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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Befehl erteilen, noch bevor er am Morgen das Fasten brach.
    Doch wieder einmal brachten die Umstände eine elfstündige Galgenfrist. Ehe Sif Zeit fand, diejenigen zu sich zu rufen, die wissen mussten, dass der Kir Hama Prinzessin keine weitere Gastfreundschaft gewährt werden sollte, galoppierte ein Bote auf einem schaumbedeckten Pferd in Miranei ein. Seine Botschaft war dergestalt, dass alles andere aus Sifs Gedanken verschwand.
    »Wie konnten sie durchkommen? Ich habe meine halbe Armee dortgelassen, um sie zu schützen!«, wütete er, als der erschöpfte Bote die Nachricht hervorstieß, dass Favrin Rashin ein waghalsiger Überfall auf Torial geglückt war, dem Herrensitz im Südosten, den Sif erst kürzlich seiner Mutter, Lady Clera, geschenkt hatte.
    »Mylord ... es war nur eine Handvoll ... sie sind hereingekommen, weil sie unsere Uniformen trugen ...«
    »O ihr Götter ...« Sif stöhnte und schlug die Hand vors Gesicht.
    »Sie haben sehr wenig geraubt ... es war, als wollten sie uns nur zeigen, wozu sie fähig sind ... aber Eure Mutter, Lady Clera, bestand darauf, auf die Verteidigungsanlagen zu gehen ... es war ein Unfall, Mylord, ein fehlgeleiteter Pfeil ...«
    »Sattelt mein Pferd! Ich werde sofort losreiten«, rief Sif grimmig und straffte die Schultern. »Sammelt alle Männer nördlich des Hal, die in keinen Dienst eingeteilt sind. Sie sollen mir so schnell folgen, wie sie können. Diese Beleidigung darf nicht unbeantwortet bleiben.«
    Fodrun persönlich brachte Sifs Pferd in den Hof der königlichen Residenz und wartete, mit den Zügeln in der Hand, bis Sif aus dem Turm kam. »Mylord«, begann er, »Winterfeldzüge ...«
    »Der Winter ist vorbei, Fodrun. Schau von den Verteidigungsanlagen – der Schnee ist von den Mooren fast verschwunden. Es ist Frühling; und im Frühling hat ein Kir Hama immer Glück.«
    »Und das Kind ... und ... diese andere Sache ...«
    »Bis zu Senenas Entbindung bin ich wieder hier«, antwortete Sif mit einem wölfischen Lächeln. »Sobald ich dem jungen Favrin die längst überfällige Lektion erteilt habe. Und was das andere betrifft ... Dafür wird noch genug Zeit sein, wenn ich zurück bin. In den paar Wochen, die ich brauche, um diesen Feldzug ein für allemal zu beenden, wird sich nichts verändern.«
    Sif ritt aus seiner Festung und glaubte seine eigenen Worte. Doch sobald er und sein Gefolge nach Süden ritten, veränderte sich die Lage in der Festung, die er zurückließ.
    Der erste Keim der Veränderung war schon in Sifs eigenem Schlafgemach gesät worden. In der Nacht, als er mit Fodrun offen über Anghara gesprochen hatte, glaubten sie, allein zu sein. Das war ein Irrtum. Und das, was sie besprochen hatten, war nicht länger ein Geheimnis zwischen den beiden Männern in jenem Raum und den fünf, die Anghara in Calabra entführt hatten.
    Da Sif die kleine Galerie für die fahrenden Spielleute nie benutzte, die in einer Nische unter den Dachbalken des königlichen Schlafgemachs versteckt war, erinnerte sich kaum daran. Dynan hatte oft Musikanten dort gehabt, die durch ein geschnitztes Gitterwerk diskret abgeschirmt waren. Rima war gern zu den leisen Klängen einer einzelnen Flöte oder Harfe eingeschlafen, entspannt nach den Liebkosungen ihres Gemahls. Doch keine von Sifs Ehen war eine Liebesheirat gewesen, und er dachte nie an liebevolle, zärtliche Verführung. Es gab nur einen Zugang zu der Galerie – eine niedrige, unauffällige Tür in einem selten genutzten Korridor im Geschoss über dem königlichen Schlafgemach. Durch sie konnten die Musiker kommen und gehen, ohne den König zu stören. Diese Tür war verschlossen und der Schlüssel im Besitz des Kämmerers. Sif hatte ihre Existenz völlig aus seinem Bewusstsein gestrichen.
    Aber Senena, seine kindliche Königin, brauchte oft ein ruhiges, privates Plätzchen, wo sie sich vor einem aufdringlichen und neugierigen Hof und ihrem ganzen scheinheiligen Leben verstecken konnte.
    Nur wenige an Sifs Hof stammten noch aus der Zeit seines Vaters in Miranei – etliche hatten sich diskret aufs Land zurückgezogen, andere hatte Sif selbst fortgeschickt. So blieb nur ein Hof mit mehr als dem üblichen Anteil an Speichelleckern, die Senena umgarnten, in der Hoffnung, damit Sifs Gunst zu erlangen. Mit Colwen, seiner ersten Königin, hatten sie es ebenso gehalten. Statt dieser Gesellschaft zog Senena den Kammerherrn als Freund vor, der schon Dynan gedient hatte – ein freundlicher und einfühlsamer Mann, der keinerlei

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