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Die Rueckkehr der Phaetonen

Titel: Die Rueckkehr der Phaetonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgi Martynow
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>privat< hätte man längst vergessen.«
    »Es ist keineswegs schlechter als die anderen Wörter und bedeutet das, was es bedeuten muss. Man kann auch >persönlich< sagen - das ist genau das Gleiche.«
    »Die Wörter bleiben, aber ihre Bedeutung ändert sich«, bemerkte Kotow.
    »Ganz genau.«
    Als alle mit ihren Portionen fertig waren, sagte Wladilen laut: »Es kann abgeräumt werden!«
    Der Rahmen, wie er den mittleren Tischteil nannte, verschwand wieder -aber diesmal senkte er sich nicht so schnell wie vorher, und alle konnten seine Bewegung beobachten. An seiner Stelle erschien sofort ein anderer Rahmen, der leer und sauber war.
    »Ich würde gerne sehen, wie alles dort unten passiert«, sagte Kotow.
    »Ich denke, das kann man arrangieren. Aber man darf in den Betriebsraum nicht ohne einen Techniker gehen«, erklärte Wladilen.

2
    »Und dennoch glaube ich, dass auf den Straßen nicht mehr so viele Menschen sind wie früher«, bemerkte Wtorow, als sie aus dem Restaurant gingen. »Die Einwohnerzahl müsste doch seit unserer Zeit mehrfach angewachsen sein, und trotzdem gab es früher viel mehr Fußgänger.«
    »Es ist gerade Arbeitszeit«, erwiderte Mary. »Die meisten sind bei der Arbeit. Und was die Einwohnerzahl angeht, so lebten vor einem halben Jahr achtzehn Millionen vierhunderteinundvierzigtausend Menschen in Leningrad.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Das gehört zu meiner Arbeit. Ich habe vorher in einem Statistikamt gearbeitet — um die Menschen mit allem Nötigen zu versorgen, muss man die genauen Einwohnerzahlen kennen. Es wird ständig nachgezählt - ansonsten kann die Produktionsmenge entweder zu klein oder zu groß werden.«
    »Die Betriebe arbeiten doch sicher nicht immer mit voller Leistung, oder?« »Natürlich nicht. Es muss immer Reservekapazitäten geben, für den Fall einer plötzlichen Vergrößerung der Einwohnerzahl zum Beispiel. Aber manchmal muss man die Betriebe auch voll auslasten - nur geschieht das zum Glück ziemlich selten.«
    »Und was macht man in solchen Fällen? Baut man etwa neue Werke?«
    »Manchmal. Es ist aber nicht so einfach - an einem Tag kann man wohl kaum ein Werk bauen. Wenn die Einwohnerzahl die Stadtkapazität zu sprengen droht und es keine Zeit zum Bau neuer Häuser und Betriebe gibt, macht man die Stadt zu, das heißt, man sagt allen, die einreisen wollen, dass es keinen Platz mehr gibt. Oder man wendet sich an die Anwohner mit der Bitte, in eine andere Stadt umzuziehen. Normalerweise kommen viel mehr Menschen dieser Bitte nach als nötig - es ist doch niemand an seinen Arbeitsplatz gebunden, man kann überall arbeiten. Momentan hat Leningrad zum Beispiel Reservekapazitäten für anderthalb Millionen Menschen.«
    »Woher wissen Sie das denn wieder?« Wtorow schmunzelte.
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass die Statistik mein Beruf ist, und ein Lieblingsberuf dazu. Jetzt arbeite ich zum Beispiel nicht in meinem Fachgebiet
    - man hat mich Dmitrij zugeteilt, und nun auch Ihnen. Aber ich bin einfach daran gewöhnt, mir jeden Tag aktuelle Berichte anzusehen.«
    »Und Sie merken sie sich auch.«
    »Unfreiwillig, ja. Die Mitarbeiter der Statistikämter brauchen immer ein gutes Gedächtnis.«
    »Also halte ich dich von deiner Lieblingsbeschäftigung ab«, sagte Wolgin. »Tut mir wirklich Leid.«
    »Ach, was. Ich habe meine Dienste doch selbst angeboten - für die Tochter von Lucius ist es nur natürlich. Und außerdem ist jede Arbeit angenehm, wenn sie einen Nutzen hat.«
    »Du hältst den Aufenthalt bei mir für Arbeit?«
    »Ist es denn nicht so? Der Dienst, den ich mache, ist doch nicht für persönliche Zwecke, sondern für die Öffentlichkeit.«
    Vor dieser Offenherzigkeit war Wolgin entrüstet. »Wenn es so ist«, sagte er, »dann sind auch wir, die nichts tun, sondern nur eine Stadt besichtigen, mit einer Arbeit beschäftigt.«
    »Bei euch ist es zwar etwas Besonderes, aber eigentlich stimmt das. Ihr seid mit gemeinnütziger Arbeit beschäftigt - ihr macht euch mit der Lebensweise der Gemeinschaft bekannt, in der ihr nun leben werdet. Man könnte euch mit Jugendlichen vergleichen, die noch nicht arbeiten, sondern lernen. Und über die kann man keineswegs sagen, dass sie nichts tun.«
    »Angenommen, du sitzt gerade im Sessel und liest ein Buch, oder hörst dir eins über das Lesegerät an«, mischte sich Wladilen ein. »Was, denkst du, ist es, das du gerade machst?«
    »Ich ruhe mich aus.«
    »Nicht ganz. Ein Buch erweitert dein Blickfeld und gibt dir

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