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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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die Augen.
    Gleich, gleich würde Alexander sie küssen …
    Er stieß einen leisen Fluch aus und ließ sie los. Im nächsten Moment war er fort. Lina blieb verwirrt mitten auf dem Rasen stehen, während die anderen Tänzer weiter um sie kreisten. Die Musik klang plötzlich schrill in ihren Ohren, misstönend. Was war denn passiert? Hatte sie etwas falsch gemacht?
    Dann sah sie den Grund für Alexanders eigenartiges Benehmen: Mr Treban und der dicke Mr Seip standen sich gegenüber. Seip hatte die Hände in die feisten Hüften gestemmt. Die kleine Sophie saß weinend auf der Bank und drohte abzurutschen. Rasch eilte Lina zu ihr und nahm sie auf den Arm.
    »Ich sage es Ihnen zum letzten Mal, Seip, ich habe Ihnen alles gegeben, was ich erübrigen konnte!« Trebans Kopf war hochrot.
    »Das ist mir egal, Treban!« Seips tiefer Bass dröhnte. »Ich habe Ihnen lange genug Zeit gelassen.«
    Alexander erschien an seines Vaters Seite. Alle Sanftheit war aus seinem Gesicht verschwunden, da war nur noch Wut. »Verschwinden Sie, Seip! Lassen Sie uns endlich in Ruhe!«
    »Ah, der Maori-Freund.« Auf Seips Gesicht erschien ein abschätziges Lächeln. »Nur nicht so unfreundlich, junger Mann! Ich lasse euch in dem Moment in Ruhe, in dem ich das Geld habe, das mir zusteht.« Er trat einen Schritt auf Alexander zu und sprach plötzlich sehr leise. Lina, die ganz in der Nähe stand, konnte dennoch jedes Wort verstehen. »Es liegt auch an dir. Mit ein bisschen gutem Willen könntest du euch den ganzen Ärger ersparen.«
    Alexanders Gesicht verschloss sich. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Gehen Sie endlich, Seip!«, sagte Mr Treban.
    Seip hob die Schultern. »Wie auch immer, Treban. Ich gebe Ihnen jetzt noch Zeit bis Ende Februar. Wenn ich bis dahin nicht mein Geld habe, schmeiße ich Sie von Ihrem Land!«

Kapitel 12
    Lina stand in der Küche und füllte grob gemahlenes Hafermehl in eine Schüssel. Da sie keine Zeit zum Brotbacken gehabt hatte, sollte es heute Abend Pfannkuchen geben. Rieke war im Hühnerstall, um Eier zu holen.
    Der schöne Tag hatte ein unschönes Ende genommen. Lina hatte Alexander so vieles fragen wollen. Über die Bücher, die er gelesen hatte. Wie er über sein Leben hier dachte. Vor allem aber, woher er die Maori kannte, die so vertraut mit ihm gewesen waren. Doch jetzt, zurück im Haus der Trebans, war die wundervolle Stimmung dahin und alles wieder wie vorher. Oder noch schlimmer. Brütendes Schweigen erfüllte die Stube, wo alle außer den Mädchen bereits am Tisch saßen.
    Lina war wütend auf den widerlichen Mr Seip, der mit wenigen Sätzen alles kaputt gemacht hatte. Wütend, aber vor allem besorgt über seine Drohung, die Trebans von ihrem Land zu werfen, falls sie ihre Schulden bei ihm nicht bald bezahlen würden. Von den Schulden hatte sie nichts gewusst – oder sie hatte es vergessen. Rudolf Treban hatte nur einmal kurz erwähnt, dass Seip noch Geld von ihm bekam. Wie hoch die Schulden wohl waren? Würde Seip Mr Treban und seine Kinder wirklich auf die Straße werfen? Zuzutrauen wäre es ihm. Aber was würde dann aus der Familie werden? Und – aus ihr und Rieke?
    Geistesabwesend rührte sie mit der Gabel in dem trockenen Mehl herum, ohne zu merken, dass die Eier noch fehlten. Und was, überlegte sie, hatte Seip damit gemeint, es liege auch an Alexander, der Familie aus dieser Zwangslage zu helfen? Konnte sie ihn danach fragen? Nein, besser nicht. Sie war schließlich nur eine Angestellte, das stand ihr sicher nicht zu. Abgesehen davon sah es nicht so aus, als ob sie in absehbarer Zeit allein mit ihm sprechen könnte.
    Und doch – neben all ihrer Wut und Sorge war da noch ein anderes Gefühl. Ein Gefühl, das schon lange in ihr geschlummert hatte, das ihr jetzt aber zum ersten Mal wirklich bewusst geworden war. Verstohlen blickte sie Alexander an, und sofort war es wieder da, dieses Kribbeln und Flattern in ihrem Bauch, das sich anfühlte, als säße dort ein ganzer Schwarm voller Schmetterlinge. Er hatte mit ihr gelacht. Er hatte mit ihr getanzt. Und sicher hätte er sie auch geküsst, wenn nicht Mr Seip dazwischengekommen wäre.
    Sie senkte den Blick, als er jetzt ebenfalls zu ihr herübersah und ein flüchtiges Lächeln über sein Gesicht huschte. Hatte er sie früher auch schon so angesehen? Mit diesem Lachen in den Augen? Glücklich zogen sich ihre Mundwinkel auseinander. War es so, wenn man verliebt war?
    Treban räusperte sich und unterbrach damit ihr stummes, verstohlenes

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