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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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London ein Ausbund von Höflichkeit wären– aber ein solches Exemplar wäre sogar dort eine Rarität.«
    » Doro!« Die Eingangstür zum Atelier wurde aufgerissen, und Lischen stürzte heraus, um ihrer Schwester stürmisch um den Hals zu fallen. » Ich muss dir etwas Wundervolles erzählen!« Sie errötete bis über beide Ohren, als sie die beiden Begleiter bemerkte, die hinter ihrer Schwester standen.
    » Meine Schwester Lisbeth– Catriona Grenfell und Percy Grenfell, Ians Verwandte aus England«, stellte Dorothea sie einander vor.
    » Sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte Lisbeth artig und bemühte sich sichtlich, nicht auf Catrionas auffallendes Vormittagskleid aus maulbeerfarbener Moiréseide zu starren. » Bitte, kommen Sie doch herein. Mutter hat gerade Kundschaft. Darf ich Sie in den Garten bitten?«
    » Von einer so bezaubernden jungen Dame lasse ich mich gerne überallhin bitten«, sagte Percy und beugte sich galant über Lisbeths Hand. » Darf ich Sie Lisbeth nennen? Ich habe das Gefühl, wir kennen uns schon ewig. Vielleicht, weil Sie der lieben Dorothy so ähneln.«
    Lisbeth errötete erneut. Schmeicheleien und Komplimente war sie nicht gewöhnt.
    » Wie schön, Sie endlich persönlich zu treffen.« Catriona schob ihren Bruder energisch zur Seite und lächelte die eingeschüchterte Lisbeth strahlend an. » Ist dies Kleid ein Entwurf Ihrer Mutter? Ich muss sagen, es ist ungewöhnlich elegant und steht Ihnen glänzend. Sind Sie ebenfalls als Modistin tätig?«
    » Nein, ich helfe meiner Mutter zwar, wenn Not am Mann ist, aber eigentlich interessiere ich mich mehr für chemische Experimente«, gestand Lisbeth, wobei sie verlegen zu Boden sah.
    » Seit wann? Ich kann mich nicht erinnern, dass du zu Weihnachten schon so etwas erwähnt hättest«, rief Dorothea. » Was ist denn da so plötzlich in dich gefahren?«
    » Ich war bei den öffentlichen Vorträgen vom St. Peters College, und da habe ich entdeckt, dass mich diese Fragen sehr interessieren«, erwiderte Lisbeth ausweichend. » Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten? Limonade, Tee, Wein?«
    » Für mich bitte Limonade«, sagte Catriona und sah sich interessiert in dem ummauerten Gärtchen um. » Was für ein entzückender Küchengarten! Ist das dort hinten wirklich ein Zitronenspalier? Wie romantisch.«
    Dorothea versagte sich den Hinweis darauf, dass die Gestaltung weniger auf romantisches Stilempfinden als auf praktische Erwägungen zurückging. Das dichte, glänzende Blattgrün verdeckte perfekt das Holzhäuschen im entferntesten Winkel. Zwischen ihm und der Laube an der Rückwand des Hauses hatte die praktische Mutter Schumann Beete angelegt, auf denen sie das Gemüse zog, das auf dem Markt immer noch ausgesprochen teuer war: Buschbohnen, Küchenkräuter, Gurken und Kartoffeln. Letztere verrieten jetzt allerdings nur noch durch ihr vertrocknetes Laub ihre Anwesenheit.
    Dorothea bat die Grenfells, schon einmal auf der Bank in der Laube Platz zu nehmen, und folgte ihrer Schwester in die Küche. » Was ist das für eine Geschichte? Du und chemische Experimente! Du erschrickst doch normalerweise schon vor den Funken aus dem Herd. Was ist da los? Sag, ist es ein Mann?«
    » Wie kommst du darauf?« Lisbeth schöpfte einen Krug Wasser aus der Vorratstonne, die ihnen jeden Morgen frisch von den Quellen im Süden geliefert wurde.
    » Wie ich darauf komme? Wenn meine Schwester sich aus heiterem Himmel für chemische Experimente begeistert, liegt der Verdacht ja wohl nahe.« Dorothea suchte zwei besonders große Zitronen aus dem Korb und griff nach dem Messer, um sie zu teilen. » Wer ist es? Kenne ich ihn?«
    » Nein.« Lisbeth reckte sich nach dem Blechbehälter mit dem Zucker ganz oben auf dem Bord. » Er ist Apotheker und arbeitet im Drugstore von Mr. Merryweather.«
    » Ein Apothekergehilfe?«
    » Nein, Apotheker. Er hat nur momentan kein Geld, um hier in Adelaide eine eigene zu gründen. Deswegen arbeitet er ja auch bei Mr. Merryweather.«
    » Wieso ist er in Australien?«
    Lischen schloss den Deckel der Zuckerdose mit hörbarem Unmut. » Heinrich ist ein verfolgter Revolutionär«, erklärte sie mit trotzig zurückgeworfenem Kopf. » In Deutschland, irgendwo im Badischen– ich glaube, Mannheim–, besaß seine Familie eine angesehene, alteingesessene Apotheke. Aber er unterstützte die Aufständischen und musste fliehen.«
    Eine Revolution in Deutschland? Dorothea hatte wenig Kontakt zu anderen Deutschen. Wenn sie in Adelaide war, beschränkte

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