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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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kann.«
    Und sie verschwand.
    Es stand keine Frau mehr auf dem dämmrigen Pfad. Vielleicht hatte es nie eine gegeben. Der Pfad wand sich weiter fort in die Dunkelheit, die vor ihm lag, eine Kette kleiner, schwächer werdender gelber Lichter. Über ihm verdeckte das Blätterdach den Nachthimmel. Dort oben flatterte es schwarz in den Zweigen und die Luft war erfüllt von einem Schnattern und Schaben und dem Klackern scharfer Schnäbel. Die schwarzen fliegenden Wesen kamen aus den Zweigen herab und ließen sich rundherum auf dem Boden nieder. Im Licht der Lampen konnte er sehen, dass es Krähen waren. Sie beobachteten ihn aus ihren glänzenden Augen, und wenn er ihre Blicke erwiderte, plusterten sie sich auf und spreizten die Flügel, dann wurden sie wieder ganz still. Entsetzen breitete sich in ihm aus.
    Entsetzen und Grauen.
    Er drehte sich um und wollte zurück zur Treppe laufen. Plötzlich begann es ihm in den Ohren zu klingen und ein hohes bohrendes Jaulen zerschnitt ihm den Schädel. Erst war es ein gleichmäßiges Kreischen, dann schwoll der Ton an und wieder ab. Ein Muster zeichnete sich ab. Er stand auf dem Pfad und merkte, dass sich im An- und Abschwellen des Klingens Worte verbargen, die er verstehen konnte. Er stand im raschelnden Schwarm der Krähen da und lauschte lange diesen Worten. Dabei spürte er, wie aus dem Waldboden rund um ihn herum etwas aufstieg .
    Sehen konnte man dieses Aufsteigen nicht. Unsichtbar war es auch nicht. Es war Nichts. Er konnte Nichts sehen. Nichts war hier.
    Er war gekommen und er war erkannt worden.

Deitz sieht einen Lichtstreif am Horizont
    Chu stand auf der obersten Galerie des Bass Pro Shops, die Regale an der Wand hinter ihm waren voller Waffen und Munitionsschachteln. Er beobachtete den Hubschrauber der Live-Eye-Nachrichten. Die Fenster des Ladens waren hoch und schmal und kugelsicher – »Sicherheitsschlitze« hatte Deitz sie getauft –, so dass der Hubschrauber in einem Schlitz nach dem anderen auftauchte und die Abfolge Chu fast an die Einzelbilder eines Films erinnerte.
    Der Hubschrauber hatte seinen Suchscheinwerfer eingeschaltet und dieser Strahl brach durch die Fenster herein. Im Hubschrauber suchten sie im Dunkel des Ladens nach etwas, das sich aufnehmen ließ. Dunkel war es im Laden deshalb, weil Deitz alles ausgeschaltet hatte, abgesehen von ein paar schwachen Strahlern in der Decke, die gerade mal ihre eigenen Fassungen beleuchteten.
    Chu stützte sich auf das Geländer und sah dem klobigen schattenhaften Deitz dabei zu, wie er sich unten leise durch die Regale bewegte; eine Landschaft, die aus Chus Perspektive aussah wie ein klotziger Irrgarten, bis oben hin vollgepackt mit jedem nur erdenklichen testosterongeladenen Männerkram für diese Knalltüten, die schießen, jagen, angeln, Fallen stellen oder sonst wie im Wald rumhampeln wollten.
    Deitz war ein Bild der Tarnung und wollte, das Gewehr in der Hand, noch einmal »das Gelände sichern«, bevor sie es sich gemütlich machten und in Verhandlungen mit denen da draußen eintraten, wer immer das war.
    Auf einigen der Ladentheken standen die Angelruten zu Hunderten in Ständern aufgereiht wie Pflanzen in der Baumschule. Auf anderen gab es Paddel, Ruder und alles aus der Welt der Boote. Es gab Lockenten und Plaid-Käppis und Wathosen und Zubehör zum Fliegenbinden, es gab Campingklos und Küchenzelte, Flitzebögen mit Tarnanstrich, Pfeile, die tödlich aussahen, Bowiemesser, so groß wie Macheten, und das alles langweilte Chu so sehr, dass er wie hypnotisiert davon war.
    Aber das Gruseligste an diesem Laden wirkte nun, da die verwinkelten Räumlichkeiten fast ganz im Dunkel lagen, noch gruseliger. Es waren die vielen hundert ausgestopften Tiere – Füchse, Berglöwen, Hirsche, Marder, Waschbären, Beutelratten, Luchse, Bergziegen, Biber, Eulen, Falken, Krähen und natürlich rudelweise Schwarz- und Braunbären, dazu sogar ein gewaltiger Kodiakbär.
    Dieses Ungeheuer mit seinem goldenen Pelz beherrschte einen großen Turm mitten im Laden. Hoch aufgerichtet stand er da und fletschte seine Zähne – ein Gebiss, wie man es an den Kieferknochen eines Tyrannosaurus Rex hätte finden können –, eine tonnenschwere, vier Meter hohe Gestalt, die bis in die Schatten unter der Decke aufragte, kaum zu erkennen war und dadurch eine geradezu übernatürliche Kraft ausstrahlte, bis in die letzte dunkle Ecke. Kurz, Chu wünschte sich von ganzem Herzen, dass Deitz das scheiß Licht einschalten würde.
    Aber keine

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