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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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hier!« Gott, das Ganze war ihr so entsetzlich peinlich. »Es … es geht um Rieke. Und um mich. Ich …«, sie schluckte, um den Kloß in ihrer Kehle zu vertreiben, und stellte den Holzteller mit der brennenden Kerze auf die Truhe zu ihrer Rechten.
    Sie holte tief Luft und drehte sich zu ihm um.
    »Mr Treban, möchten Sie mich noch immer heiraten?«

Kapitel 13
    Lina musste sich zwingen, ihren Frühstücksbrei hinunterzuwürgen. Und auch dann schien er ihr pappig am Gaumen zu kleben und blieb ihr fast im Hals stecken. Sie hustete und griff nach ihrem Becher mit Tee. War es Aufregung oder Angst, die ihr die Kehle versperrte? Wahrscheinlich beides.
    Alle aßen schweigend. Rieke saß auch dabei; blass und still, aber halbwegs wiederhergestellt. Bemerkte denn niemand die seltsame Stimmung, die heute Morgen hier herrschte? Und wie würde Alexander wohl aufnehmen, was sein Vater ihnen gleich eröffnen würde?
    Lina ließ ihren Löffel in die Breischüssel sinken, sobald Mr Treban sein Frühstück beendet hatte. Er polierte seinen Löffel an seinem Hemdzipfel, legte ihn beiseite und sah seine Kinder eines nach dem anderen an. Alexander, Julius, Sophie. Lina legte Rieke sanft die Hand auf den Arm. Rieke blickte erstaunt auf, bis sie merkte, dass alle zu essen aufgehört hatten. Dann ließ auch sie den Löffel sinken.
    »Ich habe etwas bekannt zu geben«, sagte Treban feierlich.
    Lina seufzte lautlos und ballte die Fäuste unter dem Tisch.
    »Ich habe mich entschlossen«, verkündete er, »Lina zu heiraten.«
    Niemand rührte sich. Es war so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören. Sogar die kleine Sophie unterbrach ihr kindliches Gemurmel. Rieke blickte Lina erstaunt an.
    Als Erster fand Julius seine Sprache wieder. Er grinste.
    »Das ist ja lustig. Dann wird Lina meine Stiefmutter. Und du«, sagte er zu Rieke und jetzt grinste er bis zu den Ohren, »bist dann meine Stieftante.«
    Rieke kicherte. Diese Vorstellung gefiel ihr offensichtlich.
    Lina blickte auf ihre halb gefüllte Breischüssel und wagte nicht, Alexander anzusehen. Erneut ballte sie die Fäuste, so fest, dass es wehtat.
    Treban war nach ihrem nächtlichen Besuch nicht ganz so verblüfft gewesen, wie sie erwartet hatte. Im Gegenteil: Er hatte sich durchaus an jenen Abend und seinen etwas verunglückten Heiratsantrag erinnert. Allerdings auch an ihre Ablehnung.
    »Gab es nicht einen anderen?«, hatte er gefragt und sie skeptisch angesehen.
    Lina schluckte. Wie eine Büßerin stand sie da im Hemd vor ihm und kam sich schrecklich klein und verwundbar vor.
    »Was ist mit ihm? Will er dich nicht mehr?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das … das war nichts.«
    Am liebsten wäre sie wieder zurückgerudert, aber das war jetzt nicht mehr möglich. Lina hatte sich selbst zugehört, wie sie ihn mit ruhiger Stimme erneut gebeten hatte, Rieke zu behalten. Dann würde sie ihn heiraten. Davon würde er doppelt profitieren, denn als Ehefrau würde sie auch keinen Lohn mehr kosten.
    Treban hatte sie lange und wortlos angesehen. Und am Ende hatte er zugestimmt.
    »Oh, meine zukünftige Stiefmutter gibt sich die Ehre.«
    Alexander hatte seine Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt und wusch Hände und Arme im Waschtrog vor dem Blockhaus. Das Seifenstück, mit dem er sich den Dreck des Tages von der Haut schrubbte, war schon ziemlich klein geworden; Lina würde bald neue Seife aus Asche und Fett herstellen müssen.
    Seit Kurzem arbeitete Alexander tageweise im Straßenbau und half mit, neue Wege in Nelson zu erschließen. Das brachte zumindest etwas Geld ein. In Australien, nur wenige Tagesreisen mit dem Schiff entfernt, hatten sie für solche Arbeiten Sträflinge. In Neuseeland dagegen mussten die Siedler alles selbst errichten. Aber Lina hatte noch nie gehört, dass Alexander sich über die harte Arbeit beschwerte. Ja fast schien es ihr, als wäre er froh, auf diese Weise nicht zum Nachdenken zu kommen.
    Seips Drohung, die Trebans zum Monatsende von ihrem Land zu werfen, nagte an ihnen allen. Die beiden Männer arbeiteten schwer, um ihre Familie zu ernähren und Geld zusammenzutragen. Mr Treban kümmerte sich bis zur Erschöpfung um sein Gemüse, seine Apfel- und Birnbäume und die Weinherstellung und ging meist gleich nach dem Abendessen ins Bett. Manchmal sah sie, wie er sich während der Arbeit hinsetzte, um zu verschnaufen. Er sah nicht gut aus; seine Augen waren rot gerändert, die Wangen hager.
    Es hatte einige Tage und mehrere Anläufe

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