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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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da zustimmen. Noch Fragen zur Person des Zeugen, Mr. Mann? Nein? Dann würde ich Sie bitten, uns jetzt möglichst genau zu berichten, was an jenem Abend vorgefallen ist.«
    » Ich war gerade mitten in der Sektion einer meiner Experimentier-Mäuse«, begann der Arzt umständlich. » Da hämmerte ein Hausknecht an die Vordertür und schrie, ich müsse sofort kommen, beim Bankett der Schafzüchter wäre ein Mann zusammengebrochen.«
    » Was haben Sie gedacht, was der Grund dafür war?«, wollte Mr. Mann wissen.
    » Keine Ahnung.« Der Arzt hob gleichgültig die Schultern. » Ich war nicht begeistert, mitten in einem wichtigen Experiment gestört zu werden, aber ich packte meine Tasche und folgte dem Hausdiener.«
    » Schildern Sie uns einfach, was Sie gesehen haben«, sagte Richter Cooper und nickte ihm ermutigend zu, als er innehielt und unsicher zu Charles Mann sah. Offensichtlich erwartete er wieder eine Zwischenfrage.
    » Noch bevor ich den Saal betrat, hörte ich schon von Weitem eine Frau kreischen.« Er erschauerte sichtlich, und Dorothea fragte sich beschämt, ob sie sich wirklich so hysterisch aufgeführt hatte. » Sie zerrte an einem Mann herum, der halb bewusstlos und in Krämpfen auf dem Boden zwischen den beiden Festtafeln lag.«
    » War es derselbe Herr, der jetzt quietschfidel neben mir sitzt?« Dorothea fand, dass Mr. Mann etwas übertrieb mit seinem Spott, aber das Kichern auf den Zuschauerbänken gab seiner Strategie recht.
    Richter Cooper schien allerdings ihrer Meinung. » Mr. Mann, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie den Zeugen ohne weitere Unterbrechungen aussprechen ließen«, sagte er in strengem Ton. » Wir sind hier nicht im Theater.«
    » Entschuldigung, Euer Ehren.« Charles Mann wirkte nicht im Geringsten zerknirscht, sondern lächelte leicht. Ein triumphierendes Lächeln. » Ich werde mich bemühen, Dr. Macaulay nicht mehr als nötig zu inkommodieren.«
    Richter Cooper nickte dem Arzt zu. » Fahren Sie fort. Was haben Sie dann gemacht?«
    » Jemand hat die Frau weggezogen, damit ich den Brustkorb abhören konnte. Ich wusste ja nicht, ob es eventuell eine Herzinsuffizienz oder etwas mit der Lunge war.« Er stockte, sah schräg zu Dorothea hinüber, hob dann jedoch den Kopf und sagte stocksteif aufgerichtet: » Dabei fiel mir dann die ungewöhnliche Beschaffenheit der Körpersäfte auf, die der Patient erbrochen hatte.«
    » Können Sie uns das näher erklären?«, fragte Richter Cooper.
    » Wenn größere Mengen Arsenik zugeführt werden, kommt es häufig vor, dass sie, insbesondere bei vorgeschädigtem Magen, wieder erbrochen werden, bevor sie vom Körper resorbiert werden. Die weißen Flocken im Erbrochenen waren ein klarer Hinweis darauf, dass er kurz zuvor eine größere Menge Gift zu sich genommen haben muss. So schnell ist mir noch keine Maus gestorben wie die, der ich eine Probe gegeben habe! Die Menge des Gifts steht in direktem Zusammenhang mit der Schnelligkeit und Heftigkeit, mit der die Symptome einsetzen. In diesem Fall…«
    » Danke, Doktor«, unterbrach Charles Mann abrupt seine Ausführungen. » Sie scheinen ja felsenfest davon überzeugt zu sein, dass Mr. Rathbones Erkrankung auf Arsenik zurückzuführen ist. Haben Sie auch schon einen Verdacht, wie es ihm verabreicht worden sein könnte? Immerhin waren über vierzig Gäste anwesend. Und soviel ich weiß, saßen Mr. und Mrs. Rathbone sich gegenüber. Es wäre sicher aufgefallen, wenn sie sich über den Tisch gebeugt und ihm etwas ins Glas geschüttet hätte, meinen Sie nicht?«
    Die Zuschauer murmelten zustimmend.
    » Das wäre gar nicht nötig gewesen.« Dr. Macaulay gab sich nicht so schnell geschlagen. » Als ich am nächsten Tag nach dem Patienten sah, bemerkte ich ein Medizinfläschchen im Zimmer. Das habe ich sichergestellt und ein wenig von dem Inhalt einer weiteren Maus gegeben. Auch sie starb.«
    Dorothea erstarrte. Hatte das Zimmermädchen ihr nicht hoch und heilig geschworen, dass es sogar kleinen Kindern gegeben wurde? Und tatsächlich hatte Ian danach ruhig und friedlich geschlafen. Das konnte doch kein Gift gewesen sein!
    » Mrs. Rathbone.« Zum ersten Mal richtete Richter Cooper das Wort direkt an sie. Dorothea hob den Kopf. » Mrs. Rathbone, können Sie uns etwas zu diesem Fläschchen sagen?«
    » Am Morgen litt mein Mann unter Übelkeit und Magenkrämpfen«, erwiderte sie und bemühte sich, ruhig und gelassen zu klingen. » Ich vermutete, er hätte etwas Verdorbenes gegessen. Das Zimmermädchen gab mir diese

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