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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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einigen Versuchen, die Klinke herunterzudrücken. Die Nacht war hell genug, um sich im Raum zu orientieren. In dem blassen Mondlicht schien auch das große Bett nicht ruhig zu stehen wie sonst. Nein, es schwankte wie ein Boot auf dem Murray River und schien vor- und zurückzuweichen. Dorothea entschied, dass es zu mühsam wäre, sich jetzt auszukleiden. Auch im wackelnden Zustand übte das Bett eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus. Sie konzentrierte sich, visierte es an, nahm kurz Anlauf und stürzte sich mitten darauf. Mit wohligem Stöhnen registrierte sie die glatte, kühle Bettwäsche unter sich, die weiche Matratze. Es war das Letzte, was sie registrierte.
    Ein stechender, äußerst unangenehmer Geruch bohrte sich in ihr Bewusstsein und verdrängte allmählich die Wolken, in denen sie geschwebt hatte. » Bitte keine verbrannten Hühnerfedern«, murmelte sie und wälzte sich auf die andere Seite, wo sie die Nase im verschwitzten Kopfkissen vergrub. Ging es ihr so schlecht, dass Mrs. Perkins an ihr Bett gerufen worden war? Und wieso meinte die, sie mit dem ebenso probaten wie abscheulichen Mittel ins Leben zurückrufen zu müssen?
    Gut ging es ihr nicht. Ihr Mund fühlte sich an, als sei er mit Sand gefüllt, und in ihren Schläfen pochte es schmerzhaft. Neben ihr schnarchte Ian in einer Lautstärke, dass es sogar durch das Federkissen drang, das sie sich gegen die Ohren presste. Atemnot zwang sie, trotz des widerlichen Gestanks um sie herum, den Kopf wieder ein wenig anzuheben. » Bringen Sie mir lieber einen Tee«, krächzte sie mit schwacher Stimme.
    Keine Antwort.
    » Mrs. Perkins?« Stand sie etwa nicht neben dem Bett? Unter Aufbietung all ihrer Willenskraft zwang Dorothea sich, die Augen zu öffnen. Weder stand Mrs. Perkins neben ihrem Bett noch sonst jemand. Es war mitten in der Nacht. Der Mond war fast untergegangen, aber dennoch war es nicht stockfinster.
    Irgendetwas stimmte nicht. Was hatte sie überhaupt geweckt? Ian schlummerte tief und fest neben ihr. Er konnte es nicht gewesen sein.
    Woher kam nur dieser impertinente Gestank? Ein Blick zu den Fenstern überzeugte sie, dass diese geschlossen und die schweren, gewebten Vorhänge vorgezogen waren. Plötzlich hörte sie etwas: eine Art Knistern, kaum mehr als ein Wispern draußen auf dem Flur, als ob jemand unter einem Eukalyptusbaum hin und her schritt.
    Irritiert drehte sie das Gesicht zur Tür. Durch den Spalt an der Seite drang ein heller Lichtschein. Wieso war der Flur mitten in der Nacht hell beleuchtet? Und es war ein ungewohntes Licht: Es brannte nicht ruhig und stetig, sondern flackerte wie eine Kerze im Zug.
    Ihr immer noch halb betäubter Verstand benötigte länger als normal, um zu begreifen, was dort vor sich ging: Es brannte!
    Das orangefarbene Licht kam von Flammen, die dort im Flur vor der Tür loderten. Fast genau gegenüber von ihr lag das Kinderzimmer. Sie sprang auf, sackte jedoch augenblicklich halb bewusstlos wieder auf die Matratze.
    » Ian!« Die Kraft ihrer Stimme reichte nicht aus, ihn aus seinem Tiefschlaf zu reißen. Auf allen vieren kroch sie auf ihn zu, rüttelte ihn an der Schulter, schlug ihn ins Gesicht. » Ian, wach auf. Es brennt!« Verzweifelt schluchzte sie auf. Was sollte sie tun, wenn er nicht aufwachte? Wenn er einfach weiterschnarchte?
    » Verdammt, was soll das?« Ian hatte zumindest aufgehört zu schnarchen und versuchte, sie abzuwehren. » Hör auf.« Seine Aussprache war so verwaschen, dass er kaum zu verstehen war.
    » Ian, bitte, wach auf. Es brennt. Wir müssen die anderen warnen.– Die Kinder!«
    » Wo brennt es? Im Stall?« Ian stemmte sich hoch und sank sofort wieder zurück.
    » Nicht im Stall. Hier im Haus. Im Flur.« In ihrer Frustration über seine Hilflosigkeit schlug sie weiter auf ihn ein.
    » Hilf mir lieber.« Ian biss die Zähne zusammen, packte einen der Bettpfosten und zog sich an ihm hoch. » Dieser verfluchte Punsch.« Wie ein Betrunkener taumelte er zum Waschtisch und tauchte das Gesicht in die Waschschüssel.
    » Ian, waschen kannst du dich später. Tu etwas!«
    » Dazu muss ich halbwegs klar im Kopf sein«, kam es kaum verständlich durch das Plätschern zurück. Tatsächlich wirkte das kalte Wasser anscheinend ernüchternd. Als er sich aufrichtete und zur Tür wankte, schien er nicht mehr ganz so unsicher auf den Beinen. Er griff nach der Klinke, um die Tür zu öffnen. Nichts geschah. Verwundert riss er energischer daran.
    » Was ist los?«
    » Die Türklinke. Sie

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