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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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September auf dem Zentralraumhafen landen, der in der ehemaligen Sahara-Wüste lag - aber Wolgin war bereits am einundzwanzigsten dorthin aufgebrochen. Die Ungeduld schien ihn buchstäblich zu verbrennen — er konnte an nichts anderes denken, als die Menschen zu sehen, die in derselben Epoche geboren worden waren wie er und die eine gleiche Sprache sprachen, er konnte es nicht mehr erwarten, ihre Nähe zu spüren und sie zu umarmen. Der »Altersunterschied« störte ihn keineswegs - er war ein Vorvorfahre der zurückgekehrten Kosmonauten, betrachtete sie aber wie seine Zeitgenossen. Anders konnte es ja auch kaum sein - im Vergleich zu den Menschen aus dem neununddreißigsten Jahrhundert waren sie fast schon derselbe Jahrgang.
    Die Vornamen, Vatersnamen und Nachnamen jedes der zwölf Raumfahrer sowie ihre Berufe und kurze Biografien kannte Wolgin bereits auswendig. Der jüngste von ihnen, Wsewolod Krischewskij, war achtundneunzig Jahre nach Wolgin geboren worden. Im Buch, das Lucius für Wolgin besorgt hatte, gab es auch Bilder von Wtorow, Kotow, Oserow und Stanislawskaja. Wolgin konnte sich ihre Gesichtszüge stundenlang ansehen — es waren Menschen, die ihm in allem ähnlich waren, und sie unterschieden sich genauso von modernen Menschen wie Wolgin selbst. Die restlichen Mitglieder der »Lenin«-Besatzung waren alle zusammen fotografiert worden — aber von der Zeiteinwirkung war das Bild verblichen und die einzelnen Gesichter schwer zu erkennen. Die vier ersten Bilder waren aber sehr gut erhalten geblieben. Wolgin bat, diese Porträts für ihn zu kopieren - das Buch selbst musste zurück ins Archiv gegeben werden. Man hatte seine Bitte sofort erfüllt, und nun wurden die vier Bilder behutsam von ihm aufbewahrt. Er liebte bereits diese Menschen, die zu ihm gekommen waren, um seine Einsamkeit zu vertreiben. Jetzt war er nicht mehr allein, sondern hatte Freunde, die ihn immer und überall verstehen würden. Er war einfach nur glücklich.
    Die Nachricht über die Rückkehr des Raumschiffs »Lenin« war an dem Tag gekommen, an dem Wolgin Leningrad verlassen und seine Weltreise fortsetzen wollte. Jetzt konnte von einer Weiterreise natürlich keine Rede mehr sein. Die Raumfahrer, die sich momentan auf Ganymed befanden, würden zweifellos all die Veränderungen sehen wollen, die auf der Erde während ihres Fluges geschehen waren - und wenn sie erst da waren, konnten sie es zusammen mit Wolgin tun.
    Lucius hatte empfohlen, am Morgen des dreiundzwanzigsten zum Raumhafen zu fliegen — ein Aref würde sie binnen eineinhalb Stunden dorthin bringen. Dennoch bestand Wolgin auf dem Abflug am einundzwanzigsten, wobei er seinen Vorhaben mit dem Wunsch motivierte, die neue Sahara zu sehen und diese ruhig und ohne Eile zu bestaunen. Übrigens war er der einzige, der das Wort »Sahara« verwendete, weil dieser Name von den modernen Menschen längst vergessen worden war.
    In Wirklichkeit interessierte sich Wolgin aber so gut wie überhaupt nicht für die ehemalige große Wüste. Er konnte an nichts anderes denken als an ein Treffen mit seinen Zeitgenossen - und es war allein die quälende Ungeduld, die ihn zum Raumhafen trieb. Lucius flog ebenfalls mit — obwohl er mit wichtigen Dingen beschäftigt war, hatten die Wissenschafts- und Technikräte beim Empfang zurückkehrender Kosmonauten vollzählig dabei zu sein. Das war längst zur Tradition geworden, und in diesem Fall würden sich erst recht alle bedeutenden Erdwissenschaftler zum Empfang am Raumhafen versammeln. Nur zwei von ihnen würden fehlen: Muncius und ein weiterer Archäologe.
    Sergej, Mary und Wladilen wollten ebenfalls mit Wolgin mitfliegen. Am Morgen des Abflugtages landete Sergej mit einem fünfzehnsitzigen Aref vor dem Haus. »Wozu so ein Riesenflieger?«, staunte Wolgin.
    »Weil die Raumfahrer sich nach dem Treffen bestimmt nicht von dir trennen wollen«, erwiderte Lucius. »Man hat mir gesagt, sie wären schon sehr aufgeregt und freuen sich alle auf das Treffen, nicht weniger als du selbst. Außerdem sind mehr als die Hälfte von ihnen in Leningrad geboren. Du kannst sie dann selbst hierher bringen.«
    »Dieses Haus ist doch viel zu klein.«
    »Keine Angst. Man wird für euch ein anderes vorbereiten.«
    Diese Worte erstaunten Wolgin nicht mehr - er hatte sich bereits daran gewöhnt, dass es ganz einfach war, sein Haus zu wechseln. Sein Einwand war mehr automatisch gewesen. In jeder Ortschaft gab es mehr Häuser als es nötig war - der Überfluss von allem war eine

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