Die Rueckkehr der Phaetonen
Erde entfernt. In der Vergangenheit, als die Beschleunigung durch körperliche Grenzen beschränkt wurde, hätte der Flug einige Monate oder sogar Jahre gedauert, aber jetzt kann die Beschleunigung beliebig sein, weil die Passagiere nichts davon mitbekommen. Die Raketengleiter, die sich zwischen Erde und Mars bewegen, legen eine Weghälfte mit positiver Beschleunigung zurück und die andere mit negativer. Und diese Beschleunigung ist wirklich gewaltig. Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaube, der Flug über zweihundert Millionen Kilometer dauert ungefähr sechzehn Stunden.«
»Waa-as?!«
»Ich sagte >ungefähr<. Warte, ich sag’s dir gleich genau.« Wladilen dachte ein paar Sekunden nach und sagte dann: »Ja, ich hab Recht. Fünfzehn Stunden, siebenundvierzig Minuten und zwei Sekunden.«
Wolgin hatte es bereits öfter bemerkt, dass moderne Menschen mit rasender Schnelligkeit Berechnungen im Kopf durchführen konnten, die für die Menschen seiner Generation ohne Papier und langes Rechnen unmöglich gewesen wären. Es war für ihn nicht mehr erstaunlich, dass Wladilen die genaue Zahl so schnell genannt hatte, aber die Zahl selbst, die Zeit für einen interplanetaren Flug, verblüffte ihn zutiefst. »Du hast doch selbst gesagt, dass du die genaue Entfernung nicht kennst«, sagte er schließlich.
»Ich habe mich genau erinnern können.«
»Das kann doch nicht sein. Sechzehn Stunden!«
»Naja, das ist eigentlich immer noch zu lang. Aber bis jetzt können die Raketengleiter keine größere Beschleunigung erreichen. Noch nicht.«
»Na, wenn es so ist...«
»Dann flieg doch einfach hin. Du warst noch nicht dort, und ich bin mir sicher, dass es für dich sehr interessant wird. Ich denke, Wiktor und die anderen kommen mit Vergnügen mit dir.«
»Und du?«
»Wenn du willst, kann ich auch mitkommen. Ich stehe immer zu deiner Verfügung.«
»Also, das ist der Grund«, sagte Wolgin nachdenklich. »Wtorow hat sich sehr gewundert, dass sie den Phaeton im Wega-System nicht gefunden haben. Und in Wirklichkeit ist er gar nicht mehr dort.«
»Stimmt genau. Die >Lenin< hatte den Auftrag, den Stern 61 im Sternbild Schwan zu erreichen und auf dem Rückweg Neuphaeton zu finden und zu klären, warum die Phaetonen nicht auf das abgeschickte Signal geantwortet haben.«
»Sag mal, unterscheidet sich die Steuerung eines Raketengleiters sehr von der eines Arefs?«
»Sie ist fast dieselbe, weil sie ebenfalls auf Bioströmen basiert. Aber die Navigation auf dem Weg verlangt natürlich spezielle Kenntnisse.«
Teil 3 - Gast aus der Tiefe
Kapitel 1
1
»Igor Sacharowitsch lädt zu einem Spaziergang in der Stadt ein«, sagte Oserow. »Was ist mit dir, kommst du mit?«
»Du meinst wohl zu einem Spazierflug über der Stadt«, schmunzelte Wolgin. »Spazieren gegangen ist man wohl eher zu unseren Zeiten.«
»Nein, ich meine genau das, was ich gesagt habe. Ein Spaziergang zu Fuß.«
»Dann mit Vergnügen. Und wer kommt sonst noch mit?«
Die Frage war berechtigt. Wenn man früher überallhin zusammen gegangen war, so war die große Gruppe nach der Rückkehr der Kosmonauten nach Leningrad in kleinere zerfallen. Der große Aref war unbequem geworden, und man hatte ihn durch drei kleinere ersetzt, die viel beweglicher und manövrierfähiger waren. Und dann kam einfach und natürlich auch der Unterschied von Charakteren und Geschmäckern zum Vorschein - die Entdeckungsreisen wurden zu verschiedenen Orten durchgeführt, und zusammen kamen die fünfzehn Menschen nur abends, wenn alle wieder nach Hause zurückkehrten. Wtorow, Kotow und Fjodorow, die einige alte Sprachen beherrschten, konnten sich nun ziemlich gut in der modernen verständigen und brauchten Wolgins Dienste so gut wie gar nicht mehr, und einen Aref steuern konnten mittlerweile alle. Die Reiserouten wurden immer am Vortag festgelegt, und die Besatzungen dreier Arefs wechselten sich jeden Tag ab.
Am meisten flogen Wtorow, Krischewskij und natürlich Wladilen und Wiktor Oserow mit Wolgin zusammen. Die unzertrennlichen Mary und Melnikowa waren dagegen nur einmal mit ihm zusammen geflogen. Maria Alexandrowna mied immer noch Wolgins Gesellschaft - zu seinem großen Bedauern, denn er selbst wollte sie so oft wie möglich sehen. Und was Wiktor anging, so wollte er sich nicht einmal wegen Xenia Stanislawskaja von Dmitrij trennen. Die Krankheit des jungen Navigators hatte sich einigermaßen abgeschwächt, war aber noch nicht endgültig besiegt worden. Wolgins Anwesenheit tat sehr
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