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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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der jetzt in London an der medizinischen Fakultät studierte.
    Selbst Parnko zeigte Anzeichen eines tief greifenden Gesinnungswandels. Wie besorgt war er um Mannara gewesen! » Es gibt doch auch in der Zivilisation Menschen, die sich nicht an Recht und Gesetz halten!«
    » Das ist doch etwas völlig anderes«, Catriona schüttelte ungehalten den Kopf. » Zumindest gibt es bei uns Recht und Gesetz, und wer dagegen verstößt, muss mit Strafe rechnen. Diese Wilden dagegen haben nicht die geringste Vorstellung, was zivilisiertes Benehmen ausmacht. Schon wie sie herumlaufen: halb nackt. Ohne jede Spur von Scham. Es verwundert nicht, dass es Wissenschaftler gibt, die meinen, sie stünden den Affen näher als den Menschen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, in welcher Zeitung es stand, aber ein Professor erklärte, sie könnten keine Menschen sein, weil Gott doch die Menschen nach seinem Bild erschaffen hätte und die australischen Eingeborenen so hässlich seien, dass es eine Beleidigung Gottes wäre, sie als Menschen zu bezeichnen.«
    » Mein Vater sagte immer, Gott sehe in die Herzen der Menschen, nicht auf das Äußere«, sagte Dorothea, leicht abgestoßen von Catrionas abschätzigen Worten. » Die Schönheit des Leibes ist vergänglich, die der Seele ewig.«
    » Natürlich!«, stimmte Catriona ihr augenblicklich zu und lächelte reuig. » Wie leichtfertig von mir. Willst du mir nicht von deinem Vater erzählen? Er scheint ein ganz besonderer Mann gewesen zu sein.«
    Es war lange her, dass sie mit jemandem über ihren Vater hatte reden können. Plötzlich kamen all die Erinnerungen an ihn wieder hoch. Catriona ermutigte sie mit ständigen Nachfragen, und Dorothea sprudelte geradezu über. Ihre Kindheit in Dresden, die lange Trennung, die Vorfreude auf die neue Heimat– erst ein schüchternes Klopfen an der Tür erinnerte sie daran, dass der Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen, denkbar ungünstig war.
    » Mrs. Perkins lässt fragen, ob du sie begleiten möchtest. Sie geht jetzt nach Mannara schauen«, sagte Robert hastig und sichtbar bemüht, Catriona nicht anzustarren.
    » O Himmel, ist es schon so spät?« Schuldbewusst sprang Dorothea auf. » Dann war es doch längst Zeit für deine Schulstunde, Robbie. Wieso hast du nicht eher was gesagt?«
    Robert zuckte mit den Achseln. Diese schlechte Angewohnheit hatte er nur zu gern von Parnko übernommen. » Darf ich mitkommen?«, fragte er statt einer Antwort.
    » Nein.«
    » Warum nicht?« Robert konnte recht beharrlich sein.
    » Weil ein Krankenbesuch nichts für kleine Jungen ist«, sagte Dorothea entschieden. » Die arme Mannara hat schreckliche Schmerzen und möchte ihre Ruhe. Vielleicht später, wenn es ihr besser geht.«
    » Und wenn es ihr nicht wieder besser geht? Mrs. Perkins hat zu Trixie gesagt, sie würde nicht darauf wetten, dass sie es überlebt. Ich würde gerne sehen, wie ein Mensch aussieht, der bald stirbt.«
    Es war Catriona, die als Erste ihre Stimme wiederfand. » Möchtest du stattdessen vielleicht mit mir schießen gehen?«, fragte sie so gelassen, als sei sie es gewohnt, dass achtjährige Jungen solch schockierende Wünsche äußerten. » Ich würde mich gerne mit den Pistolen deines Vaters vertraut machen.«
    » Er ist nicht mein Vater!« Roberts Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. » Mein Vater ist tot.«
    » Oh, entschuldige. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.– Verzeihst du mir?« Sie streckte ihm mit einem so süßen Lächeln die Hand entgegen, dass selbst Robert nicht gegen ihren Charme gefeit war.
    » Natürlich«, erklärte er und ergriff die dargebotene Rechte mit gespielter Lässigkeit.
    » Danke. Wenn deine Mutter uns zeigt, wo alles ist, könntest du mir tragen helfen. Willst du? Und außerdem brauche ich deinen Rat, wo wir am besten üben können. Nicht, dass wir noch aus Versehen jemanden erschießen.«
    » Hast du das schon?«
    » Nein.«
    » Robert, sei so lieb und zeig Cousine Catriona die Schublade, in der die Pistolen und das andere Zeug liegen, ja?«, bat Dorothea, in Gedanken bereits bei dem bevorstehenden Krankenbesuch. Stand es wirklich so kritisch um Mannara? Ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden, ob eine Schießstunde der passende Zeitvertreib für einen Achtjährigen war, hastete sie in die Wäschekammer, um frische Scharpie und Leinenverbände zu holen.
    Parnko hatte die junge Frau auf sein Bett gelegt, auf das er so stolz war, dass er meist doch auf dem Boden schlief. Die Kammer, die er bewohnte, war

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