Die Rueckkehr
Antworten liefern.
»Hast du Lemons Telefonnummer?«
»Klar. Irgendwo auf meinem Telefon.«
»Ruf ihn an. Er soll hier runterkommen. Ich glaube, dass er uns verarscht. Ich glaube, er steckt hinter dieser ganzen Scheiße. Er zieht eine Nummer ab.«
Nick schüttelte den Kopf.
»Nein. Tut er nicht. Ich habe über viele von diesen Sachen mit niemandem geredet, Boonie. Außer mit Kate. Und Lemon Featherlight.«
»Warum nicht?«
»Ehrlich gesagt, das wollte ich einfach nicht. Ich wünsche mir ja sogar jetzt noch, ich könnte das alles einfach wieder vergessen.«
»Und Lemon weiß zum Teil darüber Bescheid?«
»Ja.«
»Dann ernsthaft, Nick. Ruf ihn an. Schaff ihn hier runter. Bitte. Lass ihn mit einem Streifenwagen abholen, wenn es sein muss.«
»Jetzt gleich?«, sagte Nick.
»Jetzt gleich«, sagte Boonie, rammte das Schubfach zurück in sein Gefrierfach und schlug die Tür zu.
Ein eher unangenehmes Kind
Nach einem Mittagessen im Kreise der Familie – weder Rainey noch Axel hatten einen Mimosa bekommen – kehrte Reed nach Hause zurück und wartete wieder auf das Urteil über seine Karriere, das noch Wochen auf sich warten lassen konnte.
Eigentlich hatte Beth Kate und die Jungs zur Regiopolis begleiten wollen, aber ein Termin von Hannah beim Audiologen war abgesagt worden – die Wartezeiten auf Termine waren lang –, also ging Beth mit Hannah ein Hörgerät anpassen, offenbar ein langwieriger und komplizierter Vorgang. Deshalb fuhr Kate Axel und Rainey allein zur Regiopolis-Oberschule, damit die Jungs noch an den letzten Unterrichtsstunden des Donnerstagnachmittages teilnehmen konnten.
Kate brachte den Envoy kurz vor dem schmiedeeisernen Tor zum Stehen und schaltete den Motor aus. Auf der anderen Seite des schwarzen, mit Spitzen bewehrten, schmiedeeisernen Zaunes zeichnete sich das Schulgebäude ab, hinter den Eichen und Weiden, die Gärten und Rasenflächen beherrschten – eine weitläufige rote Sandsteinburg im neuromanischen Stil. Auf dem Rasen und unter den Bäumen lagen Jungen herum, und auf dem Sportplatz wurde Flag Football gespielt.
Rainey und Axel saßen auf dem Rücksitz und blickten auf das Schulgelände hinaus, blass und ängstlich. Sie machten keine Anstalten auszusteigen.
»Hört mal, Jungs, vielleicht ist das der richtige Augenblick, um reinzugehen und mit Vater Casey zu reden.«
Rainey, den Blick gesenkt, das Gesicht hinter den langen Haaren verborgen, schüttelte mit Nachdruck den Kopf.
»Nein, Kate. Bitte nicht.«
Axel schwieg.
Beide wirkten furchtsam und bedrückt.
Axel starrte aus dem Fenster und sah ein paar Jungen zu, die im Park spielten. Kate sah einen großen rothaarigen Jungen, der den Ball hatte und von einem Rudel Jungen verfolgt wurde.
»Das ist Coleman da, mit dem Football, oder?«
Die Jungen zuckten zusammen, als der Name fiel.
»Ja«, sagte Axel. »Latein fängt für sie erst um Viertel vor drei an.«
»Wartet hier«, sagte Kate und stieß die Tür auf. Rainey protestierte – schrie sie an – und Axel sah ängstlich, fast schuldbewusst aus.
Sie schlug die Tür trotzdem zu, marschierte durch das Tor, auf den Sportplatz zu, bahnte sich einen Weg zwischen den Kindern hindurch, die auf dem Rasen lagen, und fixierte mit dem Blick den großen rothaarigen Jungen. Irgendwo hinter sich konnte sie Rainey und Axel nach ihr rufen hören, leise und weit weg.
Sie marschierte weiter.
Als sie bis auf zehn Meter an ihn herangekommen war, rief sie seinen Namen, mit ihrer »Rede an die Geschworenen«-Stimme, wie Nick sie nannte.
»Coleman. Coleman Mauldar.«
Das Spiel kam ins Stocken, die Jungen drehten sich zu ihr um. Sie sah, dass auch Jay Dials und Owen Coors dabei waren, zwei schlanke kräftige Jungen mit klarem Blick und langen Haaren, wie die meisten Jungen auf der Regiopolis.
Der Schlüssel zum Glück?
Eine Familie mit Geld, gute Gene und Dusel.
Coleman gab den Ball an Jay Dials ab, sagte leise etwas und kam dann über das Spielfeld gelaufen, auf die große Weide zu, unter der Kate wartete.
Die anderen Jungs spielten weiter, liefen über das freie Feld, mit flatternden Hemden, schrillen Schreien, frei wie Vögel.
Im Licht der Nachmittagssonne ließ Colemans erstaunlich gutes Aussehen sich unmöglich übersehen, die hellgrünen Augen und die wilde rote Mähne. Sein weißes Hemd stand offen und gab den Blick auf eine straffe sonnengebräunte muskulöse Brust frei; er lächelte freundlich, nur etwas müde.
»Mrs Kavanaugh. Hallo. Wie gehts?«
»Kannst du mir
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