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Die Rueckkehr

Die Rueckkehr

Titel: Die Rueckkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Stroud
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Insektenaugen-Sonnenbrillen gelöst worden, die sich einem um das halbe Gesicht wickelten und so gerne von den Highway-Cops getragen wurden.
    So weit, so gut.
    Die Perücke machte alles unmöglich.
    Deitz hatte eine glänzende blonde Langhaarperücke bestellt, mit mindestens schulterlangen Haaren.
    »Wie bei diesen Wrestlern im Fernsehen, kapiert?«
    Chu hatte keine Fragen gestellt – die Sexualität eines Mannes ist seine Privatsache – und für das Ding, das Deitz jetzt schief auf der Schädeldecke saß – eine üppige blonde Mähne, garantiert aus Menschenhaar, importiert aus Dänemark, wie Chu versichert worden war, vorn kunstvoll zu einem Pony geschnitten, hinten und an den Seiten ihm rundum auf die Schultern wallend –, zweitausend Dollar hingelegt.
    Es gab da kein Vertun.
    Deitz sah aus wie Anna Wintour.
    Oder zumindest wie Anna Wintours Kopf, auf den Körper eines riesigen Kobolds in einem Hugo-Boss-Anzug montiert.
    Frag mich bitte nicht, wie ich das finde .
    »Wie findest du das?«
    Chu sagte erst einmal gar nichts.
    Wenn er Deitz so vor die Tür ließ, würden sie keine halbe Meile weit kommen, bevor die Kinder vom Straßenrand aus Steine auf ihren Wagen warfen. Die Hunde würden ihnen kläffend und bellend hinterherlaufen. Was wiederum die Aufmerksamkeit der Cops erregen würde, die sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen würden, einen kleinen Schwatz mit dem dicken hässlichen Kerl mit der Anna-Wintour-Perücke zu halten, und wenn auch nur, damit sie den Kollegen auf dem Revier etwas zu erzählen hatten.
    Und dann wäre, wie diese Amerikaner gerne sagten, das Spiel aus, und zwar nicht nur für Byron Deitz.
    »Hast du mal in den Spiegel geguckt?«
    Deitz war verdutzt.
    »Ja. Klar. Ich fand, ich sehe ganz gut aus.«
    »Weißt du, wer Anna Wintour ist?«
    »Keinen blassen Schimmer.«
    »So wie die siehst du aus.«
    Deitz lief noch dunkler an als sonst.
    »Scheiße, was soll das denn heißen?«
    »Das ist eine berühmte Modetante. Schwule verkleiden sich zu Halloween als Anna Wintour. Du brauchst noch ein kleines Schwarzes und Stöckelschuhe, dann ist der Look perfekt.«
    Deitz beruhigte sich ein wenig und atmete aus.
    »Kacke. Bist du sicher?«
    »Oh ja.«
    »Scheiße. Ich dachte, ich sehe irgendwie nach Arnold aus, als er damals Conan den Barbaren gespielt hat. Oder nach einem Footballspieler vielleicht. Die haben heutzutage alle lange Haare.«
    Chu schüttelte den Kopf.
    »Nicht nach Conan. Nicht nach Football. Nach Anna.«
    Deitz dachte darüber nach.
    »Weg mit der Perücke?«
    »Weg mit der Perücke.«
    Deitz nahm sie ab, machte Chus Mülleimer auf und warf sie oben auf die Reste des Hühnchens »Kung Pao«.
    Zweitausend Dollar .
    Ins Klo gespült .
    »Dann scheiß drauf. Wir nehmen, was wir haben.«
    »Wo wollen wir hin?«
    Deitz öffnete die Anzugjacke. In seinem Gürtel steckte eine große harte graue Pistole.
    »Wir gehen jemanden nach meinem Geld fragen.«
    Endicott saß eine Viertelmeile entfernt in dem schwarzen Cadillac und lauschte dem Gespräch von Deitz und Chu in der Küche. Sein Laptop stand aufgeklappt auf dem Beifahrersitz, mit der Ton- und Videoübertragung aus der Überwachungsausrüstung im Toyota Corolla, den er vor Chus Haus in der Bougainville Terrace 237 abgestellt hatte.
    Das Gerät, das innen an der Windschutzscheibe des Toyota hing und aussah wie ein GPS -Empfänger, war mit einem Laser-Horchgerät am linken Seitenspiegel verbunden, das auf Chus Wohnzimmerfenster gerichtet war. Der Laser registrierte winzige Schwingungen der Glasscheiben im Nanobereich und konnte diese Schwingungen in Klänge umwandeln. In diesem Fall gaben diese Klänge Chus und Deitz’ Gespräch über Anna Wintour wieder. Außerdem verfügte das Gerät über eine Kamera, so dass Endicott aus sicherer Entfernung mitverfolgen konnte, wer bei Andy Chu kam und ging.
    Vor einiger Zeit hatte er mitangesehen, wie Chu wegfuhr, allein, der Infrarotkamera des Geräts zufolge, die die Wärmeabstrahlung von Menschen in Gebäuden und Fahrzeugen erfassen konnte. Da es Endicott nicht um Chu ging, sondern um Deitz, hatte er sich nicht vom Fleck gerührt.
    Ungefähr zwei Stunden später war Chu wieder da gewesen, und jetzt wollten sie – der Unterhaltung zufolge – jemanden nach Deitz’ Geld fragen.
    Ausgezeichnet.
    »Wir gehen?«
    Deitz nahm die Sonnenbrille ab, damit Chu in den vollen Genuss seines stechenden Blicks kam. Im Kopf hörte er ein Geräusch, als würde jemand Walnüsse knacken. Es kam ganz aus der

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