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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Behältnisse in verschiedenen Größen, gefüllt mit Mehl, Zucker, Kaffee und Tee, daneben bauchige Tonflaschen und Glasflaschen mit Saft oder Wein. Der Mann hinter der Theke, vermutlich Mr Schumacher, begrüßte sie freundlich. Doch auch hier hatte man keine Arbeit für sie.
    »Aber – warten Sie, junges Fräulein«, sagte er, als Lina sich schon enttäuscht abwenden wollte. »Möglicherweise wüsste ich was. He, Treban«, rief er nach hinten in den Lagerraum, »brauchen Sie nicht jemanden für die Kleine? Hier ist eine junge Frau, die Arbeit sucht.«
    Aus den Tiefen des Ladens kam eine gebrummelte Antwort, die Lina nicht verstand. Kurze Zeit später schlurfte ein Mann heraus. Er war groß und hager und sah mit seinen buschigen Augenbrauen nicht sonderlich freundlich aus. Sein Haar war ungekämmt und er hatte eine Rasur nötig. Zu einem anständigen Mannsbild gehörte es, dass er ordentlich rasiert war. Aber zu diesem Zeitpunkt wäre Lina bereit gewesen, für fast jeden zu arbeiten, solange es nicht für Seip war.
    »Das ist Rudolf Treban. Er beliefert mich mit Apfelwein.«
    Lina machte einen artigen Knicks. »Karolina Salzmann. Aus Boltenhagen an der Ostsee.«
    Mr Treban musterte sie ohne ein Wort. Dann knurrte er kurz und nickte. »Wie alt?«, fragte er auf Deutsch.
    »Fast sechzehn.«
    »Und Sie suchen Arbeit? Können Sie mit kleinen Kindern umgehen?«
    »Ja, Sir, das kann ich.« Linas Herz begann hoffnungsvoll zu schlagen. »Und … ich kann außerdem kochen, putzen, den Haushalt versorgen. Alles, was Sie brauchen.«
    Treban nickte nachdenklich. »Meine Jüngste ist noch keine zwei Jahre alt. Ihre Mutter ist im Kindbett gestorben.«
    »Das tut mir leid«, murmelte Lina.
    »Ja, ja, schon gut«, winkte der Mann ab. »Bezahlen kann ich allerdings nicht viel. Die letzte Ernte war schlecht und ich muss drei Kinder durchfüttern. Außerdem will dieser verdammte Seip noch Geld von mir. Aber Sie haben zudem Kost und Logis frei und jeden zweiten Sonntag einen freien Tag. Was sagen Sie?«
    Lina zögerte. »Es ist nur …« Vermutlich war es besser, wenn sie gleich mit der Wahrheit herausrückte. »Ich habe eine jüngere Schwester. Sie ist – zwölf.« Fast hätte sie sich versprochen. »Sie kann fast alles, was ich auch kann.«
    Während sie sprach, sah Treban sie lange an. Seine Miene wurde immer finsterer. »Was kommt als Nächstes? Haben Sie etwa Ihre gesamte Familie dabei?«
    Lina schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Es sind nur wir beide. Unsere Eltern sind tot. Bitte, Mr Treban, wir … wir brauchen nicht viel! Ich verspreche, dass Sie es nicht bereuen werden.«
    Treban strich sich über seine Bartstoppeln, dann hob er die Schultern. »Also meinetwegen, Sie können sie mitbringen. Aber wenn eine von euch Ärger macht, seid ihr sofort entlassen!«
    Lina nickte erleichtert. »Natürlich. Und – vielen Dank, Mr Treban!« Ihren Stoßseufzer konnte man sicher bis nach Deutschland hören.

Kapitel 7
    Der Stein, auf dem Lina saß, wurde allmählich unbequem.
    »Und wenn er nicht kommt?« Rieke war aufgestanden und hüpfte vor ihr von einem Bein auf das andere.
    »Er kommt. Bestimmt.« Ganz so sicher war sich Lina dann doch nicht. Mr Treban hatte ihr zwar gestern gesagt, er werde sie und Rieke heute Morgen bei den Unterkünften der Einwanderer abholen lassen. Aber wenn er sich nun nicht daran hielt? Oder wenn er längst vergessen hatte, was er gestern gesagt hatte?
    »Wieso müssen wir überhaupt hier weg?« Rieke tänzelte um sie herum. »Wieso können wir nicht hierbleiben? Hier ist es doch gar nicht so schlecht.«
    »Weil wir so schnell wie möglich Geld verdienen müssen. Und jetzt hör auf herumzuhampeln. Nachher fällst du noch hin und machst dein Kleid schmutzig.«
    Die Zeit hatte nicht mehr gereicht, ihre Kleidung zu waschen und zu trocknen. Daher hatte Lina am gestrigen Abend ihre Röcke und Blusen sorgfältig ausgebürstet, was bei dem beschränkten Platz gar nicht so einfach gewesen war. Und heute Morgen hatte sie besonders viel Mühe darauf verwendet, Riekes Haare ordentlich zu scheiteln, zu flechten und dann zu einem kleinen Knoten zu drehen, was ihre kleine Schwester mit lautem Gequengel quittiert hatte. Aber das musste sein, schließlich wollten sie einen guten Eindruck machen. Außerdem ließ es Rieke auch gleich etwas älter erscheinen.
    Rieke drehte sich wie ein Brummkreisel um sie herum. »Ob ich mit den Kindern von Mr Treban spielen darf?«
    »Ich glaube nicht. Wir sind dort zum Arbeiten, nicht zum

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