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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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herausfordernd um. » Na?«
    » Beruhigen Sie sich bitte, Mr. Merryweather.« Richter Cooper runzelte ungehalten die Stirn. » Und beschränken Sie sich darauf, einfach meine Fragen zu beantworten. Besteht die Möglichkeit, dass dieses Elixier verunreinigt worden sein könnte?«
    Mr. Merryweathers Stirnadern schwollen an, bis sie wie dicke blaurote Stricke hervorstanden. » Soll das ein Witz sein?«
    » Nein, mir ist keineswegs nach Scherzen zumute. Wäre es möglich?«
    » Also, eigentlich nicht. Nein.« Der Apotheker schüttelte den Kopf. » Sehen Sie, Euer Ehren, das Elixier wird mir aus England fix und fertig in versiegelten Behältern geliefert. Wir füllen es hier nur portionsweise ab und verkaufen es weiter. Wie soll es denn dabei zu Verunreinigungen kommen?«
    » Sie schließen also aus, dass es beim Abfüllen irgendwelche Unregelmäßigkeiten gegeben haben könnte?«
    » Absolut. Für meinen Angestellten lege ich die Hand ins Feuer. Mr. Sartorius ist der penibelste Angestellte, den ich je hatte.«
    Dorothea horchte auf. Sie hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass Lischens Revolutionär ja bei Mr. Merryweather arbeitete. Was für ein Zufall!
    » Was enthält dieses Elixier eigentlich?« Richter Cooper drehte es hin und her, als wäge er ab, ob er diese Spur weiterverfolgen sollte.
    » Das kann ich nicht sagen. Es ist ein striktes Geheimnis der Hersteller. Niemand kennt das Rezept.«
    » Sehr geheim ist es nicht. Jeder Chemiker weiß, dass es zum größten Teil aus in Alkohol gelöstem Opium besteht, versetzt mit einigen Zusätzen wie Pflanzenextrakten«, warf Mr. Mann süffisant ein. » Wir hatten erst neulich in der Wissenschaftlichen Gesellschaft einen interessanten Vortrag darüber.«
    » Ist Dr. Macaulay noch im Saal?« Richter Cooper blickte sich um. » Oder sonst ein Arzt?« Niemand meldete sich. » Dann frage ich Sie, Mr. Merryweather: Ist es möglich, dass die Einnahme dieses Elixiers, verbunden mit irgendetwas anderem, zu den Symptomen hätte führen können, die Dr. Macaulay auf eine Vergiftung schließen ließen?«
    Der Apotheker dachte angestrengt nach. Schließlich schüttelte er den Kopf. » Nein, Euer Ehren. Das Elixier wirkt beruhigend auf die Eingeweide. Um es zu erbrechen, müsste man Unmengen zu sich nehmen. Mehrere Flaschen. Das geschieht nicht aus Versehen. Aber ich schlage vor, meinen Angestellten zu befragen. Er kennt sich bestens mit Giften aus, da er darüber private Forschungen anstellt.«
    » Ich schließe mich dem Vorschlag an!« Charles Mann sprang auf. » Es ist höchste Zeit, dass wir, anstatt weiter im Nebel herumzustochern, endlich jemanden befragen, der über fundierte Kenntnisse verfügt. Dr. Macaulays Erfahrung in allen Ehren, aber er ist kein Giftexperte. Vielleicht hat er sich ja geirrt?«
    In den Zuschauerreihen schwoll das Getuschel an. Wenn der Arzt sich getäuscht hatte und gar kein Arsenik im Spiel war, wäre die gesamte Klage hinfällig.
    » Gut, lassen wir also Ihren Angestellten kommen, Mr. Merryweather«, entschied Richter Cooper eine Spur widerwillig. Es war ihm anzumerken, dass er die Anhörung am liebsten schnellstmöglich beendet hätte, aber er war ein sorgfältig abwägender Jurist. Eine solche Möglichkeit durfte er nicht außer Acht lassen.
    Diesmal gab es keine Teepause. Ungeduldig warteten die Zuhörer auf das Erscheinen von Mr. Heinrich Sartorius, des Apothekers und Revolutionärs aus Deutschland. Als er erschien, war Dorothea zutiefst enttäuscht. Irgendwie hatte sie mit einem Revolutionär ein Erscheinungsbild verbunden wie das der Sansculotten auf den Gemälden über die Französische Revolution. Heinrich Sartorius dagegen wirkte so bieder, als sei er gerade einem der Stiche von Ludwig Richter entsprungen. Das war Lisbeths Schwarm?
    Von nur mittelgroßer Statur, waren das Auffälligste an ihm wohl sein prächtiger dunkelbrauner Haarschopf und die klugen Augen hinter der schief sitzenden Nickelbrille. » Mr. Heinrich Sartorius, approbierter Apotheker und Chemiker, gebürtig in Rastatt im Großherzogtum Baden«, gab er mit leiser Stimme seine Personalien zu Protokoll. Obwohl er die englische Sprache tadellos beherrschte, war die Klangfärbung seiner Heimat nicht zu überhören.
    » Mr. Merryweather meinte, Sie seien ein Experte für Gifte. Trifft das zu?«
    » In Deutschland wurde ich des Öfteren von den Behörden mit der Untersuchung verdächtiger Stoffe beauftragt«, erwiderte Sartorius zurückhaltend. » Wenn mich das zu einem Giftexperten

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