Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
Vom Netzwerk:
klar, dass er sich geirrt hatte - es war keine Insel, sondern ein Schiff, ein riesiges Schiff, das unbeweglich auf dem Wasser trieb. Es hatte weder Masten noch Schornsteine und war Wolgin deswegen auch zuerst wie eine kleine Insel vorgekommen. Auf dem Oberdeck waren viele Menschen zu sehen. Sie winkten mit den Armen, als würden sie dem Piloten des fliegenden Arefs etwas mitteilen wollen, oder vielleicht einfach zur Begrüßung. Wolgin dachte, das Letztere würde eher stimmen, und flog am Schiff vorbei. Aber ein paar Sekunden danach stieg ein anderer Aref vom Schiffsdeck auf und holte ihn schnell ein. Der Mann, der in der Maschine saß, machte immer wieder energische Gesten, die nur eins bedeuten konnten - er verlangte, das Wolgin sofort zurückkehrte. Was hatte das zu bedeuten? Dieser Mann konnte wohl kaum wissen, dass es Wolgin war, der im kirschfarbenen Aref saß. Und selbst wenn er es wusste, warum verlangte er dann seine sofortige Rückkehr? Wolgin gehorchte - offenbar gab es ernsthafte Gründe, ihn am Weiterflug zu hindern
    - und landete anschließend zusammen mit dem kleinen einsitzigen Aref auf dem Schiffsdeck.
    Ein großer bejahrter Mann, der einen wasserdichten, wie aus Leder aussehenden Mantel anhatte und dessen Gesichtsausdruck ziemlich finster war, kam sofort auf ihn zu. Kaum hatte Wolgin das Seitenfenster geöffnet, sagte der Mann sofort barsch: »Was soll das denn? Wissen Sie denn nicht, dass man hier nicht mit einem Aref fliegen darf?«
    Er verstummte und sah aufmerksam in Wolgins Gesicht. Seine finstere Miene verschwand sofort und wurde durch äußerste Verblüffung ersetzt. »Was ist denn das?«, fragte er anschließend. »Sie sind doch nicht etwa Dmitrij Wolgin?« Er grinste breit, wobei seine schneeweißen Zähne aufblitzten, und das so gutmütig, dass er sofort sein gesamtes finsteres Aussehen verlor. »Da sind Sie also gelandet! Und in Leningrad weiß man gar nicht mehr, was man wegen Ihres Verschwindens denken soll. Was ist denn passiert? Wo fliegen Sie hin?«
    Während dieses Gesprächs hatten sich etwa zwei Dutzend Mannschaftsmitglieder neben dem Aref versammelt. »Das nenn ich Glück!«, sagte einer von ihnen daraufhin. Es klang belustigt und ein wenig naiv.
    Wolgin stieg aus der Maschine. »Ich habe ziemlichen Hunger«, sagte er. »Hätten Sie vielleicht etwas zu essen für mich?«
    »Aber wie kommen Sie denn hierher?«
    Wolgin erzählte von seinem Abenteuer. Die Reaktion auf seine Erzählung bestand aus allgemeinem Lachen. Mittlerweile lachte Wolgin auch selbst — er fühlte sich gut und sicher bei den Menschen, die ihm gegenüber offen und freundlich gesinnt waren. Diese Episode war zu Ende, und nach ein paar Minuten würden Mary und Wladilen wissen, wo er war, und sich endlich beruhigen können, genau wie alle anderen.
    »Gut, aber warum haben Sie nicht den erstbesten Index und Nummer genannt? Ihr Inhaber hätte Ihnen doch sicher geantwortet und geholfen.«
    »Bin nicht darauf gekommen.«
    Alle lachten wieder. Ihr Lachen hatte nichts, was für Wolgin unangenehm oder beleidigend war - sie hätten genauso gelacht, wenn etwas ähnlich Witziges mit einem von ihnen passiert wäre.
    Der Mann im Ledermantel hatte sich als der Schiffskommandant herausgestellt. »Kommen Sie in meine Kajüte«, sagte er. »Es gibt bald Frühstück, und dann können Sie den anderen von Ihrem Aufenthaltsort erzählen.«
    Wolgin wartete darauf, dass die gewöhnliche Zurückhaltung von Mary und Wladilen diesmal versagen würde und sie zumindest ihre Empörung äußern würden, wurde aber wieder einmal enttäuscht. »Wann kommst du denn wieder zurück?«, fragte Mary, als wäre nichts geschehen. Ihre Stimme klang so ruhig und gleichmäßig wie immer.
    »Warte mal, ich frage nach.« Auf seine Frage antwortete der Schiffskommandant, dass es von hier bis Leningrad etwa acht Minuten Flug waren. »In einer halben Stunde«, sagte Wolgin. »Wenn ich schon hier gelandet bin, dann bleibe ich auch ein wenig.«
    »Du wolltest doch keinesfalls später als um elf nach Moskau fliegen«, bemerkte Mary.
    »Na was kann ich denn dafür? Seid nicht sauer.«
    Mary lachte und beendete das Gespräch.
    Beim Frühstück erfuhr Wolgin den Grund für seine »Festnahme«. Das Schiff war eine von drei Filialen der Leningrader Wetterstation. Zwei weitere Schiffe standen an den Ecken des großen Dreiecks genau in der Mitte der Ostsee, südlich des ehemaligen Riga-Meerbusens.
    Die Elektrizität, die sich in der Atmosphäre angesammelt hatte und

Weitere Kostenlose Bücher