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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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standen über die Verletzte gebeugt. Parnko hatte sie auf dem Küchentisch abgelegt, und im Schein der darüber hängenden Petroleumlampe waren Mannaras Verletzungen deutlich zu erkennen. Ohne den voluminösen Opossumfellmantel wirkte sie mitleiderregend dünn und zerbrechlich. Dorothea erschrak bis ins Mark, als sie die Wunden sah, die ihr zugefügt worden waren.
    Mit überraschender Zartheit tupfte Mrs. Perkins der jungen Frau das Blut aus dem zerschlagenen Gesicht. » Ein Wunder, dass das arme Ding es in diesem Zustand bis hierher geschafft hat«, murmelte sie, ohne den Blick zu heben. » Welche Bestie hat ihr das nur angetan?«
    » Das war Worammo«, stieß Parnko zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. » Dafür töte ich ihn!«
    » Davon werde ich dich nicht abhalten«, sagte Mrs. Perkins in grimmigem Ton. » Aber zuerst muss die Kleine verarztet werden. Nur gut, dass sie ohnmächtig ist, denn diesen Schnitt muss ich nähen!«
    Dorothea sah sofort, was sie meinte: Quer über den Kopf verlief ein so tiefer Riss, dass die Kopfschwarte auseinanderklaffte. Das waddie, das diese Verletzung verursacht hatte, musste mit rücksichtsloser Brutalität geführt worden sein. Ihr Gesicht war von zahllosen Schlägen so geschwollen, dass Dorothea sie auch bei Licht niemals erkannt hätte. Kaum vorstellbar, dass diese schrecklich zugerichtete Kreatur die hübsche Mannara mit dem mutwilligen Lächeln sein sollte!
    » Schnell! Fädeln Sie mir ein Stück Faden von etwa einer Elle Länge ein. Ich möchte das fertig haben, ehe sie wieder zu sich kommt.« Mrs. Perkins drückte Dorothea Nadel und Faden in die Hand, während sie behutsam die Wundränder säuberte.
    Dorothea hatte so etwas noch nie gesehen, und auch Parnko keuchte auf, als sie geschickt mit zwei Fingern zupackte und begann, die Kopfhaut säuberlich zusammenzuheften. Atemlos verfolgten sie, wie die Köchin die Verletzung nähte, als sei es ein Riss in einer Arbeitshose.
    » So, das wäre geschafft.« Mrs. Perkins klang zufrieden, als sie sich leise ächzend aus ihrer gebückten Haltung aufrichtete. » Wenn wir Glück haben und es sich nicht entzündet, wird man die Narbe später kaum sehen.« Tatsächlich verschwand die Naht schon jetzt fast im dichten, kurz geschorenen Kraushaar der jungen Frau.
    Sorgfältig deckte Mrs. Perkins die Wunde mit frisch gezupfter Scharpie ab, ehe sie sich daranmachte, einen derart komplizierten Verband anzulegen, dass Dorothea voller Bewunderung ausrief: » Wo haben Sie denn das gelernt, Mrs. Perkins?«
    » Als junges Mädchen habe ich gerne unserem Dorfarzt geholfen«, sagte die Ältere gelassen. » Er legte großen Wert auf die Verbände.– Dann wollen wir mal sehen, was die Arme noch abbekommen hat!«
    Der größte Teil des Blutes, das Dorothea so entsetzt hatte, stammte wohl von der Kopfwunde. Als Mrs. Perkins das Blutrinnsal näher inspizierte, das Mannara aus den Mundwinkeln sickerte, stöhnte diese plötzlich auf, hustete und spuckte zusammen mit einem Schwall halb geronnenen Blutes zwei Zähne aus. Dorothea fuhr bei dem Geräusch, das die knöchernen Gebilde machten, als sie auf die Holzplatte rollten, zusammen.
    Mrs. Perkins jedoch stieß erleichtert den Atem aus und murmelte: » Dem Herrn sei Dank, es ist nicht die Lunge!«
    Mannara musste zumindest halb wieder zu sich gekommen sein, denn beim Klang der fremden Stimme wimmerte sie auf und versuchte mit letzter Kraft zu flüchten.
    » Verdammt!« Geistesgegenwärtig hatte die Köchin zugepackt und verhindert, dass die Verletzte sich vom Tisch stürzte. » Sag ihr, dass sie ruhig liegen muss«, fuhr sie Parnko an. » Und dass sie in Sicherheit ist. Schnell! Nicht, dass sie sich noch mehr verletzt.«
    Beim Klang seiner Stimme entspannte sie sich sichtlich. Sie versuchte sogar, ihre Augen zu öffnen, aber nur das eine ließ sich einen schmalen Spaltbreit öffnen. Die Laute, die sie sich zu bilden bemühte, blieben unverständlich.
    » Sie soll nicht weiter zu sprechen versuchen«, beschied Mrs. Perkins. » Wahrscheinlich ist ihr Kiefer gebrochen. Ich kann zwar nichts ertasten, aber das besagt nur, dass sich die Bruchenden wenigstens nicht verschoben haben. Sie soll ruhig liegen und uns machen lassen.«
    Kaum hatte Parnko das übersetzt, erstarrte die junge Frau zu einer lebenden Puppe. Nur hie und da entfuhr ihr ein unterdrückter Schmerzenslaut, obwohl Mrs. Perkins sich alle Mühe gab, so behutsam wie möglich vorzugehen. Der Rest der Verletzungen bestand zum größten Teil aus

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