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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Hauptsache ist doch, Koar bekommt das Geld.«
    » Du hast ja recht«, gab Dorothea zu. » Habt ihr eigentlich irgendetwas von August gehört?«
    » Nein.« Lischen schüttelte betrübt den Kopf. » Er scheint wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Und du weißt ja, wie er ist: Ehe August einen Brief schreibt, müsste schon sonst etwas passieren.«
    Die beiden Schwestern sahen sich an und lachten gleichzeitig los. Nein, ihr Bruder August war absolut kein Freund von Feder und Tinte.
    » Du stellst mir deinen Heinrich aber vor?«, vergewisserte sich Dorothea nur noch, ehe sie sich wieder den anderen Damen anschlossen.
    Die Zeit verging wie im Flug. Mittags ließen sie sich das Essen aus einem benachbarten Gasthaus kommen, und Percy unterhielt sie mit Anekdoten aus seiner Zeit auf dem College.
    » Deine Mutter ist eine sehr ungewöhnliche Frau«, sagte Catriona nachdenklich, als sie in der Droschke, die tatsächlich zur vereinbarten Zeit vor dem Haus aufgetaucht war, zum Hotel zurückfuhren. » Von einer Missionarswitwe hätte ich nie und nimmer ein solches Gespür für Farben und Formen erwartet. Und solch einen feinen Sinn für modische Details. Wenn sie nicht schon vollkommen ausgebucht wäre, hätte ich selber nicht übel Lust gehabt, mir von ihr ein paar Toiletten entwerfen und anfertigen zu lassen.«
    Dorothea sah sie überrascht an. » Findest du wirklich?« Es war schon schmeichelhaft, wenn eine modisch so versierte Frau wie ihre Cousine ihrer Mutter ein solches Lob aussprach. Sie hatte es immer für selbstverständlich genommen, dass ihre Mutter nähte. Früher die schlichten Kleidungsstücke, die der Familie eines Theologen angemessen waren. Später die eleganten Roben, die ihr und Lischens Auskommen sicherten. Auch Ian hatte einmal, eher nebenbei, bemerkt, wie er Mutter Schumanns Geschäftstüchtigkeit und handwerkliches Geschick bewunderte. » Andere Frauen in ihrer Lage hätten sich nur zu gern in die Fürsorge und Obhut eines Schwiegersohns begeben. In ihrem Alter noch einmal ganz von vorn anzufangen und dabei auch noch erfolgreich zu sein… Ich ziehe meinen Hut vor ihr!«
    Zum ersten Mal in ihrem Leben versuchte sie, ihre Mutter mit den Augen anderer zu sehen. Nicht als vertrauten Anker, der zu ihrem Leben einfach dazugehörte und schon so lange dazugehört hatte, dass sie ihn als selbstverständlich betrachtete, sondern als eigenständige Person. Damals, als ihr Vater starb, war sie so in ihrem eigenen Kummer und den Sorgen um ihre Zukunft verstrickt gewesen, dass sie kaum darüber nachgedacht hatte, was diese Katastrophe wohl für Mutter Schumann bedeutet hatte. In ihrer ruhigen, bedächtigen Art hatte ihre Mutter doch immer alles irgendwie in Ordnung gebracht.
    Beschämt gestand sie sich ein, dass sie ihrer Mutter keine große Hilfe gewesen war. August hatte schon recht gehabt, ihr Vorwürfe zu machen. In ihrer Panik über die unglückliche Schwangerschaft hatte sie nur an sich gedacht. Und später war so viel passiert, dass es ihr nach einiger Zeit vollkommen natürlich erschienen war, dass ihre Mutter jetzt eben einen Schneidersalon führte. Es war ja auch so praktisch, immer passende und geeignete Kleidung zu haben.
    » Ja, ihre Roben sind sehr begehrt in Adelaide«, sagte Dorothea mit neu entdecktem Stolz. » Aber ich denke, für dich würde sie es schon irgendwie möglich machen. Schließlich gehörst du ja zur Familie.«
    Ian öffnete ein Auge, als sie ins Hotelzimmer rauschte. » Geht es dir besser?«, erkundigte sie sich so kühl, dass er erschreckt das zweite Auge aufriss und fragte: » Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    » Keine. Ich fand es nur unpassend, sich am Abend vor dem Festbankett dermaßen gehen zu lassen, dass es einen ganzen Tag braucht, den Rausch auszuschlafen.«
    » Ich habe nur zwei Krüge Ale getrunken. Das ist ja wohl nicht unmäßig«, verteidigte er sich schwach. » Keine Ahnung, was da drin war. Normalerweise ist das Ale im Murphy sauber.«
    » Dann solltest du vielleicht ein Wörtchen mit dem Wirt wechseln«, schlug Dorothea spitz vor. » Ich habe dir ein Bad bestellt. Ich bin bei Catriona. Wir werden uns gegenseitig beim Ankleiden helfen.«
    Rasch raffte sie alles zusammen, was sie anziehen wollte, und verließ fluchtartig das Zimmer. Ian merkte immer, wenn sie etwas vor ihm verbergen wollte, und momentan fühlte sie sich nicht in der Stimmung, ihn auf seine verräterischen Worte von heute Morgen anzusprechen.
    Irgendwann würde sie es tun. Aber nicht

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