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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Zwiegespräch. Ärgerlich sah er zur Tür. »Wo bleibt das Mädchen so lange?«
    »Ich gehe schon!« Lina wischte die Hände an ihrer Schürze ab und eilte hinaus. Auf Rieke konnte man sich aber auch wirklich nicht verlassen. Sie hatte doch nur ein paar Eier holen sollen und der Hühnerstall lag direkt gegenüber!
    Die Sonne stand tief und tauchte den Abend in ein diffuses, leicht gleißendes Licht. Ihre Schwester hockte nach vorne gekrümmt auf einem Holzblock vor dem Stall und Lina wollte schon zu schimpfen anfangen, als Rieke aufsah: Sie atmete schwer und keuchend, ihre blauen Augen waren angstvoll geweitet, Schweiß glänzte auf ihrer Oberlippe.
    »Rieke!« Lina ging neben ihr auf die Knie und fasste erschrocken nach ihrer schweißfeuchten Hand.
    Mühsam schüttelte das Mädchen den Kopf. Sie versuchte etwas zu sagen, konnte es jedoch nicht.
    Es tat Lina weh zu sehen, wie sehr sich ihre kleine Schwester quälte. Rieke war totenblass und ihre Lippen hatten bereits eine leicht bläuliche Färbung angenommen. Hastig öffnete sie Riekes Ausschnitt, rieb und klopfte ihr über die schmale, knochige Brust. All diese Dinge halfen kaum, das wusste sie, aber sie musste einfach irgendetwas tun.
    Riekes Atem ging pfeifend, ihr schmaler Brustkorb pumpte angestrengt, um die Luft aus ihren verengten Atemwegen wieder loszuwerden. In einem solchen Zustand war ein normales Ausatmen für sie kaum möglich.
    »Kannst du laufen?«, fragte Lina. Rieke musste so schnell wie möglich von hier weg, wo sie jeder sehen konnte. Mr Treban durfte auf keinen Fall erfahren, dass …
    »Was ist denn hier los?« Als hätten ihre panischen Gedanken ihn herbeigerufen, stand Treban plötzlich vor ihnen. »Was fehlt ihr?«
    Lina blickte auf. »Es … es geht gleich wieder. Sie fühlt sich nur ein wenig schwach. Das war sicher nur die Aufregung von dem Fest. Und vom Tanzen.« Vor Angst redete sie immer schneller.
    Treban nahm Riekes Kinn in die Hand und hob ihren Kopf hoch. »Haltet mich nicht zum Narren! Das ist keine Aufregung, das Kind erstickt! Was ist passiert? Hat sie sich an irgendetwas verschluckt? Da muss man doch etwas tun!« Und schon hatte er sich hinter das Mädchen gestellt und begann, ihr kräftig und gezielt auf den Rücken zu schlagen. Rieke gab ein verzweifeltes Seufzen von sich, konnte sich aber nicht dagegen wehren.
    Lina sprang auf. »Nein, nein, bitte – hören Sie auf! Sie hat sich nicht verschluckt, sie … sie hat einen Asthmaanfall!«
    Treban ließ die Hand sinken. »Asthma?«, wiederholte er.
    Lina nickte. Rieke hatte schon lange keinen schweren Anfall mehr gehabt. Die wenigen Male, die sie etwas kurzatmiger gewesen war und die stets schnell vorüber waren, hatten sie immer mit einer leichten Erkältung oder der ungewohnten Anstrengung erklären können. Lina hatte tatsächlich schon gehofft, das milde neuseeländische Klima würde Rieke womöglich ganz heilen. Ein Trugschluss, wie sich gerade zeigte.
    Ein winziger Funke Hoffnung keimte in ihr auf, als nun auch Alexander im Hof erschien, gefolgt von Julius.
    »Was können wir tun?«, fragte er. Offenbar hatte er die letzten Worte mitbekommen.
    »Ich weiß es nicht«, gab Lina hilflos zurück. »So schlimm war es noch nie.«
    Riekes pfeifendes, verzweifeltes Atmen klang schaurig. Alexander starrte einen Augenblick vor sich hin, als würde er angestrengt überlegen, und verschwand dann im Stall. Kurz darauf kam er wieder heraus. Hinter sich führte er den Esel, der sonst den Karren zog. Das keuchende, lang gezogene I-ah , I-ah des Tieres mischte sich mit Riekes pfeifenden Atemgeräuschen – fast so, als wollte der Esel sie nachmachen.
    »Was hast du vor?«, wollte Mr Treban stirnrunzelnd wissen.
    »Ich hole Dr. Braun«, entschied Alexander, während er versuchte, auf den Esel zu steigen. »Bleib stehen, du blödes Vieh!«
    »Alexander, du wirst hierbleiben!« Sein Vater stemmte die Hände in die Hüften. »Dafür haben wir kein Geld!«
    »Willst du, dass sie stirbt?« Alexander hatte es geschafft, sich auf den Eselsrücken zu schwingen. Jetzt stieß er dem Tier die Fersen in die Flanken. Der Esel schüttelte sich unwillig, dann setzte er sich in Bewegung.
    Lina sah ihm nach, wie er eilig davontrabte. Dann drückte sie die eiskalte Hand ihrer Schwester, die noch immer keuchend nach Luft rang.
    »Es wird alles gut«, flüsterte sie. »Ganz bestimmt.«
    »Lina, ich muss mit dir reden!« Mr Trebans Stimme verhieß nichts Gutes. Er saß in der Stube, die kalte Meerschaumpfeife im

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