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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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sage.«
    »Gut, ich habe es verstanden. Fahr fort.«
    »Die Phaetonen haben uns die Geschichte ihres Planeten erzählt. Das zivilisierte Leben hatte bei ihnen ungefähr hunderttausend Jahre früher angefangen als auf der Erde. Ich spreche übrigens von Erdjahren, auf Phaeton ist das Jahr bekanntlich viel länger. Aber, wie du später sehen wirst, ist diese Zeitspanne gar nicht so groß. Die Gesellschaftsgeschichte der Phaetonen erinnert sehr an unsere eigene - es hat ebenfalls die Ungleichheit von Menschen gegeben, den Klassenkampf und so weiter. Der Übergang zu besseren Lebensformen war langsamer und schwieriger als hier auf der Erde - aber zu der Zeit, als die Umsiedlung nach Wega stattfand, waren alle Differenzen Vergangenheit. Sie geben es selbst zu, dass wenn sie keinen einheitlichen Gesellschaftsaufbau hätten - bei uns ist es Kommunismus - dass sie dann alle zusammen mit ihrem Planeten gestorben wären. Die Rettung ist nur deshalb möglich geworden, weil die Phaetonen alle zusammen und nach einem einheitlichen Plan gehandelt haben. Du kannst sogar besser verstehen als ich, wozu Antagonismus und Feindschaften geführt hätten.«
    »Ja, das kann ich allerdings.«
    »In der Geschichte der Phaetonen gibt es eine merkwürdige Tatsache, die sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht«, fuhr Wladilen fort. »Der Kommunismus - nehmen wir dieses Wort, für uns ist es verständlicher - war ihren Theoredkern bereits seit zweitausend Jahren bekannt, bevor er zur allgemeinen Lebensweise wurde. Hier auf der Erde hat man dafür zwanzig Mal weniger Zeit gebraucht. Der erste Satellit des Phaeton flog erst während des Kommunismus über die Atmosphäre, vierhundert Jahre vor dem ersten Weltraumflug eines Phaetonen. Wir haben dafür nur drei Jahre gebraucht, also hundertdreißig Mal weniger. Und so war es in allen Technik- und Wissenschaftsbereichen, überall war es das Gleiche. Was sagt uns das?«
    »Der Fortschritt ging eben nicht so schnell voran.«
    »Ja, viel langsamer als bei uns. Ich habe zum Beispiel gelesen, dass sie die Elektrolyse fast tausend Jahre vor dem Erscheinen erster Elektromotoren entdeckt haben.«
    »Aber warum eigentlich? Denken sie etwa langsamer als wir?«
    »Ganz genau. Die Phaetonen sehen uns äußerlich ziemlich ähnlich, nur dass sie sehr kleinwüchsig sind. Außerdem sind ihre Augen größer als unsere, und die Stirn massiver. Und die Gedanken hinter dieser Stirn fließen nur langsam, so als wäre ihr Gehirn irgendwie faul. Ihre Bewegungen sind verlangsamt, ruhig, gemächlich und fließend. Und auch ihr gesamtes Leben, von unserem Standpunkt aus zumindest, geht ermüdend langsam voran. Sie selbst merken natürlich nichts davon - wir kommen ihnen zu schnell, zu stürmisch und hektisch vor, was unsere Worte und Taten angeht. Vielleicht denken sie sogar, dass wir immer nur sinnlos herum irren - unsere Hitzigkeit ist für sie unverständlich.«
    »Warum ist es überhaupt so?«
    »Weil die Lebensenergie und die Entwicklungsintensität in direkter Abhängigkeit zur Menge der Sonnenenergie steht, also zur Menge von Licht und Wärme, die der Planet von der Sonne bekommt. Phaetons Umlaufbahn war zu weit vom Zentrum des Sonnensystems entfernt - und das Leben darauf ist viel langsamer entstanden und hat sich unermesslich langsamer entwickelt als auf der Erde. Die Tatsache, dass es schließlich doch noch eine hohe Evolutionsstufe erreicht hat, kommt daher, dass die Phaetonen sich diesen Lebensbedingungen in allen anderen Beziehungen perfekt angepasst haben. Außerdem ist das Leben eine sehr hartnäckige Erscheinung und passt sich an alle möglichen Bedingungen an - nur dass die Langsamkeit der Evolution sich in diesem Fall auch auf die Gehirnentwicklung auswirkt. Das Gehirn eines Phaetonen ist viel träger als unseres.«
    »Das heißt, wir gehen genau denselben Weg schneller als sie?«
    »Ja. Und wir überholen sie die ganze Zeit, ich wollte sagen - wir holen sie immer weiter ein. Momentan sind sie uns immer noch voraus, aber nicht mehr weit.«
    »Moment mal, soweit ich verstanden habe, ist die heutige Erdwissenschaft auf dem Niveau der phaetonischen vor hunderttausend Jahren, oder etwa nicht?«
    »Ja, das stimmt, aber hör erst mal zu. Wenn Phaeton nicht zerstört wäre und seine Bewohner weiterhin im Sonnensystem leben würden, dann hätten sie uns bei ihrer langsamen Entwicklung um höchstens vier oder fünftausend Jahre überholt. Aber ihr weiteres Leben verlief nicht unter Sonnenlicht, sondern unter einem

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