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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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jemanden gesehen zu haben. Als er die Augen wieder öffnete, sah er denselben Raum, stellte aber sofort fest, dass darin inzwischen eine grundlegende Veränderung stattgefunden hatte. Die Kuppel, die so lange dunkelblau gewesen war
    - er war sich sicher, dass Dunkelblau ihre normale Farbe war - war auf irgendeine unerklärliche Weise milchig weiß geworden, weswegen es im Pavillon nun viel heller war. Mehr noch, das dunkelblaue Laken, unter mit dem er bedeckt war, und das blaue Kissen waren ebenfalls durch weiße ersetzt worden. Genauso weiß war jetzt auch die Oberfläche seiner Liege. Alles wurde weiß wie frisch gefallener Schnee, und nur sein Körper blieb derselbe — braun, mit einem Schuss ins Goldene.
    Er hatte es noch nicht geschafft, den geschehenen Wechsel bis zum Ende zu begreifen, da hörte er auch schon das leise aber deutliche Geräusch — als hätte man irgendwo in der Ferne eine Klingel geläutet. Er erkannte dieses Geräusch sofort, denn es war dasselbe wie damals, als er noch mit geschlossenen Augen dagelegen hatte — das Geräusch, das ihm das Gefühl des Lebens zurückgegeben und an das er sich vergeblich zu erinnern versucht hatte. Es war das gleiche Geräusch, nach dem beim zweiten Mal die Schritte eines Menschen ertönt waren.
    Na endlich!
    Jetzt würde er endlich alles erfahren!
    Direkt vor ihm schob sich der untere Teil der Kuppel auseinander und bildete einen Durchgang. Jemand kam in den Pavillon hinein. Hinter ihm schob sich die Wand sofort wieder zusammen, dennoch schlug das grelle Licht von dort, von außerhalb der Kuppel, die für ihn die Grenze zur Außenwelt war, in die Augen des Liegenden. Dieses Licht war so grell, so blendend, dass sich seine Augen sofort von alleine schlossen. Und wieder, genau wie an dem weit zurück liegenden Tag, hörte er die näher kommenden Schritte.
    Aber dieses Mal würde er bestimmt nicht das Bewusstsein verlieren.
    Er öffnete die Augen. Der Hereingekommene stand ein paar Schritte entfernt. Er schaffte es, seinen Gast, obwohl es richtiger wäre, »seinen Gastgeber« zu sagen, innerhalb eines Augenblicks von Kopf bis Fuß anzusehen.
    Und wurde plötzlich unruhig, statt erleichtert darüber zu sein, dass sich sein Wunsch erfüllt hatte und ein anderer Mensch endlich zu ihm gekommen war. Im gesamten Äußeren des Hereingekommenen, in jedem Zug seines Gesichts und seiner Figur sah der Liegende das Fremde. Er spürte sofort mit all seinem Wesen, mit jeder Zelle seines Körpers, dass der Unbekannte ihm völlig fremd war, dass dieses Wesen, das alle äußeren Anzeichen eines normalen Menschen besaß, nichts mit ihm selbst gemeinsam hatte, dass sie vollkommen unterschiedlich waren, so unterschiedlich wie es die Bewohner zweier verschiedener Planeten sein müssten.
    Der Unbekannte war sehr groß und hatte die mächtige Figur eines Athleten. Auf seinen Schultern, die eines Herkules würdig wären, saß der Kopf, der dem Liegenden beim ersten Anblick etwa eineinhalb Mal größer als ein normaler menschlicher Kopf erschien. Dann begriff er, dass dieser Kopf einfach nur proportional zur Figur und Größe des Unbekannten war. Das braun gebrannte Gesicht verfügte über so schöne und ebenmäßige Züge, dass es sogar irgendeinen künstlichen Eindruck machte, als wäre es das Gesicht einer klassischen Statue und nicht das eines lebendigen Menschen.
    Die Haare des Unbekannten waren kurz geschnitten. Das Kinn und die Oberlippe waren glatt rasiert, es konnte aber auch sein, dass darauf überhaupt keine Haare wuchsen. Am erstaunlichsten jedoch war die Kleidung des Unbekannten. Sie erinnerte an den Anzug eines Europäers in den Tropen und war allem Anschein nach aus einem sehr dünnen und leichten Stoff genäht worden. Ein Hemd mit kurzen Ärmeln und ohne Kragen ließ den Hals und die starken Arme mit ausgeprägten Muskeln offen. Ein sehr breiter Gürtel war straff um die Taille gespannt. Die Hose endete bereits über den Knien. Diese Kleidung harmonierte auf merkwürdige Weise mit der mächtigen Gestalt des ungewöhnlichen Mannes - es war schwer, ihn sich anders angezogen vorzustellen. So natürlich konnte einem Menschen nur seine normale Kleidung stehen. Man sah sofort, dass er nichts anderes gewöhnt war. Jede seiner Bewegungen unterschied sich kaum sichtbar von den Bewegungen gewöhnlicher Menschen. Ihre Biegsamkeit und Genauigkeit erinnerten an ein wildes Tier und waren gleichzeitig so elegant wie die Bewegungen eines Gymnasten.
    All das sah der Liegende innerhalb

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