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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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bei der Sache, und sie kennt sie schon länger als ich.«
    » Also deshalb hast du ständig aus dem Fenster gesehen!« Catriona lächelte spöttisch. » Ich bin nicht sehr aufmerksam, aber selbst mir fiel auf, dass du dich aufführst wie eine Schlossherrin, die jeden Moment mit dem Auftauchen feindlicher Truppen rechnet.«
    Bei diesem Vergleich musste Dorothea ebenfalls lächeln. » Dieser Worammo ist mir eben alles andere als geheuer«, gestand sie. » Solange der alte King George das Sagen hatte, war alles in Ordnung. Aber jetzt weiß man nie, ob sein Nachfolger sie nicht gegen uns aufhetzt.«
    » Sprichst du von demselben Mann, der diese arme Eingeborene so zugerichtet hat?« Catriona hatte tatsächlich genau zugehört. Sie zog die zierliche Nase kraus. » Er scheint ein ausgesprochen unsympathischer Zeitgenosse zu sein. Warum hat dieser King George gerade ihn als seinen Nachfolger bestimmt?«
    » Es liegt nicht allein in seiner Hand. Auch die Ahnengeister haben dabei ein Wörtchen mitzureden«, versuchte Dorothea, das auch ihr größtenteils unverständliche Prozedere zu veranschaulichen. » Es wurden furchtbar viele Geisteranrufungen und Séancen abgehalten, und am Ende hatte Worammo die meisten Befürworter. Ian meinte, das hinge wohl eher damit zusammen, dass er den Jägern jede Menge Alkohol und Tabak versprochen hätte, aber offiziell ist er von den Ahnengeistern auserwählt worden.«
    » Aha. Und niemand nimmt ihm übel, wie er sich aufführt?«
    » Nicht, solange er sich nur an Frauen abreagiert.« Dorothea knirschte vor Ärger mit den Zähnen. » Die armen Kreaturen werden schlechter behandelt als Hunde. Erst neulich hat ein Kaurna in Adelaide seine Frau aus Ärger darüber, dass ein Farmer seinen Hund erschossen hatte, mit dem Speer getötet. Einfach so. Mir kommt immer noch die Galle hoch, wenn ich daran denke!« Mit Fäusten hieb sie auf das Kissen neben sich ein.
    » Beruhige dich, Cousine«, bat Catriona. » Das ist natürlich sehr traurig, aber diese primitiven Menschen sind eben nicht mit unseren Maßstäben zu messen.«
    So ähnlich hatte sich auch Reverend Howard ausgedrückt, als sie bei einer zufälligen Begegnung in der Hindley St. von ihm verlangt hatte, sich beim Gouverneur für eine Bestrafung des Mannes einzusetzen. » Liebe Mrs. Rathbone, wir tun unser Bestes, diese Menschen der Zivilisation zuzuführen. Aber er würde überhaupt nicht begreifen, was wir ihm vorwerfen. Er sieht es doch als sein gutes Recht an, mit seinem Eigentum so zu verfahren, wie es ihm beliebt. Und lubras sind nun einmal das Eigentum ihrer Ehemänner.«
    » Ich dachte immer, Sklaverei wäre auch in den Augen der anglikanischen Kirche verabscheuenswürdig«, hatte sie ihm ins Gesicht geschleudert. » Was ist das anderes als Sklaverei?«
    Ihre erhobene Stimme hatte Passanten neugierig den Kopf wenden lassen, und Ian hatte sich prompt beim Reverend entschuldigt und sie weggezogen. » Du kannst den armen Mann doch nicht vor allen Leuten anschreien«, hatte er ärgerlich bemerkt. » Wie sieht das denn aus?«
    In ihrer Empörung war Dorothea das Aufsehen, das sie erregt hatte, völlig gleichgültig gewesen. » Diese Heuchler«, hatte sie geschnaubt und dabei den Leuten auf der anderen Straßenseite wütende Blicke zugeworfen. » Sonntags reden sie von Christenpflicht und Nächstenliebe, aber wenn vor ihren Augen ein solch himmelschreiendes Unrecht geschieht, verschanzen sie sich hinter dem Vorwand der Toleranz, nur um ihr feiges Nichtstun zu rechtfertigen.«
    » Du wirst sie nicht umstimmen können, indem du sie beleidigst«, hatte Ian vernünftig wie immer eingewandt. » Außerdem ist einer davon mein bester Kunde. Also mäßige dich bitte. Es wäre fatal, wenn er seine Wollbestellung stornierte.«
    Gegen dieses Argument war jede moralische Entrüstung machtlos!
    » Sie sind nicht alle so primitiv«, widersprach sie jetzt, wenn auch nicht aus voller Überzeugung, Catrionas Einschätzung. » Es gibt welche unter ihnen, die sich durchaus zivilisiert benehmen können.« Mit Einschränkungen! Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln in ihr Gesicht, als sie sich erinnerte, mit welch kindlicher Unbefangenheit Jane ihre Kleider abgelegt hatte, um sich in das Wasserloch zu stürzen. Für eine englische Lady wie Catriona musste so etwas eine unvorstellbare Entgleisung darstellen. Oder wie selbstverständlich Koar damals die mumifizierten Finger seines geliebten Großvaters aus seinem Totembeutel gezogen hatte. Derselbe » Wilde«,

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