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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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möchte nachher eine Nachricht in die Carrington Street schicken.«
    Bis das Gewünschte gebracht wurde, wusch Dorothea Ian Gesicht und Hände mit kaltem Wasser. Das sollte in solchen Fällen helfen.
    Wirklich helfen tat dann etwas anderes: eine kleine Flasche mit der Aufschrift » Godfrey’s Elixier«. Das Zimmermädchen drückte sie Dorothea unauffällig in die Hand und flüsterte: » Geben Sie dem gnädigen Herrn zwanzig Tropfen davon in den Tee. Der Drogist in der Rundle Street schwört auf das Haupt seiner Mutter, dass diese Tinktur auch den schlimmsten Aufruhr in den Gedärmen beruhigt. In London nimmt es jeder.«
    Ein Wundermittel? Dorothea öffnete den Stopfen und schnupperte neugierig daran. Es roch harmlos genug. Ein zarter Duft nach Lindenblüten, eine Spur Muskat und noch etwas leicht Stechendes, das sie nicht einordnen konnte. » Ist es auch ungefährlich?«
    » Meine Mutter gibt es den Kleinen immer, wenn sie über Bauchweh klagen.«
    Dorothea dankte dem Mädchen und zählte sorgfältig zwanzig Tropfen ab. Dann gab sie noch zehn dazu. Wenn zwanzig für Kinder richtig waren, brauchte Ian mehr. Dem Tee war außer einem leichten, öligen Film auf der Oberfläche nichts anzusehen. Sie goss ein wenig Milch dazu, einen halben Teelöffel Zucker, rührte um und brachte Ian die Tasse. Während sie an dem kleinen Tisch saß, ihren Tee trank und den gebutterten Toast aß, beobachtete sie ihn aus den Augenwinkeln. Wie rasch mochte das Wundermittel wirken?
    » Der Tee schmeckt irgendwie komisch«, murrte Ian, der nach dem ersten Schluck innegehalten hatte. » Findest du nicht?«
    » Er ist nicht unsere gewohnte Mischung«, gab Dorothea zurück. » Sicher haben sie hier eine andere. Aber komisch würde ich den Geschmack nicht nennen. Trink deine Tasse aus, die zweite schmeckt dir sicher schon besser.«
    » Das ist zu hoffen«, hörte sie ihn murmeln, ehe er den gesamten Inhalt auf einmal herunterstürzte. » Brrh.« Er schüttelte sich. Dorothea beeilte sich, ihm die Tasse abzunehmen und eine neue zu mischen. Diesmal nur mit Tee, Milch und Zucker.
    Es dauerte tatsächlich nicht lange. Ian hatte seine zweite Tasse noch nicht einmal zur Hälfte getrunken, als er schon herzhaft zu gähnen begann und feststellte: » Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Auf einmal bin ich dermaßen müde, dass ich gleich wieder einschlafen könnte. – Aber wenigstens lassen die Krämpfe nach.«
    Waren dreißig Tropfen vielleicht doch zu viel gewesen? Andererseits konnte es ihm nicht schaden, wenn er sich gesund schlief. Dorothea wartete ab, bis sein Atem tief und regelmäßig ging, ehe sie ans Bett trat. Ians Gesichtsfarbe hatte die kränkliche Blässe verloren, im Schlaf waren seine Züge entspannt und friedlich. Er grunzte kurz etwas Unverständliches, ehe er sich auf die Seite wälzte und hörbar zu schnarchen anfing.
    Nicht einmal das Klopfen des Mädchens weckte ihn, das sich erkundigte, ob sie Dorothea beim Ankleiden behilflich sein sollte. » Ist das normal?«, erkundigte sie sich bei der munteren Brünetten. » Diese Tinktur– ist sie etwa ein Schlafmittel?«
    » Aber nein, wo denken Sie hin, Ma’am!« Das Mädchen schüttelte den Kopf mit dem adretten Häubchen. » Es ist ein Gesundheitselixier, das alle schlechten Säfte austreibt. Die Kleinen schlafen danach auch immer, und wenn sie wieder erwachen, sind sie quietschfidel. Sie werden sehen– genauso wird es dem Herrn Gemahl auch ergehen.«
    Ihre ungekünstelte Zuversicht zerstreute Dorotheas leise Zweifel an der Wirkungsweise der Medizin. Wenn das so war, brauchte sie den Tag nicht zu verplempern, indem sie an Ians Bett saß!
    Catriona bestärkte sie freudig in ihrem Entschluss, Ian ruhig schlummern zu lassen und derweil Mutter Schumann einen Besuch abzustatten. » Ich muss gestehen, ich bin schrecklich gespannt darauf, sie kennenzulernen«, gestand Catriona. » Die Witwe eines Missionars stellt man sich ganz bestimmt nicht als Modistin vor.« Percy hüstelte warnend, worauf sie an Dorothea gewandt schnell hinzufügte: » Das war ganz und gar nicht als Kritik gemeint. Ich finde es wirklich überaus beeindruckend, wie deine Mutter ihr Schicksal gemeistert hat. Meine hat es ja vorgezogen, sich in Krankheit zu flüchten.«
    Die Verachtung war unüberhörbar. So unüberhörbar, dass Percy einwarf: » Du tust Mama unrecht, wenn du ihr das vorwirfst. Sie war schon immer sehr empfindsam und von zarter Gesundheit. Nicht jeder hat das Glück, über eine so unverschämt gute

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