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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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Gefährte und Freund, ist mein Urgroßvater. Mein Großvater und Vater waren auch Raumfahrer.«
    »Aber Sie sind doch älter als Maria Alexandrowna«.
    Wtorow zuckte die Schultern. »Bei Wtorows wurde der Sohn eben später geboren.«
    »In Moskau gibt es ein Denkmal zu Ehren der ersten Kosmonauten«, sagte Wladilen. »Dort können Sie auch Ihren Uropa finden.«
    »Das Denkmal kenne ich«, erwiderte Wtorow. »Das wurde noch vor unserem Abflug aufgestellt. Ich wusste nur nicht, dass es immer noch existiert.«
    »Übrigens, Wladilen, was ich schon immer fragen wollte«, sagte Wolgin. »Wie habt ihr die antiken Denkmäler eigentlich vor dem Verfall bewahrt?«
    »Genau weiß ich es auch nicht. Sie werden zuerst bestrahlt und dann mit einer speziellen farblosen Lösung überzogen - aber Iossi kann es dir viel besser erklären als ich. Ruf ihn am Teleoff an, wenn du willst.«
    »Und wo gehen wir jetzt hin?«, fragte Kotow.
    »Wo immer Sie hin wollen«, sagte Wladilen. »Ich bin nur in diese Richtung gegangen, weil ich Maria das Melnikow-Denkmal zeigen wollte.«
    Maria Alexandrowna dankte Wladilen mit einem Blick, wodurch Wolgin endgültig überzeugt war, dass sie die moderne Sprache mittlerweile wunderbar verstand - offenbar hatte Mary keine Zeit verloren und ihrer Freundin vieles beigebracht.
    »Dann können wir auch da lang gehen«, sagte Wtorow und zeigte gleich auf die erste Straße, die er sah.
    Leningrad war auch schon früher eine riesige Stadt gewesen — und jetzt war sie ein Supergigant. Die Freunde irrten fünf Stunden lang umher, gingen von einer Straße zur anderen, überquerten Plätze, stiegen mit beweglichen Gehsteigbändern auf die Brücken und zu den Spiralbahnstationen, befanden sich aber nach Wladilens Worten nach wie vor »nicht weit von Zuhause.« Von den Brückenbögen eröffnete sich eine gewaltige Aussicht, aber bis zum Horizont sah man nur die Stadt und nichts als die Stadt, die kein Ende und keinen Rand zu haben schien.
    »Ich habe Hunger«, verkündete Krischewskij.
    Wladilen fragte einen Passanten, der ihm die Richtung zeigte. Ein Speiselokal war ganz in der Nähe. Über dem Eingang schwebten scheinbar in der Luft und durch nichts gehalten die Buchstaben einer kurzen Aufschrift.
    »Lies mal«, bat Oserow Wolgin.
    »Nahrung«, übersetzte der.
    »Nicht sehr schön«, bemerkte Xenia. »Die hätten auch ruhig >Speiserestaurant< oder >Cafe< hinschreiben können. >Nahrung!< Irgendwie zu eindeutig.« »Aber dafür unmissverständlich«, lachte Wiktor.
    »Ja, klar. Dann doch lieber gleich Nahrungspunkt.«
    Das realistische Vorgehen der Menschen aus dem neunten Jahrhundert gefiel keinem so richtig. »Gehen wir uns ernähren«, schmunzelte Kotow.
    Von innen war der Lokal aber so schön, dass es keine Kritik mehr gab. Der riesige Raum unter einer durchsichtigen Kuppel war mit einer Unmenge Zierpflanzen sowie ganzen Blumenbeeten geschmückt. Die Esstische in allen möglichen Größen versteckten sich im Grün, und die Luft war voller Meeresgerüche, Ozon und Jod. Es waren nur wenige Besucher da, und die Freunde fanden sofort einen Tisch, an den sich ohne Probleme fünfzehn Personen setzen konnten. Auf dem Tisch lag ein dickes Buch.
    »Ein umfangreiches Menü«, bemerkte Wolgin auf Russisch, als er sich davon überzeugt hatte, dass dieses Buch eine Liste von Speisen und Getränken war.
    »Und wenn wir zum Beispiel etwas wollten, das nicht in diesem Menü steht?«, interessierte sich Xenia.
    »Ich habe solche Versuche schon durchgeführt«, antwortete Wolgin. »Nur dass es nicht in solchen Restaurants war, sondern zu Hause. Ich habe immer alles bekommen, was ich wollte - dafür muss man nur erklären, was man will.«
    »Und wem soll man es erklären?«
    »Einfach das Nahrungswerk über das Taschenteleoff anrufen. Das Warten dauert nie länger als zehn Minuten.«
    »Dann können wir uns genauso gut auch auf dieses Menü beschränken«, sagte Wtorow. »Ich bin sicher, darin wird sich alles Mögliche finden. Dmitrij Alexandrowitsch, Sie kennen die moderne Küche besser als wir - suchen Sie für uns etwas aus.«
    Wtorow konnte sich nach wie vor nicht daran gewöhnen, Menschen auf moderne Art nur mit Vornamen anzusprechen. Mary und Wladilen wurden von ihm nur deshalb mit Namen an gesprochen, weil sie offenbar keine Vatersnamen hatten - er hatte es zwar einmal versucht, Mary mit »Mary Lucijewna« anzureden, doch darauf lachte die junge Frau so herzlich, dass Wtorow errötete und es nachher nicht mehr riskieren

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