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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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gut. Du bist also auch noch eine Malerin?«
    »Keineswegs. Ich habe das Malen gelernt wie alle anderen auch, hab aber kein Talent.«
    Sie sagte zweifellos die Wahrheit - aber die Arbeit war dennoch meisterhaft durchgeführt worden. Die Falten auf dem Kleid sahen vollkommen unberührt aus - man konnte sofort das malerische Talent erkennen.
    Marys Antwort hatte Wolgin wieder mal zum Nachdenken gezwungen. Sie hatte offen gesprochen, daran bestand kein Zweifel. Und vom Standpunkt der modernen Menschen aus verfügte sie wohl tatsächlich über keine herausragenden Malfähigkeiten. Einmal aber hatte Wolgin Wladilen gebeten, sein Versprechen zu halten und etwas zu singen. Der junge Astronom war sofort einverstanden, und sang zusammen mit Mary eine Szene aus einer alten Oper (die tausend Jahre nach Wolgins Tod geschrieben war). Über die Schönheit und die Kraft von Wladilens Stimme war Wolgin nicht erstaunt - er wusste bereits, dass er einen der besten Sänger des Jahrhunderts hören würde, aber Mary ... Sie sang so gut, dass sie in jedem Theater aus dem zwanzigsten Jahrhundert eine Primadonna hätte sein können - und gleichzeitig dachte sie, sie hätte überhaupt keine sängerische Begabung. Also konnten alle so malen und singen
    - ein solches Talent war schlicht und einfach zu einer Norm für alle Menschen geworden. Wolgin erinnerte sich an die Zeichnungen aus dem alten Ägypten, die wie Kindermalereien aussahen. Sie waren aber keineswegs von Kindern gemalt worden, sondern von ägyptischen Malern, von Menschen, die als besonders begabt galten. Das, was im zweiten und dritten Jahrtausend vor der christlichen Ära als besonderes Talent galt, wurde zu einer Norm im zwanzigsten Jahrhundert. Genau so war es auch jetzt. Die Bedeutung des Begriffes »Talent« hatte sich verändert - die Begabungen eines Menschen wuchsen zusammen mit seiner allgemeinen Entwicklung immer weiter. Eine Stimme, wie Wladilen sie hatte, hätte es in der Vergangenheit überhaupt nicht geben können, und Mary war jetzt einfach nur eine Frau, die »ein wenig singen konnte«, und nicht mehr. Wolgin erinnerte sich an das Kinderbuch über Technik, das er damals nicht zu Ende geschafft hatte. Das war ein Phänomen genau der gleichen Art - ein Buch, das für ihn zu kompliziert war, galt für die heutigen Kinder zweifellos als leicht lesbar, weil es sonst wohl kaum ein Kinderbuch sein könnte.
    >Wenn es so ist, kann ich sie denn überhaupt je einholen?<, dachte Wolgin besorgt. >Was ist, wenn der Abgrund, der zwischen uns liegt, nun doch unüberwindbar ist?<
    An diesem Tag kam er auch am Abend nicht aus dem Oktoberpark zurück. Er wanderte die ganze Nacht in den Alleen und genoss den Anblick vertrauter Gebäude im Mondschein. Mary rief ihn beunruhigt am Teleoff an, als sie aber von dem Grund seiner Verspätung hörte, sagte sie wie immer kein Wort.
    Bereits in den Morgenstunden wollte Wolgin noch ein letztes Mal über die Newa gleiten. Er fuhr den Fluss bis zum Smolny hoch, dann kehrte er um und steuerte den Aref zum Finnischen Meerbusen. >Ich muss noch ein letztes Mal Kronstadt sehen<, dachte er, >ich hab ja noch gar nicht gesehen, was daraus geworden ist.<
    Mit dieser Insel waren viele seine Erinnerungen aus den ersten Monaten des Großen Vaterländischen Krieges verbunden - dort hatte er seinen Wehrdienst angefangen, die Scharfschützenschule absolviert und war von dort auch an die Front gegangen.
    Der Aref glitt sanft und schnell vorwärts. Bis Kronstadt waren es noch etwa fünfzehn Minuten Fahrt und Wolgin machte es ich im weichen Sessel bequem. Das gleichmäßige Rauschen des Wassers wirkte einschläfernd, und Wolgin, der nach einer schlaflosen Nacht müde war, schlief ein, ohne es zu bemerken.
    Als er wieder die Augen öffnete, war es bereits Tag. Um ihn herum war kein Anzeichen von Land zu sehen. Wolgin befand sich weit draußen auf dem offenen Meer.

5
    In dem Aref, der schnell vorwärts glitt, war es heiß und stickig. Wolgin öffnete das Seitenfenster, doch der starke Wind zwang ihn, es sofort wieder zu schließen. Dann hielt Wolgin die Maschine an und diese schaukelte sofort sanft auf den Wellen. Das Meer war trüb und unruhig, das beunruhigte Wolgin aber nicht - er wusste, dass er in jedem Augenblick in die Luft steigen könnte.
    Aber wie lange hatte er geschlafen?
    Eine Uhr hatte Wolgin nicht. Die Uhren und andere Zeitmessgeräte waren schon längst aus dem Alltag verschwunden - mit Hilfe des Teleoffs konnten die Menschen jederzeit erfahren, wie

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