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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Herren des Raumschiffs. Sie taten es so lange, bis Wtorow ihnen befahl, beim Putzen des gesamten Schiffes auf Hochglanz zu helfen. Aber der eine Biologe, Fjodor Jakowlewitsch Fjodorow, der auch der zweite Arzt war, war nicht lange mit dem Hausputz beschäftigt - die nächste, die ihn verlangte, war Melnikowa. Die Besatzung der »Lenin« musste durch eine lange Quarantäne - und das entscheidende Wort dabei würden die Schiffsärzte haben, denn sie mussten den Erdärzten ihre Meinung über die Dauer und das Regime der Quarantäne sagen. Außerdem mussten alle Teilnehmer der Expedition noch einmal gründlich untersucht und die zahlreichen Analysen gesammelt werden. Kurz gesagt reichte die Arbeit für alle — und die Tage, die eigentlich unerträglich lang hätten erscheinen müssen, vergingen wie im Flug.
    Und dann war der Moment gekommen, als die beiden Sessel vor der Hauptsteuerkonsole von Wtorow und Oserow besetzt wurden. So etwas geschah nur beim Start oder vor der Landung. Bis zum Finish blieben nur noch Stunden. Jetzt bestand die Funkverbindung mit Ceres ununterbrochen - die Raumüberwachungsstation beobachtete jedes einzelne Manöver des Raumschiffs ganz genau. Das nächste Radiogramm lautete folgendermaßen:
    »Der Raketengleiter ZMP-258 ist unterwegs, um Ihre Besatzung nach Ganymed zu transportieren. Der Hauptpilot heißt Strontium. Der Raketengleiter befindet sich in der Nähe des Europaorbits und wartet auf die Landung von >Lenin<, um danach selbst landen zu können. Der Zeitpunkt für seine Landung soll von Ihnen festgelegt werden - setzen Sie sich mit Strontium auf der Wellenlänge 0.876 in Verbindung. Raumbeobachter Leda.«
    Leda, Strontium ... Die Raumfahrer hatten sich schon gedacht, dass es auf der Erde ganz neue Namen geben könnte. Offenbar waren auch die Nachnamen aus dem Umlauf verschwunden, und die Anreden hatten sich vereinfacht. Aber bei der Sachlage müsste es zwangsläufig ziemlich viele Verwechslungen geben ... oder?
    »Jetzt können wir unsere Nachnamen auch vergessen«, sagte Kriwonossow. »Ich werde einfach Mischa, und Sie einfach George.«
    Wilson nickte. »Leda!«, sagte er und wiederholte dann lang gezogen: »Lee-ee-eda! Dieser Name kommt mir bekannt vor.«
    »Vielleicht haben Sie sie mal getroffen«, grinste Kriwonossow. »Aber Sie haben Recht, mir scheint er auch so ... Als wäre es der Name eines Bildes oder so etwas ...«
    »Leda und der Schwan«, erinnerte sich Wilson.
    »Ja, genau das. Merkwürdiger Zufall!«
    »Welcher denn?«
    »Dass wir, nachdem wir vom Schwan zurückgekehrt sind, Leda treffen.«
    In dem Augenblick erklang die Durchsage von Wtorow: »Alle Kommunikation ab sofort einstellen! Alle auf Landestationen!«
    Auf allen Bildschirmen in allen Schiffsabteilungen wuchs Europa langsam zu gigantischen Ausmaßen.

4
    Die vier größte Monde des Sonnensystemgiganten Jupiter - Io, Ganymed, Europa und Kallisto - waren noch im Jahr 1610 der christlichen Ära von Galilei entdeckt worden. Europa ist der zweite Mond und bewegt sich in einer mittleren Entfernung von sechshunderteinundsiebzigtausend Kilometern um seinen Planeten. Sein Durchmesser ist etwas kleiner als der des Erdmondes und beträgt dreitausendzweihundertzwanzig Kilometer. Wenn schon die Erde am Mondhimmel ein beeindruckender Anblick ist, dann kann man sich sicher vorstellen, wie Jupiter von Europa aus aussieht. Die monströse Scheibe des Planeten bedeckt fast die Hälfte des Himmels - wenn ihr unterer Rand den Horizont berührt, befindet sich der obere immer noch im Zenit. Noch effektvoller ist es, wenn Jupiter direkt über dem Kopf im Zenit hängt.
    Die Besatzung der »Lenin« konnte dieses interessante Schauspiel nicht genießen - nach Anordnung der Raumbeobachter landete das Raumschiff auf der Seite von Europa, die von Jupiter abgewandt war. Genau wie der Erdmond umkreist Europa seinen Hauptplaneten einmal in der Zeit, die sie braucht, um sich einmal um die eigene Achse zu drehen, und ist Jupiter immer nur mit einer Seite zugewandt. Eine Atmosphäre gibt es auf Europa ebenfalls nicht - und die Menschen des neununddreißigsten Jahrhunderts hielten es nicht für nötig, eine zu erschaffen, wie sie es nicht nur auf dem Mond, sondern auch auf der kleinen Ceres getan hatten. Vor den Augen der Raumfahrer erschien eine düstere, karge und kalte Welt, die sparsam von der fernen Sonne beleuchtet war.
    Der Raumhafen von Europa war vor mehr als fünfhundert Jahren gebaut und eingerichtet worden, und dort konnte genau wie auf

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