Die Rueckkehr der Phaetonen
kommen?«
»Die Besatzung der >Kommunist< zum Beispiel oder eines anderen Raumschiffs, das die Erde nach uns verlassen hat. Wir sind doch die ersten ...«
»Als hätte er das vergessen ...«, fing Igor Sacharowitsch an, verstummte aber plötzlich und sah seiner Gesprächspartnerin aufmerksam ins Gesicht. Dann fragte er zögernd: »Und Sie ... hoffen Sie selbst auch auf ein solches Treffen?«
»Es wäre sicher sehr schön, aber ich erhoffe nichts Derartiges.«
»Warum denn?«
»Weil das nächste Raumschiff alles andere als bald da sein wird.«
»Da haben Sie Recht«, sagte Wtorow. »Mit der Besatzung der >Kommunist< können wir uns auf keinen Fall treffen. Hat Wiktor denn vergessen, dass >Kommunist< eine ganz andere Aufgabe bekommen hat? Sie ist nicht zu einem achtjährigen Flug gestartet wie wir, sondern zu einem elfjährigen - da können Sie sich selbst denken, wie unsere Chancen auf ein Wiedersehen stehen ... Wenn dieses Schiff zurückkehrt, wird keiner von uns mehr am Leben sein -das restliche Leben auf der Erde werden wir doch unter normalen Zeitbedingungen verbringen ...«
»Offenbar hat er nicht daran gedacht. Armer Wiktor!«, flüsterte Maria Alexandrowna.
Die acht Jahre Aufenthalt in einer winzigen geschlossenen Raumschiffswelt außerhalb der Menschheit hatten alle Besatzungsmitglieder durch eine feste Freundschaft miteinander verbunden. Zwölf Menschen, deren Charaktere so unterschiedlich waren, hatten sich vor dem Angesicht des Kosmos zu einer einzigen Familie zusammengeschlossen und wurden für immer durch Bande vereint, die mehr als nur verwandtschaftlich waren. Das, was sie gemeinsam erleben mussten, konnte niemals vergessen werden. Die Freude des einen war die Freude aller, und auch das Leiden war gemeinsam. Alle mochten Wiktor, alle hatten Mitleid mit ihm und konnten genau nachvollziehen, was er empfand, aber alle waren dagegen machtlos. Nur die Zeit und die Menschen - die Menschen dort auf der Erde — konnten die Bedrückung zerstreuen, die den Navigator immer stärker quälte. Niemand auf »Lenin« zweifelte daran, dass die Menschheit in achtzehn Jahrhunderten einen langen und ruhmreichen Weg zurückgelegt hatte. Die Menschen hatten sich sicher verändert, waren völlig anders geworden — nicht nur moralisch, sondern wahrscheinlich auch physisch
- aber sie mussten zweifellos viel besser geworden sein, viel edler und mitfühlender, als sie es vor achtzehn Jahrhunderten gewesen waren. Würden sie etwa keine Möglichkeiten finden können, einen Menschen, der aus ferner Vergangenheit zu ihnen gekommen war, von den Gedanken an diese Vergangenheit zu befreien? Natürlich würden sie es können - und es sicher auch tun. Es war das einzige, worauf alle hoffen konnten.
»Maria Alexandrowna«, fragte Wtorow wieder, »dürfte ich Ihnen vielleicht eine indiskrete Frage stellen? Sie stehen Xenia Nikolajewna sehr nahe — was glauben Sie, was denkt sie über Wiktor?«
»Ich denke, das gleiche wie alle.«
»Nicht mehr als das?«
Melnikowa dachte nach. »Ich verstehe, was Sie meinen, Igor Sacharowitsch«, sagte sie schließlich. »Das könnte natürlich eine wohltuende Wirkung haben. Aber ich weiß es wirklich nicht, weil Xenia ziemlich verschlossen ist. Zuerst habe ich gedacht, die beiden lieben sich - aber in letzter Zeit ist es so, als hätten sie sich gründlich verzankt.«
»Das kann genauso gut das Ergebnis seiner jetzigen Einstellung sein.«
»Wohl kaum. Aber es ist dennoch eine Heilungschance, da haben Sie Recht. Ich werde versuchen, mit ihr darüber zu reden. Aber wann soll ich es denn tun, jetzt ist doch keine Zeit für solche Gespräche ... Alle denken doch nur an die Erde.«
»Ganz genau, an die Erde. Das Leben, ein normales irdisches Leben, tritt langsam wieder in seine Rechte. Wäre ein guter Vorwand, oder?«
»Ich versuche es.«
»Es muss nicht unbedingt an Bord sein - wir alle müssen zwangsläufig durch die Quarantäne. Das wäre, glaube ich, genau der richtige Zeitpunkt. Aber unbedingt noch vor dem Abflug zur Erde.«
»Gut, Igor Sacharowitsch.«
Die Sorgen des Kommandanten waren ihr verständlich. Ein Kamerad, der ernsthaft krank geworden war, sollte auf jeden Fall ins normale Leben zurückgeholt werden. Liebe? Liebe war ein sehr starkes Mittel dafür. Alle wussten, dass Wiktor Xenia Nikolajewna, dem zweiten Navigator, die ganzen acht Jahre den Hof zu machen versucht hatte. Es sah sehr nach wirklicher Liebe aus -aber ob sie ihn auch liebte? Das wusste niemand so genau.
Auf
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