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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Konstitution zu verfügen wie du.«
    » Du hast auch nicht stundenlang an ihrem Bett sitzen und dem Gejammer zuhören müssen«, fauchte Catriona mit blitzenden Augen. » Du hattest ja das Glück, ein Mann zu sein und derweil männlichen Zerstreuungen nachgehen zu dürfen.«
    Ihr unerwarteter Wutausbruch erschreckte nicht nur Dorothea. Auch Percy schien unsicher, wie er darauf reagieren sollte. Ehe einer von ihnen etwas sagen konnte, war alles schon wieder vorbei. Catrionas eben noch verzerrte Züge glätteten sich, und sie lächelte so strahlend, dass Dorothea meinte, sie müsse sich die Entgleisung eingebildet haben. Vielleicht war ihr ein Staubkorn ins Auge geflogen?
    Glücklicherweise hatte Dorothea ihr Billett noch nicht geschrieben. Als sie in ihr Zimmer zurückkehrte, um Hut und Pelerine zu holen und gerade nach den passenden Handschuhen suchte, ließ ein plötzliches Aufstöhnen vom Bett her sie herumfahren. Ihre erste Befürchtung, ihr Mann könne unter starken Schmerzen leiden, verflog in dem Augenblick, in dem sie das selige Grinsen auf seinem Gesicht sah. Es waren keinesfalls unangenehme Gefühle, die ihm solche Lautäußerungen entlockt hatten. Im Gegenteil. Diese kehligen Wonnelaute kannte sie nur zu gut.
    Ian warf den Kopf hin und her und murmelte heiser: » Ja, ja, genau so, das ist wundervoll. Mach weiter, hör nicht auf.«
    Dorothea spürte, wie sich ihr Inneres schmerzhaft zusammenzog. An wen waren diese Worte gerichtet? An seine schwarze Geliebte? Träumte er etwa von ihr?
    Am liebsten wäre sie aus dem Zimmer geflüchtet, aber etwas hielt sie zurück. Sollte sie versuchen, sich Gewissheit zu verschaffen? Sie trat ans Bett und beugte sich über Ian. Dabei fiel ihr auf, dass er einen leicht säuerlichen, kränklichen Geruch verströmte. Normalerweise roch Ian immer nach gesundem Schweiß und hier und da nach dem Soda, mit dem die Wäscherin stark verfleckte Hemden behandelte. Sie rümpfte die Nase. Bevor sie heute Abend zu dem Viehzüchter-Dinner gingen, würde sie ihm wohl besser ein Bad richten lassen. Sie unterdrückte ihren Widerwillen gegen das Täuschungsmanöver, hauchte einen flüchtigen Kuss auf seine Wange und flüsterte: » Ich höre nicht auf, aber ich will meinen Namen aus deinem Mund hören. Sag ihn. Sag meinen Namen.«
    Ihr Herz klopfte so heftig, dass das Blut in ihren Ohren rauschte. Unwillkürlich hatten ihre Hände sich zu Fäusten geballt. Sie wähnte sich unmittelbar vor des Rätsels Lösung und war sich gar nicht sicher, ob sie es lösen wollte. Solange es nur ein Verdacht war, konnte man ihn verdrängen, erklären, ignorieren. War die Wahrheit erst einmal ans Licht gekommen, musste sie Entscheidungen treffen. Schmerzhafte Entscheidungen.
    Sollte sie vielleicht besser einfach gehen? Oder sollte sie es weiter versuchen? Ihr Mann nahm ihr die Entscheidung ab. Plötzlich entspannte er sich sichtlich, gab ein paar überraschend kindliche Laute von sich und fiel wieder in den regelmäßigen Atemrhythmus des Tiefschlafs. So, wie er aussah, fühlte er sich ausgesprochen wohl. Der letzte Rest Zweifel, ob sie ihn allein lassen konnte, schmolz wie Schnee in der Märzsonne. Ian ging es ja wohl gut genug, wenn er solche Träume hatte! Er sollte seinen Rausch gefälligst alleine ausschlafen. Sie griff nach ihrem Retikül und zog entschlossen die Zimmertür hinter sich zu.
    Da Catriona sich strikt weigerte, erneut die staubigen Straßen zu betreten, mussten sie warten, bis der Hausdiener bei dem Mietstall um die Ecke eine Stadtkutsche geordert hatte. » Ich stelle es mir fürchterlich vor, wenn es regnet«, bemerkte Catriona, während sie verspielt ihren Sonnenschirm drehte. » Da kann man sich doch nur in einer Sänfte fortbewegen!«
    Einen Moment war Dorothea sprachlos, dann lachte sie laut. » So etwas gibt es hier nicht! Der Droschkenkutscher wird schon verdutzt genug gucken, dass wir uns nur bis ins deutsche Viertel fahren lassen.«
    Tatsächlich war dem gedrungenen Mann im blauen Arbeitskittel weder Verwunderung noch irgendeine andere Gemütsregung anzumerken. In gemächlichem Schritt ließ er die alte Mähre die King George Street hinuntertrotten, um dann einfach wortlos vor dem Atelier Schumann anzuhalten. Auf Percys Frage, ob er sie in zwei Stunden wieder abholen könne, brummte er nur zustimmend und hielt ihm auffordernd die schwielige Handfläche hin.
    » Viel Trinkgeld wird er mit seiner Art nicht erhalten!« Percy sah dem Wagen nach. » Nicht, dass die Droschkenkutscher in

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