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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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lässt sich nicht bewegen.« Ohne ein weiteres Wort griff er nach einem Stuhl und begann, mit aller Kraft gegen das Türblatt zu schlagen.
    Dorothea versuchte zu begreifen, was geschah. Es war so irrsinnig, dass sie die Möglichkeit erwog, sich in einem Traum zu befinden.
    Ians Stimme brachte sie zur Besinnung. » Geh ans Fenster und ruf um Hilfe! Mach schon!«
    Ihr wurde mehrfach schwarz vor Augen, aber es gelang ihr, den Vorhang zur Seite zu ziehen und einen der Fensterflügel zu öffnen. Das Feuer war nicht unbemerkt geblieben. Mrs. Perkins in Nachthemd und Haube, Catriona und Percy standen mit zum Oberstock gewandten, schreckensbleichen Gesichtern unten im Hof. » Die Kinder!«, schrie sie. » Wir sind eingeschlossen!«
    Ehe jemand etwas erwidern konnte, wurde plötzlich die Zimmertür aufgerissen. John, triefend nass und mit einem Stapel Pferdedecken unter dem Arm, stand im Türrahmen. » Rasch, ich habe das Feuer nur kurz dämpfen können. Es lässt sich nicht löschen.«
    Ian nickte, schüttete sich den Wasserkrug vom Waschtisch über den Kopf und griff nach einer der Filzdecken, um Dorothea damit zu umhüllen. » Lauf, so schnell du kannst. Bleib auf keinen Fall stehen. Ich liebe dich.« Ein Kuss, dann stieß er sie hinaus in den Flur, in dem sich das Feuer mit hungrigen Zungen die Wände hinauf fraß. John hatte mit Pferdedecken einen Weg gelegt, aber auch der würde nicht lange halten. Schon breiteten sich Glutnester darin aus und schmolzen Löcher in den dunklen Wollfilz. Rechts und links davon brannte es lichterloh.
    Dorothea zögerte kurz, als die lodernden Flammen nach ihr zu greifen schienen. Dann holte sie tief Luft und begann zu rennen. Bloß nicht fallen, bloß nicht fallen, hämmerte es in ihrem Kopf. Die ersten Meter gingen. Aber in der Nähe der Treppe wurde der Rauch dichter, erstickte sie fast. Unter Hustenanfällen kämpfte sie sich Schritt für Schritt weiter. Ihre Augen tränten so stark, dass sie nicht mehr klar sehen konnte. Als sie nach dem Geländer tastete, weil sie Angst hatte zu stürzen, zog sie ihre Hand mit einem Aufschrei wieder zurück. Es war glühend heiß. Der scharfe Schmerz vertrieb den letzten Rest der Nebel in ihrem Kopf, verstärkte ihren Überlebenswillen. Sie würde es schaffen. Nur noch ein paar Meter, dann war sie in Sicherheit.
    Etwas, vermutlich eine Flamme, biss sie in die rechte Wade. Sie achtete nicht darauf, sondern konzentrierte sich verbissen darauf, Stufe um Stufe zu bewältigen.
    Später wusste sie nicht mehr, wie sie es geschafft hatte. Alles um sie herum war Rauch, Hitze und Glut gewesen. Sie hatte keine Luft mehr bekommen. Halb blind, halb erstickt taumelte sie schließlich aus der Haustür.
    Mrs. Perkins fing sie in ihren Armen auf und erstickte als Erstes mit einem nassen Lappen die brennenden Stellen an ihrem Nachthemd, ehe sie Dorothea sanft auf einen Sitz niederdrückte und ihr einen Becher Wasser an die Lippen hielt.
    Trotz des Hustens gelang es ihr, ein paar Schlucke davon zu nehmen, während sie den Rauch, der in immer dichteren Schwaden aus dem Haus quoll, keinen Moment aus den Augen ließ. Wo blieben sie nur? Sie mussten sich beeilen!
    » Da sind sie.«
    Zwei schwarze Silhouetten erschienen vor dem leuchtenden Hintergrund. Nur zwei?
    Dorotheas markerschütternder Schrei ließ alle zusammenfahren. » Die Kinder! Wo sind die Kinder?«
    John und Ian husteten so stark, dass sie sich nicht sofort verständlich machen konnten. Es waren schreckliche Minuten. » Nicht da«, brachte Ian keuchend heraus.
    Nicht da? Was sollte das bedeuten?
    » Keine Menschenseele dort«, bestätigte John mit kaum verständlicher, rauer Stimme. Wo waren die Kinder?
    » John, wo ist Trixie? Hat sie Charles bei sich?«
    John schüttelte den Kopf. » Nein. Als sie sah, dass es im Haus brannte, ist sie ohnmächtig geworden.« Ein Hustenanfall unterbrach ihn. » Hab sie aufs Bett gelegt und bin losgerannt.«
    » Und Parnko und Mannara? Könnten die Kinder bei ihnen sein?«
    John hob in einer Geste der Hilflosigkeit die Schultern. » Keine Ahnung.«
    » Hauptsache, sie sind in Sicherheit«, krächzte Ian. » Und nicht im Haus.« Er leerte einen Becher Wasser in einem Zug, ehe ihm ein weiterer Hustenanfall das Wort abschnitt. Wenn sie nun aber doch noch im Haus waren? Wenn sie sich irgendwo hin geflüchtet hatten und dort bewusstlos zusammengebrochen waren?
    Dorothea spürte, wie die Panik sie zu überwältigen drohte. Gerade als sie vollends die Beherrschung zu verlieren drohte,

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