufte. » Muss man sich das wie eines dieser indianischen Palaver vorstellen? So richtig mit Friedenspfeife und endlosen Reden?«
    » Eine Friedenspfeife kennen sie nicht. Aber endlose Reden– das kommt mir bekannt vor«, sagte Dorothea trocken. » Es wird so schnell nicht gehen. Schließlich muss Worammo vor den anderen seine Stellung behaupten, und Ian muss aufpassen, nicht übervorteilt zu werden. Sonst verlieren sie den Respekt vor ihm.«
    » Er muss also hart verhandeln, obwohl es ihm eigentlich egal ist?«
    » So ist es«, bekräftigte Lady Chatwick und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas. » Die Kerle haben ihren Stolz, das muss man ihnen lassen.«
    » Ich verstehe nicht, wieso man überhaupt mit ihnen verhandelt. Eigentlich ist es doch die reine Erpressung: Wenn man ihnen keine Schafe gibt, holen sie sich selber welche. Das ist Viehdiebstahl und müsste auch als solcher bestraft werden. Stattdessen werden sie verhätschelt wie unmündige Kinder.«
    » Ganz so einfach ist es nicht«, wandte Dorothea ein. » Vom Gesetz her war unser Land, bevor Robert es kaufte, zwar Terra nullius, also Niemandsland. Aber es ist unbestreitbar, dass die Eingeborenen, obwohl sie es nicht bebauten, doch hier lebten, bevor wir kamen. Deshalb hat das Government einen Anteil guten Ackerlands hier in Südaustralien für diejenigen

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